13.04.2014 10:25 Uhr

Ratloses Hamburg unter Schockstarre

HSV-Trainer Mirko Slomka konnte mit seinem Team in Hannover nicht punkten. Foto: Nigel Treblin
HSV-Trainer Mirko Slomka konnte mit seinem Team in Hannover nicht punkten. Foto: Nigel Treblin

Über seine Gefühle wollte Mirko Slomka nicht weiter reden. "Was soll ich noch sagen? Ich bin enttäuscht, das reicht doch", polterte der Fußball-Lehrer des Hamburger SV nach seiner völlig misslungenen Rückkehr nach Hannover.

Und nach einer kleinen Pause schob der ehemalige 96-Trainer noch zwei schwer einzuordnende Worte hinterher: "Enttäuscht genug." Slomkas schlechte Laune war verständlich. Sein neuer Club hatte gegen seinen alten 1:2 (0:1) verloren und dabei auch noch so schlecht gespielt wie zuletzt unter Vorgänger Bert van Marwijk. Die Leistungen vom Samstag zugrunde gelegt, wird es für Slomka in der kommenden Saison keine Rückkehr nach Hannover geben - denn dann spielt der HSV in der 2. Liga.

Direkt nach dem Schlusspfiff hatte Slomka fluchtartig den Innenraum verlassen. Für einen Handschlag hatte der langjährige 96-Coach zunächst keine Zeit und eilte in die Katakomben, während seine ehemaligen Spieler ihren Sieg ausgelassen feierten. "Sie sind weit weg - und wir sind im Keller", sagte der Coach später.

Hannover überrennt hilflosen HSV

Sein Nachfolger Tayfun Korkut hatte Slomka ausgetrickst, die 96-Taktik umgestellt und Kapitän Lars Stindl erstmals als hängende Spitze eingesetzt. Der Kniff funktionierte. 96 war zudem die aggressivere und leidenschaftlichere Mannschaft, weshalb Slomka seinem Team "eine unterirdische Zweikampfbilanz" attestierte.

Hannover steckte auch den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Hakan Calhanoglu (48.) weg. Die Tore des überragenden Stindl (9.) und des quirligen Didier Ya Konan (86.) spiegeln die Überlegenheit der Hannoveraner nur unzureichend wider. Allein der starke Keeper René Adler verhinderte Schlimmeres.

"Das konnte ich mir vorher nicht vorstellen, dass wir so auftreten", gab Slomka zu: "Wir waren ein bisschen überrascht." Seine ehemaligen Spieler "haben unser Mittelfeld quasi überlaufen. Wir haben uns nicht darauf eingestellt."

Hamburger Ratlosigkeit überall

Der HSV spielt nach neun Partien unter Slomka vor allem in fremden Stadien genauso enttäuschend wie unter den Vorgängern. Und auch für Slomka selber war die Niederlage die Fortsetzung einer ungewöhnlichen Serie: Der 46-Jährige hat alle Auswärtsspiele der laufenden Saison verloren, zunächst acht mit Hannover und nun auch noch vier mit dem HSV.

"Die Leistung ist für mich völlig unverständlich", sagte Manager Oliver Kreuzer: "Warum das so ist, muss man die Spieler fragen. Ich kann das nicht beantworten." Der Sportdirektor, der zweimal mit Trainerwechseln die Wende versucht hat, wirkte wie Slomka ratlos: "Was soll ich sagen?"

Slomka bleiben nur Durchhalteparolen

Die Ausgangslage im Abstiegskampf hat sich für die Hamburger weiter zugespitzt, weil Konkurrenten wie Hannover sich inzwischen abgesetzt haben. Der HSV hat zudem ein schweres Restprogramm mit vier Gegnern aus der oberen Tabellenhälfte und weiterhin Verletzungspech. Torjäger Pierre-Michel Lasogga droht wegen eines Muskelfaserrisses ebenso länger auszufallen wie der in Hannover früh ausgeschiedene Heiko Westermann (Oberschenkel). Auch Rafael van der Vaart (Oberschenkel) und Torwart Adler (Knie) verließen Hannover mit Verletzungen.

"Wir haben auch vorher schon Niederlagen wie in Gladbach erlitten und sind zurückgekommen", sagte Slomka und gab die Durchhalteparole aus: "Weiterkämpfen!" Etwas anderes bleibt dem HSV auch nicht übrig.

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dpa

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