11.04.2014 11:54 Uhr

Topspiel: Prestige statt Brisanz

Die Szene des Hinspiel: Bayerns Mario Götze trifft zur 1:0-Führung gegen seine Ex-Kollegen. Foto: Federico Gambarini
Die Szene des Hinspiel: Bayerns Mario Götze trifft zur 1:0-Führung gegen seine Ex-Kollegen. Foto: Federico Gambarini

Joachim Löw kommt - aber wen und was wird er sehen? Für den Bundestrainer ist das Kräftemessen zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ein Pflichttermin, auch wenn es im Topspiel der Bundesliga ausnahmsweise nur ums Prestige geht.

"Das ist eine besondere Paarung, ich freue mich immer sehr drauf", sagte Löw vor dem von ihm erhofften Massenauflauf deutscher WM-Aspiranten von Philipp Lahm bis Marco Reus am Samstag in der mit 71.000 Zuschauern ausverkauften Münchner Arena.

Die Vereins-Bosse sorgten mit ihrem Zank um einen eigentlich längst vergessenen Bayern-Kredit an den BVB für ein wenig Zündstoff im Vorfeld. Sogar das traditionelle Essen der Klub-Oberen am Spieltag soll ausfallen. Wie aggressiv es auf dem Rasen zur Sache gehen wird, ist angesichts der fehlenden Brisanz eines Titelduells ungewiss.

Brisanz um Seitenwechsler

Schiedlich-friedlich aber wird es bestimmt nicht zugehen. Hier der Ex-Dortmunder Mario Götze, da der künftige Münchner Robert Lewandowski - schon einzelne Personalien sorgen für Gesprächsstoff - und verlieren will sowieso keiner. "Es ist das absolute Spitzenspiel, weil zwei Topmannschaften aufeinandertreffen, die sich in der Vergangenheit immer große Duelle geliefert haben", meinte Bayern-Kapitän Philipp Lahm.

"Natürlich wollen wir gewinnen", versicherte Matthias Sammer. Doch selbst der für seinen Ehrgeiz berüchtigte Sportvorstand des FC Bayern, der sich mit BVB-Coach Jürgen Klopp erst vor einem Jahr in Dortmund heftige Temperaments-Scharmützel an der Seitenlinie lieferte, fügte ein großes Aber hinzu: "Prestige ist gut und schön. Wir können aber nicht mehr als deutscher Meister werden."

Sportlich geht es für Dortmund angesichts des Fernduells mit dem Erzrivalen FC Schalke um Platz zwei und der direkten Qualifikation für die Champions League eigentlich um mehr, wie auch BVB-Coach Klopp bestätigte: "Die Bundesligasaison ist nur für eine Mannschaft vorbei - für Bayern München." Trotzdem kommt das Kräftemessen in München für die verletzungsgeplagte Borussia zur Unzeit. Klopp sprach ironisch von einem "sensationell guten Zeitpunkt zwischen Real Madrid und VfL Wolfsburg".

Kein Alles-oder-Nichts-Spiel

Weder Klopp noch Bayern-Kollege Pep Guardiola werden das Prestigeduell wie ein Alles-oder-nichts-Spiel angehen. Die beiden Cheftrainer werden vielmehr die Aussicht auf ein Titel-Duell der beiden deutschen Topklubs am 17. Mai in Berlin im Visier haben. "Wir werden dieses Spiel so gut wie möglich vorbereiten. Unser wichtigstes Spiel aber ist Kaiserslautern", sagte Guardiola mit Blick auf das Pokal-Halbfinale am Mittwoch gegen den Zweitligisten aus der Pfalz.

Schon einen Tag früher muss die Borussia im ersten Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg ran. "Das ist unsere einzige Chance auf ein Endspiel", äußerte Klopp vielsagend. Der BVB-Coach steckt wenige Tage nach dem unglücklichen Champions-League-K.o. gegen Real Madrid in einer Zwickmühle. Er dürfte zumindest mit dem Gedanken spielen, Stars wie Lewandowski, Reus oder Hummels in München zu schonen. "Wir werden genau hingucken, wer den Eindruck macht, als könnte er - und wer kann nicht", erläuterte Klopp.

Man wolle "mit Herz und Verstand" nach Berlin, betonte auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke: "Der Trainer wird keinen Spieler an den Rand der Erschöpfung führen." Egal, welche Formationen Guardiola und Klopp schließlich auf den Rasen schicken werden, 90 Minuten Langeweile muss niemand befürchten. "Es wird schon einiges auf dem Platz ablaufen", prophezeite Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge - trotz DFB-Pokals und 20 Punkten Unterschied in der Bundesliga-Tabelle.

dpa

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