26.03.2014 11:38 Uhr

Bacca: Besser als Bale und Neymar

In der 90. Minute machte Bacca gegen Freiburg mit dem 2:0 endgültig den Sack zu. (Foto: Imago)
In der 90. Minute machte Bacca gegen Freiburg mit dem 2:0 endgültig den Sack zu. (Foto: Imago)

Beim FC Sevilla stellt er neue Rekorde auf, in der kolumbianischen Nationalmannschaft könnte er bei der WM Falcao ersetzen. Carlos Bacca, der erst mit 22 seinen ersten Profivertrag unterschrieb, ist in Spanien auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere angekommen.

Im Achtelfinalrückspiel der Europa League zwischen Real Betis und dem FC Sevilla wird im Benito Villamarín jeder Ballkontakt der Gäste mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert. Sevilla ist bis zur 75. Minute in der zweiten Halbzeit offensiv kaum in Erscheinung getreten. Dann schnappt sich Marko Marin im Mittelkreis den Ball und dribbelt dem bulligen Alfred N'Diaye einen Knoten in die Beine. Mit einem schönen Zuspiel setzt er auf dem Flügel Linksverteidger Alberto Moreno in Szene. Der schaut kurz hoch und bringt das Leder flach an den Elfmeterpunkt, wo sich Carlos Bacca im Rücken von Jordi Figueras davongeschlichen hat und mit dem 0:2 das Hinspielergebnis egalisiert. Der FC Sevilla soll am Ende ins Viertelfinale einziehen.

Auch in der Liga zeigte sich Carlos Bacca zuletzt in Torlaune. Gegen Osasuna erzielte er den zweiten Treffer für die Rojiblancos, der zum Auswärtssieg reichen sollte. Der Kolumbianer ist noch vor Reals Gareth Bale und Barças Neymar der treffsicherste Debütant der Primera-División-Saison 2013/2014: Zwölf Tore konnte Sevillas Nummer 9 bereits erzielen, während der Waliser aktuell zehn, der Brasilianer gar nur sieben Treffer auf seinem Konto hat.

Gewinner im internen Vergleich

Kritische Stimmen mögen behaupten, dass Bacca als klassischer Mittelstürmer zu mehr Torchancen kommt als die beiden Flügelspieler. Doch der Kolumbianer gewinnt auch den internen Vergleich mit Sevillas ehemaligen Topstürmern. Bereits nach dem 29. Spieltag hat Bacca mehr Tore erzielt als alle seine namhaften Vorgänger in ihrer Premierensaison in Spanien.

Ein gewisser Toni Polster schaffte es zum Beispiel "nur" auf neun Treffer in der Liga. Ivan Zamorano traf ebenfalls neunmal ins Schwarze, während Davor Šuker oder Frederic Kanouté jeweils nur sechsmal erfolgreich waren. Ein solcher Start in Spanien ist also keine Selbstverständlichket. Dabei hatte Bacca bis 2012 in Europa niemand auf dem Zettel.

Vom Fahrscheinkontrolleur in die Primera División

"Fußballspieler zu werden, war einer meiner Kindheitsträume. Die Türen standen mir nicht von Beginn an offen, aber immer, wenn ich auf dem Feld stand, versuchte ich, mein Bestes zu geben. Meine Chance kam spät, aber Gott gibt sie dir, wenn du gut vorbereitet bist", sagt der gläubige Katholik heute im Alter von 27 Jahren. Mit 20 arbeitete der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Bacca neben dem Fußballspielen als Fahrscheinverkäufer in einem Bus, um mit dem Geld seiner Familie zu helfen.

Über die zweite venezolanische Liga führte sein Weg zurück zu seinem Heimatverein Barranquilla FC ins kolumbianische Unterhaus, wo er 2008 als Torschützenkönig Erstligist Atlético Junior auf sich aufmerksam machte. Dort unterzeichnete er im Alter von 22 Jahren seinen ersten Profivertrag. Vor seinem Wechsel nach Europa sollte der "Spätzünder" mit Atlético Junior in Kolumbien noch einmal Apertura- und einmal Clausura-Champion werden.

Über Europa zur WM nach Brasilien

Mit 24 kam Carlos Bacca zum FC Brügge nach Belgien. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten wurde er dort in der Saison 2012/2013 bester Schütze und stand bald auch bei europäischen Topklubs auf dem Zettel. Für rund sieben Millionen Euro sicherte sich der FC Sevilla im Sommer 2013 nach dem Abgang von Álvaro Negredo die Dienste des Torjägers. "Ich bin sehr glücklich und danke Gott dafür, diese Chance zu bekommen. Es ist ein Traum, in "La Liga" und bei einem großen Klub wie dem FC Sevilla zu spielen", so Bacca in einem Interview mit der "Marca".

Seine guten Leistungen in Belgien hatte auch der kolumbianische Nationaltrainer José Pekermán zur Kenntnis genommen. Meist bekamen jedoch andere den Vorzug. Nach der Verletzung von Starstürmer Falcao, der womöglich nicht bis zum Turnierbeginn fit wird, stehen die Chancen des formstarken Mittelstürmers aus Puerto Colombia, mit nach Brasilien zu fahren, besser denn je. Doch Bacca weiß: "Es gibt in der Nationalmannschaft einen gesunden Konkurrenzkampf. Aber ich glaube an mich, da es bei mir momentan sehr gut läuft."

Carlos Bacca ist also in einer der stärksten Ligen Europas angekommen. Am Mittwochabend hat er wieder die Gelegenheit, sich für den WM-Kader der Kolumbianer, die seit 16 Jahren zum ersten Mal wieder bei einer Endrunde dabei sind, zu empfehlen. Diesmal kann er sich im direkten Duell mit Gareth Bale, einem weiteren Ligadebütanten, messen. Ab 22:00 Uhr berichten wir im weltfussball-Liveticker vom Spiel zwischen dem FC Sevilla und Real Madrid.

Thomas Malzacher

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