11.03.2014 08:25 Uhr

Nach Geständnis: 2. Tag im Hoeneß-Prozess

Uli Hoeneß vor dem Beginn des Prozesses
Uli Hoeneß vor dem Beginn des Prozesses

Nach dem spektakulären Millionen-Geständnis von Uli Hoeneß in seinem Steuerprozess beschäftigt sich das Landgericht München mit den umfangreichen neuen Unterlagen. Befragt wird eine Steuerbeamtin, die die Akten derzeit unter die Lupe nimmt.

Hoeneß und seine Anwälte hatten die Informationen erst kurz vor dem Prozess an das Gericht weitergeleitet - und damit sogar die Staatsanwaltschaft überrascht. Die hatte dem Präsidenten des FC Bayern München in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Nach dem ersten Prozesstag aber ist klar: Das war nur die Spitze des Eisbergs. Hoeneß hat völlig unerwartet selbst eingeräumt, rund das Fünffache hinterzogen zu haben. 18,5 Millionen Euro hat er nach eigenen Angaben dem deutschen Fiskus vorenthalten.

Wie es nun genau im Prozess weitergeht, ist unklar. Soviel aber ist sicher: Schon als nur 3,5 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern im Raum standen, drohte Hoeneß schlimmstenfalls eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Die Ausgangslage hat sich für ihn nach Bekanntwerden der riesigen Summe wohl kaum verbessert.

Letzte geladene Zeugin

Die Finanzbeamtin, die aussagen soll, ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon am 13. März das Urteil gegen den Fußball-Funktionär zu verkünden. Ob sich durch das überraschende, weitreichende Geständnis etwas am Zeitplan ändert, war nach Angaben des Gerichts zunächst unklar. Gespannt wird nun verfolgt, ob eine Tendenz zu erkennen ist, inwieweit die von Hoeneß gestandenen neuen Millionenbeträge die Verhandlung beeinflussen.

Unterdessen kommen aus Politik und Kirche nach dem Millionen-Geständnis deutliche kritische Worte. Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte in der "Rheinischen Post" den sofortigen Rückzug von Hoeneß vom Präsidenten-Amt bei Fußball-Rekordmeister Bayern München. Hoeneß habe Steuern in einem unvorstellbaren Ausmaß hinterzogen, sagte Riexinger. "Er kann nun keinesfalls weiter an der Spitze des FC Bayern bleiben. Ehrlich machen heißt zurücktreten."

"Nicht erst stehlen und dann feiern lassen"

Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) zeigte sich in den "Ruhr Nachrichten" "fassungslos". Niemand habe das Recht, selbst darüber zu entscheiden, wie er Steuergelder verwende, die der Allgemeinheit zustünden: "Man kann nicht erst dem Fiskus Geld stehlen und sich dann anschließend dafür feiern lassen, was man damit für Wohltaten geleistet hat", sagte Walter-Borjans.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, warnte in den "Kieler Nachrichten" vor einer Sondermoral für Prominente. Schneider sagte, beim Prozess in München gehe es auch um den einheitlichen ethischen Bewertungsmaßstab. "Trotz aller Verdienste um den deutschen Fußball: Daraus den Anspruch auf eine andere Moral abzuleiten, geht nicht."

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dpa

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