05.03.2014 09:54 Uhr

Exoten und Weltmeister - Uruguay in Wien

Symbolbild: So präsentierte sich das das Nationalteam Uruguays um 1950
Symbolbild: So präsentierte sich das das Nationalteam Uruguays um 1950

Das heutige Freundschaftspiel zwischen Österreich und Uruguay ist nicht die erste sportliche Begegnung der beiden Fußball-Länder. Bereits im Jahr 1925 konnte man, auf Einladung des First Vienna FC, eine Mannschaft aus Uruguay in Wien begrüßen.

"Uruguay in Wien", titelte das "Illustrierte Österreichische Sportblatt". Genauer gesagt war es das nationale Fußball-Aushängeschild "Club Nacional de Football Montevideo", welches sich damals auf einer ausgiebigen Europa-Tournee befand und die blau-weißen Zelte auch in Wien aufschlug.

Die Rahmenbedingungen in Österreichs Fußball schienen damals ideal zu sein: Die erste Profisaison neigte sich dem Ende zu. Österreich konnte sich zu Recht als europäischer Fußball-Pionier bezeichnen, initiierte man doch 1924 die erste kontinentale Profi-Meisterschaft in Europa. Kurz vor dem Besuch der Urus feierte die Hakoah den ersten Profimeistertitel.

Die "Exoten" auf Wienbesuch

Da das Gästeteam durchwegs aus Nationalspielern bestand, die ein Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen 1924 in Antwerpen Gold für ihr Land im Fußball-Bewerb holten, nannte man den Club Nacional in heimischen Medienkreisen kurzerhand "Uruguay". In dieser Zeit galt ein Fußballklub wie Nacional, wie auch das Nationalteam aus Uruguay, als "exotisch", wobei man seitens der Sportjournalisten über die Erfolge und Spielstärke der Akteure aus Montevideo Bescheid wusste.

Vor allem der Olympiasieg von Uruguay veranlasste die rot-weiß-rote Fußballszene zu hohen Erwartungen. Besonders Jose Leandro Andrade wurde in Presseberichten als Fußball-Superstar gepriesen. Vom weltbekannten Rasen-Rastelli erhoffte man sich Glanzleistungen – am Ende kamen die Zuschauer umsonst zur Hohen Warte. Andrade reiste nicht nach Wien, er erkrankte kurz vor der Abfahrt von Paris nach Wien und blieb deshalb kurzerhand in der französischen Metropole. Böse Zungen behaupteten, dass Andrade lieber das Pariser Nachtleben genoss, statt in Wien sich bestaunen zu lassen.

Kein Weltwunder auf der Hohen Warte

Als das Spiel am 11. Juni 1925 auf der Hohen Warte angepfiffen wurde, bekam das Wiener Publikum eine furios startende Gästemannschaft zu sehen. Nacional bestach durch schnelle Angriffe und versetzte die Vienna-Kicker mit einem sehenswerten Kombinations-Spiel ins Staunen. Beim Abschluss hatten die Gäste aber sichtlich Probleme: "So schön eben die Technik im Felde war, so unsicher war der Schuß", schrieb das "Illustrierte Österreichische Sportblatt". Nach der überraschenden Führung der Vienna gelang den "Weltmeistern" doch noch der verdiente Ausgleich. Castro überlistete Torhüter Karl Ostriczek mit einem Heber.

Die Zeitungen (oben eine zeitgenössische Karikatur) reagierten tags darauf ernüchtert: "Wir haben in den Urugayern kein Weltwunder, aber eine ausgesprochen gute Fußballmannschaft kennen gelernt, die unseren Teams immer noch etwas zeigen kann, die aber auch in Wien noch manches lernen kann." Finanziell soll sich das Abenteuer mit den Fußballern aus Uruguay gelohnt haben. Rekordeinnahmen wurden der Vienna zugeschrieben, denn knapp 50.000 Zuseher säumten das Döblinger Stadion. "Die Sache war mit viel Lärm und Tamtam, manchmal ein wenig marktschreierisch, inszeniert, aber die Vienna behielt damit Recht und sie dürfte auf die immerhin sehr erheblichen Kosten reichlich gekommen sein."

Wien kann Uruguay nicht besiegen

Es sollte aber nicht die letzte Station in Österreich gewesen sein. Nacional reiste nach dem Test mit der Vienna Richtung Zürich, machte dazwischen aber noch Halt in Innsbruck, wo man eine dortige Auswahlmannschaft mit 6:0 abfertigte. Nach dem Züricher Testspiel, ließen sich die "Weltmeister" aus Südamerika zu einem weiteren Wien-Besuch überreden. Als Rapid eine Exhibition mit Nacional vereinbarte, schaltete sich der ÖFB kurzerhand mit in die Verhandlungen ein und erwirkte ebenfalls ein Freundschaftsspiel für die Wiener Auswahl.

Sportlich erwies sich die Rückkehr von Nacional für beide Vertreter Wiens jedenfalls erneut als negativ: Rapid verlor 1:2, ein zusammengewürfeltes Wiener Team unterlag sang und klanglos mit 0:2. Nacional verließ ungeschlagen Österreich, wobei eine Zeitung ihren Bericht wie folgt schließt: "Und die Uruguayer schleppten unsere guten österreichischen Schillinge waggonweise aus dem Lande."

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Christian Schreiber

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