Kult-Torhüter Sepp Maier wird 70

Weltmeister, Europameister, dreimal Europacupsieger der Landesmeister: Nur wenige deutsche Fußballer waren so erfolgreich wie Sepp Maier. Gemeinsam mit Beckenbauer & Co. prägte der Torhüter beim FC Bayern eine Generation. Am Freitag wird Maier 70 Jahre alt und hat noch immer "eine Gaudi".
Unsterblich ist Torwart-Ikone Sepp Maier nur in den Fußball-Geschichtsbüchern. "Es trifft jeden einmal, die Latte wird immer kürzer mit 70, dann 80: Dann musst du dein Grab ausgesucht haben", kommentiert der Weltmeister von 1974. Aber egal. "Solange man gesund ist und eine Gaudi hat, merkt man das Alter nicht", urteilte der Bayer.
Und Maier fühlt sich fit - auch fast sechs Jahre nach dem endgültigen Abschied vom FC Bayern. Jahrzehnte hatte er für die Münchner zunächst als Weltklassekeeper und später als Torwart-Trainer gearbeitet, ehe er im Mai 2008 mit seinem langjährigen Schützling Oliver Kahn Goodbye sagte. Vier Jahre zuvor hatte ihn der damalige Teamchef Jürgen Klinsmann schon aus dem Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft geschmissen - ein bedrückendes Erlebnis für den vierfachen Meister und Pokalsieger."
"Klinsmann hätte Kahn und mich nicht absetzen dürfen"
Maier, eigentlich eine Frohnatur, reagierte verletzt und gekränkt auf Klinsmanns Nachricht, "ich war schließlich fast 20 Jahre dabei". Sein Intimus Kahn verlor bei der Heim-WM 2006 in Deutschland schließlich auch noch seinen Stammplatz an den Rivalen Jens Lehmann. Klinsmann habe "gedacht, dass er mit seiner Entscheidung 2006 Weltmeister würde. Aber das war genau das Verkehrte: Er hätte Oliver Kahn und mich als Torwarttrainer nicht absetzen dürfen, dann wären wir Weltmeister geworden", behauptet Maier im "Kicker" forsch.
Seit seinem Austritt aus der Bayern-Familie bestimmt die Freizeit sein Leben. Das Fußballstadion ist längst nicht mehr Maiers Heimat, Spiele seines langjährigen Vereins oder der Nationalelf schaut er sich selten live an. Unterwegs ist Maier dennoch hin und wieder, nimmt Einladungen an und Werbetermine wahr. "Ich will gar keinen Ruhestand haben. Denn dann wird man alt, noch älter vom Geist her, meine ich", sagte der Kult-Torhüter einmal. "Wenn man nichts mehr plant in seinem Leben, kann man sich gleich eingraben lassen."
Mit Ausnahmeprofis wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Paul Breitner prägte er in den 70-er Jahren eine ganze Generation beim FC Bayern - es war die mit drei Europacupsiegen bei den Landesmeistern bis heute erfolgreichste Mannschaft. Krönungen waren der WM-Triumph 1974 im eigenen Land und der EM-Titelgewinn 1972, "das waren schon die Highlights in meinem Leben". Beckenbauer hatte ihn lange nach seiner Karriere 1987 auch zum Deutschen Fußball-Bund geholt, 1990 wurden die Weggefährten in Italien auch als Trainer gemeinsam Weltmeister.
Ein Autounfall beendete die aktive Karriere
Maier zog immer wieder auch die Aufmerksamkeit abseits des Platzes auf sich: Die "Katze von Anzing" wusste die Menschen als Entertainer zu begeistern, konnte Stadien unterhalten und machte Furore als Entenjäger auf dem Platz. Um lockere Sprüche war der gelernte Maschinenschlosser nie verlegen, harsch fiel nicht nur seine öffentliche Kritik am deutschen Trainerteam kurz vor der Heim-WM aus. Ein Diplomat war Maier nie.
Eigentlich hätte er auch als Profi noch länger spielen wollen als nur bis 35. Seine Laufbahn aber fand im Juli 1979 ein jähes Ende. Bei einem Autounfall wurde Maier schwer verletzt. "Das waren bittere Momente - aber ansonsten bin ich ein Glückskind", sagte er.
>> alle Länderspiele von Sepp Maier
apa