Mainz: Malli tritt aus dem Schatten

Fast verschüchtert erklomm Yunus Malli den Fanzaun zur Siegesfeier. "Es war was Neues und hat Spaß gemacht", sagte der 21-Jährige beischeiden.
Nach großartiger Vorarbeit von Nicolai Müller hatte er beim 2:0 (0:0) des FSV Mainz 05 gegen Hannover 96 zur Führung getroffen und den Weg zum Sieg geebnet. Malli besitzt alle Anlagen eines Spielmachers, doch stand ihm in seiner noch jungen Karriere das eigene Phlegma zu oft im Weg. "Ich hoffe, dass ihm das Tor hilft, auch unter Stress befreiter aufzuspielen", erklärte Trainer Thomas Tuchel, der nie verhehlt, dass er von Malli "noch mehr erwartet".
Der in Kassel geborene Mittelfeldspieler galt als Gewinner der Rückrunden-Vorbereitung. Der Durchbruch schien nahe. Dann verpflichteten die Mainzer in Ja-Ceol Koo den Wunschspieler von Tuchel. Für Malli kein Grund zur Resignation. "Ich kann von ihm lernen. Tuchel hat mich bestärkt, weiter an mir zu arbeiten. Meine Qualitäten liegen in der Offensive", meinte Malli, der im Abwehrverhalten noch zulegen muss.
Vorbereiter Müller
Sein eigenes Solo aus der eigenen Hälfte war für Müller nicht so wichtig. "Es freut mich für Yunus, dass er sich endlich mal belohnt hat. Es war sein Tor, er hat ihn reingemacht", betonte der Nationalspieler, der nach Verletzung wieder zur Hochform aufläuft. Tuchel adelte Müllers Aktion mit dem Prädikat "purer Wille". "Er hat ein tolles Signal gesetzt und sich als großartiger Mannschaftsspieler erwiesen", lobte der 05-Coach.
Die Mainzer bleiben mit 33 Punkten nach 21 Spieltagen in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen. Die Mischung aus Talent und Erfahrung stimmt bei den Rheinhessen. Wer Nationalspieler wie Koo, Eric-Maxim Choupo-Moting und Niki Zimling auf die Bank setzen kann und dafür die Jungspunde Johannes Geis (20), Benjamin Saller (21) und Malli aufbietet, demonstriert die Breite des Kaders. Gewohnheit soll das nicht werden. "Das soll nicht in Verschwendung ausarten", sagte Tuchel.
Hannover lange Zeit überlegen
"Hannover hatte lange die bessere Form", so Tuchel. Das habe schon die Überlegenheit von 96 beim Ballbesitz gezeigt. "Es war lange Zeit sehr zäh." Nach der Führung vergaben die Mainzer eine Vielzahl bester Chancen, erst in der Nachspielzeit (90.+3) gelang über Koo, Zimling durch Choupo-Moting der zweite Treffer. "Leidenschaft, Fleiß und Disziplin stimmen. Deshalb fühlt sich der Sieg wichtig an", so der Trainer. Der Erfolg stärke das Selbstbewusstsein vor den schweren Auswärtsspielen auf Schalke und in Leverkusen.
In Hannover ist nach der zehnten Auswärtsniederlage im elften Spiel die Tristesse zurück. Als "wegweisend" hatte Trainer Tayfun Korkut die Partie bezeichnet. Der von ihm ausgelöste Schwung nach der Amtsübernahme von Mirko Slomka scheint nach der zweiten Niederlage innerhalb von fünf Tagen verpufft.
"Ich verstehe gar nicht, wie Mainz das Spiel gewinnen konnte", meinte ein tief enttäuschter André Hoffmann, der aber bemängelte, dass "wir vorne nicht zwingend genug sind". "Wir haben die Punkte nur ungern abgegeben. Wir hatten eine coole erste Halbzeit, gute Strukturen gezeigt", erklärte Korkut. Grund zur Sorge sieht er nicht. "Es stehen noch genug Mannschaften hinter uns."
dpa