Deutschland » Bundesliga 2014/2015 » 17. Spieltag » Liveticker: Werder Bremen - Borussia Dortmund 2:1

Fazit:
Der SV Werder Bremen gewinnt das letzte Spiel des Jahres mit 2:1 gegen Borussia Dortmund und gibt die Rote Laterne ab. Fast über die gesamte Spielzeit haben die Gäste aus dem Ruhrgebiet wesentlich mehr Spielanteile und ohnehin viel mehr Ballbesitz gehabt. Gleich durch Bremens erste Aktion ist die Führung für die Hausherren entstanden, die sich dann konsequent zurückgezogen und clever verteidigt haben. Wie schon gegen Berlin oder Wolfsburg hat sich Dortmund ideenlos sowie inkonsequent im Angriff gezeigt, hinten eine Baustelle nach der anderen offenbart. Mit Werders Kontern ist der Vizemeister kaum fertig geworden. Selbst nach dem Anschlusstreffer durch Hummels ist der Funke nicht vollends übergesprungen. Sollte Freiburg morgen punkten, droht tatsächlich die Rote Laterne.
Vielen Dank für das Interesse und noch ein sportliches Wochenende. Bis zum nächsten Mal!

Abgebrüht tankt sich Selke bis zur rechten Eckfahne durch. Dort lässt er sich umstellen und in aller Ruhe festmachen. So tickt die Uhr erbarmungslos runter.

İlkay Gündoğans Eckstoß von der rechten Seite findet keinen Abnehmer. Auch die Brechstange scheint dem Vizemeister nichts zu bringen.

Innenpfosten! Fritz steckt durch zu Bartels, der sofort das Tempo anzieht. Gefühlvoll lupft Bartels den Ball aus vollen Lauf über Langerak hinweg. Vom Innenpfosten springt die Kugel zurück in den Strafraum und wird dann vom BVB weggedroschen.

In der Schlussphase werfen die Westfalen alles nach vorne. Dagegen verteidigt der SV Werder Bremen mit Mann und Maus. Drei Minuten plus Nachspielzeit sind noch zu absolvieren.

Selke wird vom Unparteiischen nach einer Grätsche gegen Schmelzer eindringlich ermahnt. Dass der Schiedsrichter bei einem eher harmlosen Foul so einen Aufstand macht, ist unverständlich. Den Zug, konsequent durchzugreifen, hat er längst verpasst.

Allmählich bilden sich kleine Risse im Beton, den die Bremer Abwehr angerührt hat. Häufig können Kagawa, Aubameyang oder Immobile vorne zum Zug kommen. Dabei generieren die Gäste zunehmend mehr Torraumszenen.

Dickes Ding für Dortmund! Das muss eigentlich der Ausgleich sein! Unbedrängt schießt Shinji Kagawa vom Elfmeterpunkt aus gefühlte zehn Meter über das Tor und verpasst es so, dass 2:2 zu erzielen. Am Spielfeldrand kann es Klopp nicht fassen. So freistehend hätte den selbst der Busfahrer über die Linie geschoben.

14 Minuten vor dem Spielende nimmt Jürgen Klopp Wechsel Nummer zwei vor. Mit Flügelflitzer Błaszczykowski wählt der Meister-Trainer die deutlich offensivere Variante. Mal sehen, was er reißen kann.

Junuzović muss nach einer Attacke von Kirch kurz behandelt werden. Dann beißt der Mittelfeldspieler auf die Zähne und spielt weiter. Das ist Einsatz.

Mitchell Langerak pflückt eine zu ungenaue Hereingabe von Davie Selke aus der Luft. Ist der Anschlusstreffer lediglich ein Strohfeuer gewesen oder hat er als Initialzündung fungiert?

Längst spielt Selke mit der BVB-Abwehr Katz und Maus. Von einer Seite läuft er zur anderen und zeigt Dortmund seine Riesen-Abspracheprobleme. Über die Feiertage haben die Westfalen ja genug Zeit, über die letzten peinlichen Auftritte nachzudenken.

Mats Hummels hat sein erstes Bundesliga-Tor gegen Werder Bremen erzielt, nämlich beim 3:3 im Weserstadion am 18. Oktober 2008. Heute könnte er ganz böse Erinnerungen von der Weser mitnehmen.

Tooor für Werder Bremen, 2:0 durch Fin Bartels
Unfassbar, aber wahr! Durch einen wenig weltmeisterlichen Patzer serviert Hummels dem Gegner das 2:0 auf dem Silbertablett. Selke tanzt den Nationalspieler rechts wie im Training aus, macht dann ein paar Meter nach vorne und hat das Auge für den freien Mitspieler. Vom rechten Strafraumrand legt Selke quer auf den heranstürmenden Fin Bartels. Humorlos schiebt der die Kugel zum 2:0 für die Bremer ein. Es kommt knüppeldick für Klopp und seine Mannen. Neben Hummels haben auch Piszczek und Schmelzer keine gute Figur gemacht.

Insgesamt ist das Spiel an der Weser deutlich hektischer geworden als im ersten Durchgang. Dadurch steigen auch die Fehlpässe. Während Dortmund an der knallharten SVW-Defensive verzweifelt, setzten die Gastgeber konsequent auf Konter.

Mittlerweile spielen die Gäste Chancen im Sekundentakt heraus. Vom rechten Strafraumeck gibt Wirbelwind Aubameyang an den Elfmeterpunkt. Shinji Kagawa steigt hoch und nickt rechts am Gehäuse vorbei. Glück für Bremen.

Elfmeter? Nein, sagt zumindest Schiri Gräfe. Am Elfmeterpunkt ist Aubameyang gegen Gebre Selassie zu Boden gegangen. Der Pass ist von Piszczek gekommen. Es hat eine leichte Berührung gegeben, aber dafür gibt es selbst im Jugendbereich keinen Strafstoß.

Seit Wiederanpfiff drehen die Dortmunder merklich auf. Diesmal flankt Łukasz Piszczek von der rechten Außenbahn in die Mitte. Erneut kann Assani Lukimya per Kopf klären. Danach wird es gefährlich. Bartels fälscht einen Aubameyang-Schuss knapp neben den eigenen linken Pfosten ab. Da hat nicht viel gefehlt!

Freistoß für die Gäste im rechten Halbfeld...

Gleich mit ihrer ersten Offensivaktion sind die Hausherren in Front gegangen. Recht schnell haben sich die Mannen von der Weser dann zurückgezogen, clever verteidigt und auf Konter gelauert. Erst in der 30. Minute hat der BVB den ersten Abschuss verzeichnet, so spät wie in der laufenden Saison noch nie.

Und damit rein in die zweite Hälfte. Den Westfalen winkt bei einer Niederlage ein direkter Abstiegsplatz. Zudem besteht die Möglichkeit, als Tabellenschlusslicht überwintern zu müssen. Bei nun peitschenartigem Regen müssen die Gäste das Beste aus sich herausholen.

Halbzeitfazit:
Nach 45 Minuten geht der SV Werder Bremen verdient mit einer 1:0-Führung gegen Borussia Dortmund in die Kabine. Was für ein Nackenschlag für die Mannschaft um Trainer Jürgen Klopp! Nach nur drei Minuten hat es in den schwarz-gelben Maschen eingeschlagen. In der Anfangsphase haben die Hanseaten das Geschehen auf dem Rasen diktiert. Erst nach und nach hat der BVB das Zepter übernommen, wobei jedoch kaum Chancen entstanden sind. Mit einer Menge Ballbesitz wissen die Dortmunder extrem wenig anzufangen und werden oft von überfallartigen Bremer Kontern überrascht.

Erste richtige Chance für Die Dortmunder Borussia. Piszczek flankt von rechts und findet Kirch. Kirch zieht aus ca. sieben Metern volley ab. Erst im Nachfassen hat Schlussmann Raphael Wolf den wuchtigen Schuss sicher. Kurz zuvor hat Ciro Immobile mit seinem Fallrückzieher nur knapp eine Flanke von Aubameyang verpasst.

Per Kopf wehrt Weltmeister Mats Hummels einen langen Ball von Clemens Fritz ab.

Rechtzeitig kommt Langerak aus seinem Tor und verhindert ein Bartels-Anspiel auf Lorenzen. Im Gegensatz zum BVB generiert die Heimmannschaft bei ihren Angriffen nahezu immer eine gewisse Gefahr.

Konsequent stellen die Grün-Weißen die Lauf- und Passwege des Champions-League-Teilnehmers zu. Dadurch sind die Gäste oftmals gezwungen, Angriffe abzubrechen und verzweifelt nach Lücken zu suchen. Häufig wird der Ball planlos in der BVB-Viererkette von A nach B bugsiert.

Erst zimmert Schmelzer aus der Distanz gute drei Meter über den Querbalken, dann segelt seine Ecke an Freund und Feind vorbei ins Aus. So wird das nichts.

Ungeschickt holt İlkay Gündoğan den flinken Melvyn Lorenzen kurz vor dem eigenen Strafraum von den Beinen. Zlatko Junuzović legt sich die Lederkugel hin...

Keine Viertelstunde ist in der ersten Halbzeit mehr zu spielen. Weiterhin kommen die Schwarz-Gelben, trotz optischer Überlegenheit, nicht zu nennenswerten Abschlüssen. Dagegen setzten die Bremer durch Konter immer wieder gefährliche Nadelstiche.

"Leidenschaft und unbändiger Wille" seien in Bremen gefragt: "Wenn wir so spielen wie gegen Wolfsburg, dann können wir jedem Gegner wehtun", so Dortmunds Italiener Ciro Immobile. Mit 38 Gegentoren in 16 Spielen sind die Mannen von der Weser die Schießbude der Liga. "Ich werde den Teufel tun und der Mannschaft sagen, gegen Bremen ist Tore schießen besonders leicht. Wir werden arbeiten müssen", hat Klopp indes gewarnt.

Knappe Kiste! Philipp Bargfrede schnappt sich den Ball von İlkay Gündoğan und zündet den Turbo. Dann bedient er Melvyn Lorenzen, der Hummels und Schmelzer auf halbrechts einfach nass macht. Seinen Abschluss setzt Lorenzen dann links neben die Bude.

Ansatzlos spielt Theodor Gebre Selassie einen sehenswerten Pass von der linken Seite in die Tiefe. Selke ersprintet sich die Murmel und will auf den parallel mitgelaufenen Bartels passen. Doch Selkes Flanke kommt zu ungenau und landet im Aus.

Nach wie vor mühen sich die Mannen aus dem Ruhrgebiet im belanglosen Halbfeld ab. Allerdings kommen die entscheidenden Pässe nicht an. Allmählich schaltet Werder einen Gang zurück, das könnte die Möglichkeit für den BVB sein.

Kein Tempo, keine Kreativität und vor allem keine Konsequenz. Weiterhin lassen die Schwarz-Gelben nahezu alles vermissen, was sie die letzten Jahre über ausgezeichnet und so stark gemacht hat. Ciro Immobile hängt vollkommen in der Luft, weil im Mittelfeld gar kein Tempo aufgebaut wird. In aller Ruhe kann sich die gegnerische Abwehr sortieren.

...Zlatko Junuzović zirkelt das Spielgerät irgendwo ins Nirgendwo! Das kann der Österreicher besser.

Links steckt Selke durch zu Fin Bartels. Die Nummer 22 wird am rechten Rande des Sechzehners am Schuss gehindert. Derweil hat Kehl seinen dritten fatalen Fehlpass an diesem noch jungen Nachmittag gespielt. Es passt derweil irgendwie zum Vizemeister.

Langsam aber sicher nehmen die Gäste das Zepter in die Hand. Ohne dabei Gefahr auszustrahlen, drängen die Borussen den SVW zunehmend hinten rein. Abgesehen von viel Ballbesitz kann der BVB nichts vorweisen.

Pierre-Emerick Aubameyang ist nicht nur an acht der letzten zwölf Bundesligatore des BVB beteiligt gewesen (fünf Tore, drei Assists), sondern ist mit 18 Pflichtspiel-Scorerpunkten gemeinsam mit Kevin De Bruyne Topscorer aller Bundesliga-Spieler.

Nur den Bruchteil einer Sekunde muss Kevin Großkreutz bei der Ballannahme kämpfen, sofort bereinigt der herbeigeeilte Theodor Gebre Selassie die Situation. Humorlos nagelt er das Leder auf die Tribüne. In der Anfangsphase machen die Bremer alles richtig und ziehen Dortmund früh den offensiven Zahn.

Frei von der Leber weg probieren die Gastgeber diesmal die "Stuttgart-Variante". Tatsächlich kann Bartels schießen, diesmal wird sein Versuch jedoch Richtung Mittelkreis geklärt.

Sebastian Kehl kann gegen Zlatko Junuzović nur zur Ecke klären...

Tooor für Werder Bremen, 1:0 durch Davie Selke
Was ist denn hier los? Youngster Davie Selke erzielt die sehr frühe Führung für die Hausherren! Ohne angegangen zu werden, darf Santiago García mit der Pille quer durch das ganze Mittelfeld laufen. Im richtigen Moment schickt er den gestarteten Mitspieler steil. Frei taucht Selke vor Keeper Mitchell Langerak auf und schlenzt die Kugel aus 15 Metern in halblinker Position unhaltbar in die lange Ecke!

Vor Beginn des Krisengipfels ist Bremens Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer geehrt und in den Ruhestand verabschiedet worden. Angestoßen hat der SVW und spielt Richtung Ostkurve. Nach 90 Minuten wird sich zeigen, wer sich hier selbst ein großes Geschenk unter den Tannenbaum legt. Beide Teams brauchen dringend drei Punkte.

Vorab noch ein paar Spielereien für alle Zahlen- und Statistik-Fans: Bremen fügte dem BVB nicht nur die erste Bundesliga-Pleite zu, sondern auch die zweitmeisten Niederlagen im deutschen Fußball-Oberhaus. In 39 von 92 Begegnungen zogen die Westfalen den Kürzeren. Dabei konnten die Schwarz-Gelben 37 Siege einfahren, 16 Mal gab es ein Remis. Nur gegen den FC Bayern setzte es für den BVB mehr Niederlagen. Allerdings sprechen die letzten Ergebnisse klar für die Gastmannschaft. Werder verlor acht der letzten neun Duelle gegen Dortmund und sogar sechs Spiele in Serie. Das Ganze bei 2:16 Buden.

Immerhin haben die Gäste Glück, dass die Liga recht eng beieinander liegt. So ist das rettende Ufer derzeit bloß zwei Pünktchen weg. Neun Zähler trennen die kriselnden Westfalen von einem internationalen Platz, zwölf von der Königsklasse. Der VfL Wolfsburg schaffte es in seiner Meistersaison 2008/09, elf Punkte auf die Spitze gutzumachen. Begraben sind die schwarz-gelben Hoffnungen also noch nicht...

Beide Vereine müssen heute auf zahlreiche Akteure verzichten. Auf Seiten der Hausherren wären das Luca Caldirola, Julian von Haacke, Özkan Yildirim, Franco di Santo und Sebastian Prödl. Vizemeister Dortmund fehlen Neven Subotić, Henrikh Mkhitaryan, Weltmeister Marco Reus, Sven Bender, Dong-Won Ji sowie Sokratis Papastathopoulos. Łukasz Piszczek, der wegen einer Magen-Darm-Erkrankung gegen Wolfsburg fehlte, ist wieder dabei. Auch Sebastian Kehl ist pünktlich genesen.

Nicht viel besser gestaltet sich die Tabellensituation beim Champions-League-Achtelfinalisten. Heimsiege über Hoffenheim und Gladbach hatten in Dortmund zwischenzeitlich wieder Hoffnungen erweckt, dem Abstiesstrudel schnell wieder entgehen zu können. Doch mit leb- sowie konzeptlosen Auftritten in Paderborn (2:2), Frankfurt (0:2), Berlin (0:1) und auch zu Hause gegen Wolfsburg (2:2) beförderten sich die Westfalen selbst wieder knallhart in den Abstiegskampf. Momentan befindet sich die Elf um Trainer Jürgen Klopp mit 15 Punkten auf dem Relegationsplatz. Neun Niederlagen hat bis dato kein anderes Bundesliga-Team kassiert.

Dass die Begegnung Bremen gegen Dortmund zum Krisengipfel par excellence würde, damit hätten vor Saisonstart wohl die wenigsten Experten gerechnet. Doch der Tabellenzwölfte der abgelaufenen Spielzeit und der amtierende Vizemeister stecken bedrohlich tief im Abstiegssog fest. Besonders brisant: Bremen könnte nach dem letzten Hinrundenspiel die Rote Laterne an den BVB abgeben. Wer avanciert heute zum Abstiegskandidaten Nummer eins?