Deutschland » 2. Bundesliga 2016/2017 » 22. Spieltag » Liveticker: Erzgebirge Aue - Dynamo Dresden 1:4

Fazit:
Die SG Dynamo Dresden nimmt erfolgreich Revanche für das Hinspiel und gewinnt das Sachsen-Derby in Aue verdient mit 4:1. Während die Auer in der zweiten Halbzeit etwas Wiedergutmachung für die desolaten ersten 45 Minuten betrieben, nahm die Mannschaft von Uwe Neuhaus einen Gang raus und verwaltete die komfortable Führung. Dabei ließen sie den Hausherren teilweise aber etwas zu viel Raum, sodass es bei besserer Chancenverwertung der Veilchen durchaus nochmal spannend hätte werden können. Andererseits hatten auch Kutschke und der eingewechselte Testroet noch Riesengelegenheiten zu erhöhen. Pavel Dotchev bleibt aufgrund der Niederlage am Tabellenende kleben und wird sich in der Spielanalyse mit dem Abwehrverhalten bei Standardsituationen beschäftigen müssen. Drei der vier Gegentreffer fielen nach mangelhaft verteidigten Eckbällen. Dynamo klettert mit dem Auswärtsdreier derweil auf den fünften Rang, wobei es bei sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz schwer werden dürfte, nochmal oben anzugreifen. Am kommenden Freitag geht es nun daheim gegen den 1. FCK. Aue reist am Sonntag zum wichtigen Kellerduell nach Bielefeld.

Manuel Gräfe will sich das Sachsen-Derby noch zwei Minuten länger anschauen und gibt dementsprechend Nachspielzeit.

Gelbe Karte für Marco Hartmann (Dynamo Dresden)
Der Dynamo-Kapitän rutscht Nazarov im Mittefeld in die Beine und holt sich die fünfte Verwarnung in der laufenden Spielzeit ab. Er fehlt damit im Heimspiel am Freitag gegen Kaiserslautern.

Mario Kvesić versucht es aus der zweiten Reihe, jagt das Leder aber im hohen Bogen in den eigenen Fanblock. Der Bosnier ist seit seiner Einwechslung im ersten Durchgang ein Aktivposten bei den Veilchen, wird am Resultat aber auch nichts mehr ändern können.

Gelbe Karte für Stefan Kutschke (Dynamo Dresden)
Weil er Männel im Strafraum ungestüm angeht holt sich der Doppeltorschütze ebenfalls den Gelben Karton ab.

Kvesić trifft den Pfosten! Der Ball trudelt nach links durch den Sechzehner genau in den Lauf des Bosniers. Er nimmt Maß und jagt die Kugel aufs linke Eck. Kutschke fälscht das Ding noch leicht mit der Hand ab, sodass der Versuch gegen den linken Pfosten scheppert.

Kutschke hat das 5:1 auf dem Kopf! Nach schöner Hereingabe von halbrechts kommt Angreifer am linken Fünfereck völlig frei zum Kopfball und nickt die Kugel aufs kurze Ecke. Männel reagiert jedoch überragend und fährt die rechte Pranke aus. Der Nachschuss landet im Toraus.

Tooor für Erzgebirge Aue, 1:4 durch Dimitrij Nazarov
Der Angreifer, der auch schon gegen Braunschweig per Elfmeter traf, läuft an und versenkt die Kugel sicher im linken unteren Eck. Marvin Schwäbe hatte zwar auf die richtige Ecke gesetzt, kann gegen den platzierten Schuss aber nichts ausrichten.

Während Pavel Dotchev schon sein gesamtes Wechselkontigent ausgeschöpft hat, tauscht Uwe Neuhaus zum ersten Mal. Andreas Lambertz, als Vorlagengeber am 2:0 beteiligt, geht runter und wird in der letzten halben Stunde von Erich Berko vertreten.

Unter den Augen seines Vaters Andreas ist für Pascal Köpke nach 53 Minuten Feierabend. Der Angreifer, der heute überhaupt keine Bälle bekam, wird fortan von Nicky Adler ersetzt.

Auf der anderen Seite kommen die Veilchen in die Nähe einer ersten ernsthaften Torchance. Köpke spitzelt die Kugel aus kurzer Distanz rechts neben den Pfosten ans Außennetz.

Der Ball rollt wieder! Ohne weitere personelle Veränderungen geht es in den zweiten Spielabschnitt.

Halbzeitfazit:
Es deutet sich ein Auer Debakel an! Zur Pause liegen die Veilchen im Sachsenduell gegen Dynamo Dresden bereits 0:4 hinten. Die Hausherren begannen eigentlich gut und attackierten die Gäste früh. Nach und nach bekamen die Dresdner dann aber immer mehr Räume im Mittelfeld, welche sie beim zweiten Treffer auch zu nutzen wussten. Das viel größere Manko des FCE ist allerdings die nicht vorhanden Verteidigung bei Standardsituationen. Kutschke durfte bei den weiteren drei Gegentreffern nach Eckbällen jeweils frei zum Kopfball kommen. Mit so einer Leistung wird es sehr schwer mit dem Klassenerhalt. Heute geht es sowieso nur noch um Schadensbegrenzung.

Tooor für Dynamo Dresden, 0:4 durch Stefan Kutschke
Toreschießen leicht gemacht! Stefaniak hebt einen Eckball von rechts gefühlvoll vor den Kasten und Kutschke steigt in exakt der gleichen Position wie beim 3:0 hoch und vollendet diesmal im linken unteren Eck. Breitkreuz steht zwar am Mann, kann gegen den wuchtigen Angreifer aber nichts ausrichten.

Das Tabellenschlusslicht muss nun aufpassen, nicht völlig unter die Räder zu geraten. Nennenswerte Offensivaktionen gab es für die Dotchev-Elf mit Ausnahme der kniffligen Bunjaku-Szene nämlich bisher nicht.

Die Veilchen-Fans machen ihrer Unzufriedenheit lautstark Luft und skandieren "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Angesichts dieser dürftigen Leistung ihrer Elf kann man sie verstehen.

Für Skarlatidis geht es nicht weiter. Der Deutsch-Grieche hat sich offenbar an der rechten Handwurzel verletzt und wird nun von einem Betreuer in die Kabine begleitet. Fabio Kaufmann nimmt seinen Platz auf der rechten Außenbahn ein.

Aues Rechtsaußen Simon Skarlatidis landet bei einem Sturz am gegnerischen Sechzehner unglücklich auf der rechten Hand und bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Das medizinische Personal ist gefordert.

Bei den Veilchen stimmt die Zuteilung im Mittelfeld bisher überhaupt nicht, sodass Dresden keine Probleme hat, sich nach vorne zu spielen. Wenn die Hausherren nicht aufpassen, könnte Dynamo dieses Sachsen-Derby schon im ersten Durchgang entscheiden.

Kurz vor dem Treffer hatte es eben noch eine knifflige Situation im Dynamo-Strafraum gegeben. Nach feinem Zuspiel von Nazarov auf Bunjaku wurde der Auer im Laufduell von Kreuzer zu Fall gebracht. Manuel Gräfe ließ aber zu Recht weiterlaufen, weil der Dynamo-Verteidiger da einfach nur clever den Körper reinstellte.

Nach einem Stockfehler von Simon Skarlatidis schnappt sich Marvin Stefaniak die Kugel und legt links raus auf den gestarteten Philip Heise. Der Außenverteidiger steht dabei jedoch im Abseits.

Bei Dynamo gib's im Vergleich zur Niederlage gegen Hannover eine Veränderung in der Startelf. Andreas "Lumpi" Lambertz ersetzt Erich Berko im Mittelfeld.

Die Mannschaften tasten sich in den ersten Minuten ab. Während die Veilchen früh attackieren, versucht Dynamo mit schnellem Kurzpassspiel in die Offensive zu kommen. Die Angriffsbemühungen des FCE beschränken sich derweil noch auf unpräzise Flanken aus dem Halbfeld.

Das im Bau befindliche Sparkassen-Erzgebirgsstadion ist mit mit 10.000 Zuschauern restlos ausverkauft. Einige Fans haben sich daher auf den Hügel hinter der Gästetribüne begeben, um einen Blick in die kleine Arena zu erhaschen.

Das alles bestimmende Thema in der sächsischen Landeshauptstadt war diese Woche allerdings nicht das anstehende Derby, sondern die "Verjüngungskur" von Mittelfeldmann Aias Aosman. Aufgrund einer aufgetauchten Geburtsurkunde des Syrers, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam, ist der Dynamo-Profi plötzlich nur noch 22 statt 24 Jahre alt. "Bis jetzt war Aias einen Monat älter als ich. Da war ich schon manchmal vor ihm dran, Taschen oder Ballnetze zu tragen", so Mitspieler Niklas Kreuzer. "Das kann er ab sofort vergessen. Jetzt schleppt dieser Jungspund das Zeug."

Aus Sicht der Dresdner gilt es heute also eine Menge gutzumachen, zumal man nach zwei Niederlagen in Folge gegen St. Pauli und Hannover den Kontakt zu den Aufstiegsrängen hat abreißen lassen. Nichtsdestotrotz spielt Dynamo weiterhin die bislang beste Zweitliga-Saison, mit 31 Zählern rangiert man auf einem respektablen sechsten Tabellenplatz. Sollte den Schwarz-Gelben heute der fünfte Auswärtssieg gelingen, würden sie den 1. FC Heidenheim vom fünften Rang verdrängen.

Seit drei Partien warten die Erzgebirger auf einen Sieg, zuletzt gab’s gegen Fürth und beim Aufstiegsaspiranten in Braunschweig zwei Remis in Folge. Doch Unentschieden bringen die Lila-Weißen im Kampf um den Klassenerhalt nicht weiter, man muss dreifach punkten, gerade Zuhause. Mit neun Zählern aus bisher zehn Spielen stellen die Veilchen allerdings das schlechteste Heimteam der Liga. Dotchev appellierte daher an seine Jungs: "Bei uns geht es um die Existenz. Wir müssen brennen und unbedingt die drei Punkte wollen."

Vom Duell im Südwesten Sachsens berichtet Marius Thiemann.