09.10.2013 13:43 Uhr

Aus dem Rampenlicht: Torjäger aus der Defensive

Längere Haare, bessere Leistungen: Ivan Rakitić ist Leitwolf beim FC Sevilla
Längere Haare, bessere Leistungen: Ivan Rakitić ist Leitwolf beim FC Sevilla

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball unter anderem auf eine starke deutsche Nachspielzeit in Andalusien.

92. Minute in Sevilla. Alles deutet auf ein trostloses 1:1 hin. Der Seuchstart des FC Sevilla scheint sich auch gegen UD Almería fortzusetzen. Dann schnappt sich Marko Marin den Ball an der Mittellinie. Er setzt sich über rechts stark gegen zwei Verteidiger durch, flankt in die Mitte - und findet dort den Kopf des heranstürmenden Ivan Rakitić. Tor, das 2:1 in der Nachspielzeit, alle Dämme brechen!

Der Flankenlauf des Marko Marin leitete den erst zweiten Saisonsieg von Sevilla ein. Balsam für dessen geschundene Seele. Denn nach schwachen Leistungen zu Saisonbeginn musste der Ex-Nationalspieler viel Hohn und Spott ertragen. Die Aktion gegen Almería gibt ihm nun Hoffnung, dass er sich langsam ins Team und die Liga integrieren kann. 

Ebenfalls auf dem Weg zur Integration ins Team ist der nach Kreuzbandriss zurückgekehrte Piotr Trochowski, der nach seiner Einwechslung an den erfolgreichen Schlussminuten teilhaben durfte.

Aus der Defensive mit Torgefahr

Vor allem aber weiß seit Saisonbeginn ein Ex-Schalker zu überzeugen: Ivan Rakitić. Ähnlich wie Trochowski wurde der Kroate in Sevilla vom Offensivmann zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert. Auf dieser Position überzeugt er in dieser Saison nicht nur mit Kämpferherz und klugen Zuspielen wie unter der Woche in der Europa League gegen Freiburg vor dem 2:0.

In der neuen Rolle konnte er auch die ihm auf Schalke vorgeworfene mangelnde Torgefährlichkeit ablegen und bereits sechs Tore in 14 Pflichtspielen erzielen. Die im Sommer verliehene Kapitänsbinde scheint den Blondschopf sichtlich zu beflügeln.

Wolfsburger Recken im Serie A-Spitzenspiel

Wie beflügelt spielten auch die Offensivreihen von Juventus und Milan am Sonntag beim 3:2 – ein Ergebnis, das nicht gerade auf sichere Abwehrleistungen schließen lässt. Zwei Ex-Wolfsburger Defensivspieler waren beim Wiedersehen der deutschen Meister von 2009 dennoch an den Gegentoren schuldlos: Innenverteidiger Andrea Barzagli beim Rekordmeister und Rechtsverteidiger Cristian Zaccardo beim siebenfachen Champions League-Sieger.

Der inzwischen 32-jährige Barzagli, im Winter 2011 unrühmlich aus Wolfsburg verjagt, ist seit bald drei Jahren fester Bestandteil der Turiner Dreierkette mit Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci. Sie war nicht nur in den beiden letzten Meisterjahren die jeweils beste Hintermannschaft der Liga, sondern stellt auch geschlossen Italiens Nationalverteidigung.

Und auch Magaths Sieben-Millionen-Flop Zaccardo scheint nach starken Jahren bei Parma in dieser Spielzeit von Milans Verletzungsmisere zu profitieren und zunehmend Einsatzzeiten zu erhalten, obwohl er an diesem Sonntag erst in der Schlussviertelstunde eingewechselt wurde.

Kölscher Jung bombt sich durch die Niederlande

In einer traditionell nicht torarmen Liga bewundern unsere Nachbarn in den Niederlanden neuerdings die Abschlusskünste eines jungen deutschen Shootingstars. Heracles Almelo, von 2005 bis 2010 Verein Martin Pieckenhagens, überzeugt sich derzeit von den Qualitäten des Ex-Kölners Mark Uth. Der Stürmer flüchtete als treffsicherer Vollstrecker der Zweiten Mannschaft des FC ohne Einsatzchancen bei den Profis 2012 über Heerenveen ins beschauliche Almelo, wo er zu Saisonbeginn zunächst jedoch ebenso keine Rolle spielte.

Uth bekam erst am 6. Spieltag seine ersten Minuten. Schlagartig machte er dann vor zwei Wochen mit einem Dreierpack beim 4:1-Auswärtssieg in Waalwijk auf sich aufmerksam, bei dem auch der Ex-Schalker und Holland-Wandervogel Simon Cziommer einen Treffer vorbereitete. Dieses Wochenende in Breda legte der 22-jährige Uth wieder einen Treffer auf und scheint dem ehemaligen Dortmunder Matthew Amoah damit vorerst einen Stammplatz auf der Heracles-Reservebank zu sichern.

 

Johann Mai

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