27.01.2021 11:23 Uhr

Warum dem BVB ein Horror-Szenario droht

Was droht dem BVB ohne Champions League?
Was droht dem BVB ohne Champions League?

Erstmals seit sechs Jahren könnte Borussia Dortmund in dieser Saison die Qualifikation für die Champions League verpassen - gerade inmitten der Corona-Krise ein Horror-Szenario für den BVB. Es drohen Abgänge von namhaften Spielern sowie ein womöglich irreparabler Imageschaden.

Nach der vielleicht schlimmsten englischen Woche der jüngeren Vereinsgeschichte schlug Michael Zorc an allen Fronten Alarm.

"Die Champions-League-Qualifikation muss über allem stehen - bei jedem", sagte der BVB-Sportdirektor der "Bild am Sonntag". Gegenüber den "Ruhr Nachrichten" forderte Zorc: "Wir brauchen jetzt dringend Punkte."

Dass der seit 1978 zunächst als Spieler und dann als Manager mit der Borussia verbundene Ur-Dortmunder sich um die Situation "seines" Vereins sorgt, kommt nicht von ungefähr. 

Nach drei sieglosen Spielen binnen sechs Tagen gegen Mainz 05 (1:1), in Leverkusen (1:2) und in Gladbach (2:4) steht der BVB mit Rang sieben tabellarisch so schlecht da wie zu diesem Zeitpunkt einer Saison schon lange nicht mehr: 2014/2015, in der letzten Spielzeit der Ära Klopp, belegten die Dortmunder nach 18 Spieltagen Platz 18.

BVB bangt um die Champions-League-Qualifikation

Besonders bitter für den BVB: Nicht nur der Meisterzug ist angesichts von 13 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter FC Bayern wieder einmal ohne Schwarz-Gelb abgefahren.

Auch der Kampf um den erneuten Einzug in die Champions League wird hart, für viele in Klub und Umfeld womöglich deutlich härter als erwartet - auch wenn Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Teilnahme an der Königsklasse zuletzt im "kicker" schon vorsorglich als "keine Selbstverständlichkeit" und nicht "gottgegeben" bezeichnete.

RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt sowie das Überraschungsteam vom VfL Wolfsburg: Sie alle stehen in der Tabelle momentan vor dem Vizemeister der letzten beiden Jahre. Union Berlin hat als Achter nur einen Punkt weniger auf dem Konto als der BVB.

Zwar wäre ein Verpassen der Champions League "nicht existenzgefährdend", wie Watzke versicherte. Ernste, ja womöglich dramatische Folgen hätte das Verpassen des erklärten Minimum-Saisonziels dennoch.

BVB: Jadon Sancho wohl weg - Gerüchte über "Notverkäufe"

Einnahmen in Höhe von mindestens 30 Millionen Euro verspricht eine Teilnahme am wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt. Bleiben diese aus, täte das dem BVB richtig weh - zumal die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, allen voran die anhaltenden Geisterspiele, ohnehin ein Loch von rund 100 Millionen Euro in die Kassen reißen werden.

Angesichts dieser bösen Aussichten machen bereits Gerüchte über einschneidende Kader-Umstrukturierungen im kommenden Sommer die Runde. Über einen großen "Umbruch" schreibt "Sport1", "Bild" sieht im schlechtesten Falle gar "Notverkäufe" auf den BVB zukommen.

Klar scheint, dass Jadon Sancho nicht zu halten sein wird. Der in dieser Saison weit von seiner Gala-Form der Vorjahre entfernte Engländer will zurück in die Premier League, vermutlich zu Manchester United. Der BVB könnte mit seinem Verkauf dringend benötigte Finanzmittel auch für eigene Transfers generieren. Die Klub-Führung wolle vor diesem Hintergrund womöglich sogar von ihrer strikten 120-Millionen-Euro-Forderung aus dem letzten Sommer abrücken, heißt es.

Sollte tatsächlich ein weitergehender Konsolidierungskurs nötig sein, sollen US-Juwel Giovanni Reyna sowie Portugals Europameister Raphael Guerreiro weitere Verkaufskandidaten sein. Andere Profis wie Axel Witsel, Manuel Akanji oder Torhüter Roman Bürki sind aus sportlichen Gründen dem Vernehmen nach nicht mehr unantastbar und könnten ebenfalls unter den Hammer kommen.

BVB: Florian Neuhaus und Co. nicht zu bekommen?

Schon jetzt deutet sich an, dass die Mannschaft angesichts ihrer teils desaströsen Leistungen in den letzten Wochen und Monaten zur kommenden Saison ein neues Gesicht bekommen soll. Für die Bosse um Zorc, der zu allem Überfluss ab dem Sommer in sein letztes Vertragsjahr als Sportdirektor geht, würde das jedoch ohne die Strahlkraft der Champions-League-Teilnahme eine echte Mammutaufgabe.

Stars wie der auch beim FC Bayern gehandelte Gladbacher Florian Neuhaus wären für den BVB unabhängig vom wirtschaftlichen Faktor ohne die Aussicht auf Auftritte auf der großen internationalen Bühne nicht zu bekommen. Stattdessen müsste sich die Borussia in tieferen Regalen des Transfermarkts bedienen.

Ein Teufelskreis droht. Schon jetzt kann der BVB umworbene Spieler nur noch schwerlich mit der ernsthaften Aussicht auf Titel nach Dortmund lotsen. Sollte auch das Lockmittel Königsklasse wegfallen, könnte mittelfristig sogar das Standing als europäischer Top-Klub schwer beschädigt werden.

"Einen Schritt zurück, vielleicht auch mal zwei" würde eine Saison ohne Champions League laut Watzke für den BVB bedeuten. Diese Schritte müssten die Dortmunder dann allerdings auch erst einmal wieder aufholen.

Tobias Knoop

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