03.12.2020 16:42 Uhr

Wirtz: Der Havertz vergessen lässt

Will auch im Rückspiel gegen Nizza (ab 21:00 Uhr live auf RTL NITRO) wieder treffen: Florian Wirtz
Will auch im Rückspiel gegen Nizza (ab 21:00 Uhr live auf RTL NITRO) wieder treffen: Florian Wirtz

Wäre da nicht ein gewisser Youssoufa Moukoko, BVB-Nachwuchstorjäger und -Rekordbrecher, der Hype um einen anderes DFB-Juwel wäre bestimmt noch größer: Florian Wirtz von Bayer Leverkusen. Denn auch der 17-Jährige brach bislang eine Bestmarke nach der anderen. Und lässt Superstar Kai Havertz vergessen. Vor dem Duell gegen Nizza in der Europa League (21:00 Uhr / live bei RTL NITRO) sind die Augen auch auf ihn gerichtet.

Jüngster Bundesliga-Torschütze aller Zeiten, im Alter von 17 Jahren und 34 Tagen, ist er längst. Die Fritz-Walter-Medaille in Gold hat zu Hause schon ihren Ehrenplatz. Und sogar in der deutschen U21-Nationalmannschaft debütierte er Anfang Oktober bereits.

"Florian ist eines der herausragenden Talente in Deutschland", urteilte DFB-Trainer Stefan Kuntz über den offensiven Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen. Eines der wenigen herausragenden Talente, ist man geneigt zu sagen.

Als hervorstechende Aushängeschilder des DFB konnte man die Junioren-Nationalmannschaften zuletzt nicht mehr unbedingt bezeichnen, die große Last liegt daher auf Teenagern wie Wirtz und Moukoko. Der BVB-Youngster, jüngster Liga-Debütant aller Zeiten, kickt bereits in der U20-Auswahl mit.

Wirtz lässt Havertz in Leverkusen vergessen

Doch dass Wirtz mit Druck umgehen kann, beweist er Woche für Woche im Verein. In Leverkusen geht er etwa mit der nicht minder großen Bürde als Nachfolger von Kai Havertz beeindruckend um.

Beinahe nahtlos übernimmt er die Rolle des Offensivstars, der im September für 80 Millionen Euro - die Summe kann durch Bonuszahlungen auf bis zu 100 Millionen Euro steigen - zum FC Chelsea zog. Auch Wirtz fühlt sich im offensiven Mittelfeld am wohlsten, weicht aber auch immer wieder auf die Flügel aus.

In Leverkusen ist er somit einer der Hauptverantwortlichen für die Akzente im Angriff. Vier Torvorlagen in acht Liga-Spielen in dieser Saison beweisen, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. 

Wechsel von Köln zu Leverkusen schlägt hohe Wellen

Seinen Anfang nahm die Bayer-Erfolgsstory im vergangenen Winter. Reibungslos ging der Wechsel vom 1. FC Köln jedoch nicht über die Bühne. Der Leverkusener Coup sorgte unter den West-Klubs vielmehr für mächtig Wirbel. So missachteten Sportchef Rudi Völler und sein Team eine bis dato gängige Praxis, kein Talent eines anderen Vereins der Region abzuwerben.

Kritik kam damals gar von Gladbach-Manager Max Eberl: "Wir würden dieses Agreement gerne aufrecht erhalten, weil es ein wenig zur Beruhigung beiträgt. Hintenrum klauen würde zu vielen Problemen im Westen führen, wo wir eh schon auf engstem Raum sind."

Doch Wirtz pochte damals selbst auf den Wechsel und sah seine Zeit gekommen. Einen Anschlussvertrag beim Effzeh hatte er nie unterschrieben. Auch deshalb wäre es "dumm und verantwortungslos von uns gewesen, wenn wir es nicht getan hätten", erklärte Rudi Völler das Abwerben damals.

Am Ende hatte der Werksklub die besten Argumente auf seiner Seite, immerhin haben Jungstars am Rhein schon früh in ihrer Karriere die Aussicht, die so begehrte Erfahrung in der Champions League zu machen. Die europäische Elite um den FC Bayern war somit ausgestochen. 

Leverkusen will in Europa alles klar machen

Einen Einsatz in der Königsklasse kann Florian Wirtz zwar noch nicht in seiner Vita vorweisen, wohl aber gleich mehrere in der Europa League. Der Rechtsfuß steht am Donnerstag, wenn Leverkusen gegen OGC Nizza (21:00 Uhr LIVE bei RTL NITRO) den Gruppensieg klar machen kann, vor seinem siebten Spiel in der Europa League.

Zwei Tore erzielte Wirtz in dieser Saison auf dem internationalen Parkett gar selbst. Beim 6:2 im Hinspiel gegen Nizza machte er das halbe Dutzend voll, beim 4:2-Auswärtserfolg bei Hapoel Be'er Sheva lieferte er die Vorlage zum 1:0 und machte den Treffer zum Endstand selbst. 

Als der nimmer müde wirkende Wirtz dann im folgenden Top-Spiel gegen Gladbach (4:3) erneut stark aufspielte, jubelte sein Trainer Peter Bosz: "17 Jahre alt und so ein Topspiel, obwohl er drei Tage vorher noch in Israel gespielt hat. Das war beeindruckend."

Nur allzu verständlich, dass Bayer Leverkusen den bis 2022 gültigen Vertrag mit Florian Wirtz alsbald um drei weitere Jahre verlängern will. Dann dürfte man am Rhein Kai Havertz, dem einstigen Aushängeschild, nicht mehr allzu lange hinterhertrauern.

Gerrit Kleiböhmer

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