12.11.2020 13:09 Uhr

Löw kündigt Ende der Experimente an

Joachim Löw sucht nach einer Stammformation für die EM 2021
Joachim Löw sucht nach einer Stammformation für die EM 2021

Nach dem Sieg seiner Lehrlinge gegen Tschechien erklärte Joachim Löw die Zeit der Experimente für beendet. Jetzt sollen sich seine Stars für die EM einspielen.

Toni Kroos schlenderte lässig im Camouflage-Pullover durch die Drehtür, Leroy Sane zog mit seiner knallgelben Schlabberhose die Blicke auf sich, und Niklas Süle kam mit einem trendigen Rucksack: Mit der Ankunft seiner modebewussten Stars und dem fliegenden Wechsel im Teamhotel rief Joachim Löw das Ende der Experimente aus.

"Die nächsten beiden Spiele und die im März müssen wir unbedingt nutzen, um uns zu finden und uns einzuspielen", sagte der Bundestrainer nach dem 1:0 (1:0) seiner Lehrlinge im Länderspiel gegen Tschechien und betonte mit Nachdruck: "Einspielen ist jetzt ein wichtiges Thema."

Die Zeit bis zur EM wird knapp. Daher hakte Löw den Erfolg in Leipzig durch das Tor von Luca Waldschmidt (13.) auch schnell ab, obwohl er "jedem einzelnen Spieler ein großes Lob für Einsatz, Motivation und Laufbereitschaft" aussprach.

Mit dem Check-in von Kapitän Manuel Neuer und Co. am Donnerstagmittag richtete Löw den Blick auf die abschließenden Nations-League-Duelle gegen die Ukraine am Samstag und drei Tage später in Sevilla gegen Spanien (beide 20.45 Uhr/ZDF). "Der Wettbewerb hat eine gewisse Wichtigkeit. Natürlich wollen wir immer gewinnen, wenn es um Punkte geht. Gegen die Ukraine ist es ein vorentscheidendes Spiel. Bei einem Sieg wären wir in einer guten Position", sagte der 60-Jährige.

Jonas Hofmann (Oberschenkelverletzung), Robin Gosens (Muskelprobleme) und Benjamin Henrichs (Patellasehne) werden wohl nicht mehr dabei sein. Torhüter Oliver Baumann reiste aufgrund der undurchsichtigen Corona-Situation bei der TSG Hoffenheim schon vor dem Tschechien-Spiel ab. "Wir werden in dieser Konstellation wohl nie wieder zusammen spielen", hatte Löw schon kurz vor Mitternacht in der Leipziger Arena erklärt. Dennoch freute er sich über den Sieg: "Jedes Spiel, das man gewinnt, ist hilfreich und gibt einem ein gutes Gefühl. Wir haben durchgeatmet."

Elf Spiele (sechs Siege) ist die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nun ungeschlagen, von den vergangenen 18 Begegnungen ging nur eine verloren. Dennoch wurde die Nationalmannschaft zuletzt oft kritisch gesehen, am Mittwochabend sahen bei RTL gerade einmal 5,42 Millionen Fans zu. Das ist der schwächste Wert in der über 14-jährigen Ära Löw. Zwei Siege gegen die Ukraine und Spanien sowie die damit verbundene Qualifikation für das Finalturnier in der Nationenliga würden das angekratzte Image etwas aufpolieren - Rückenwind für das EM-Jahr inklusive.

Dafür setzt Löw auf die Besten. Neben Neuer, Sane, Süle und Kroos, der gegen die Ukraine gesperrt ist, trafen auch Serge Gnabry, Leon Goretzka, Timo Werner und Matthias Ginter im Sonnenschein in der Messestadt ein. Abwehrchef Süle hatte am Dienstag erstmals wieder am Münchner Mannschaftstraining teilgenommen, nachdem er vor eineinhalb Wochen zunächst positiv auf Corona getestet worden war. Alle nachfolgenden Testungen brachten allerdings ein negatives Ergebnis. "Wir müssen im Training sehen, in welcher Verfassung er ist", sagte Löw.

In guter Verfassung gegen die Tschechen hatten sich Debütant Philipp Max, Robin Koch und vor allem Florian Neuhaus präsentiert. Das Trio empfahl sich trotz der Rückkehr der Etablierten für weitere Einsätze. Max war daher nach seiner Torvorlage "stolz und sehr glücklich". Löw bezeichnete seine Leistung als "sehr, sehr gut".

Koch überzeugte als Organisator der Dreierkette. "Ich übernehme gerne Verantwortung", sagte der Ex-Freiburger. Löw beschrieb seine Aktionen als "solide und klar".

Ein Sonderlob zollte der Bundestrainer Neuhaus. "Der Flo", meinte Löw, "besitzt eine hohe Spielintelligenz. Ich war von seiner Leistung angetan." Daher darf sich der Gladbacher leise Hoffnungen auf einen Einsatz gegen die Ukraine machen. Mit Ilkay Gündogan harmonierte er eine Halbzeit im defensiven Mittelfeld prächtig.

Keine Pluspunkte sammelte hingegen Julian Brandt. Der Dortmunder versuchte viel, es gelang wenig. "Ich hoffe und erwarte den nächsten Schritt von ihm. Er hat sehr viel Können, ist aber ein bisschen schwankend in der Leistung", monierte Löw.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten