01.11.2020 11:03 Uhr

Werders neuer Ansatz: Nicht schön, aber erfolgreich

Werder punktet wieder verlässlich
Werder punktet wieder verlässlich

Florian Kohfeldt pustete einmal tief durch, ehe er die Frage nach seinem neuen Erfolgsrezept abbügelte. Werder Bremen als neuer Spaßverderber der Liga? "Nein", sagte Kohfeldt energisch mit einem Schmunzeln, das sei nun doch deutlich zu hoch gegriffen. Den Gegnern aber vergeht das Lachen derzeit Woche für Woche, denn Kohfeldt und Co. haben einen Stilwandel vollzogen - mit Erfolg.

Nach dem Fast-Abstieg in der Vorsaison spielt Werder plötzlich pragmatisch, effektiv und ergebnisorientiert. So auch beim 1:1 (0:0) bei Eintracht Frankfurt. Dies sei nicht gegen seine Philosophie, beteuerte Kohfeldt. Er könne allerdings nicht etwas indoktrinieren, was nicht passt. Deshalb machte Kohfeldt kurzerhand einen Schritt zurück und passte seine Spielidee an die Qualitäten der Spieler an.

"Es fällt mir nicht schwer, weil wir in einem Prozess sind", sagte er. Zu Beginn seines vierten Jahres als Cheftrainer verabschiedete sich Kohfeldt vorerst von seinem geliebten Ballbesitzfußball - um ihn irgendwann umso erfolgreicher zu zelebrieren. Denn für ihn ist klar: "Wir müssen den Weg anders gehen. Es ist ein anderer Ansatz." Das ist nicht immer schön, aber erfolgreich.

"Vielleicht sind wir etwas cleverer geworden"

Auch in Frankfurt überließen die Bremer der Heimelf den Ball, konzentrierten sich auf eine kompakte Defensive und lauerten auf blitzschnelle Konter - einen dieser Angriffe vollendete Josh Sargent (51.). Und auch wenn André Silva (65.) noch den Ausgleich erzielte, zeigte sich, dass das neue System Punkte verspricht. "Vielleicht", erläuterte Kohfeldt, "sind wir etwas cleverer geworden."

Neun Zähler aus den ersten sechs Partien, dazu seit fünf Spielen ungeschlagen - die Bilanz gibt Kohfeldt recht. "Es ist kein Vergleich zu letztem Jahr, denn der Rucksack wird etwas leichter", sagte er. Denn je schneller sich das Punktekonto füllt, desto eher könnte Kohfeldt zu seiner eigentlichen Handschrift zurückkehren.

Bloß keine Zufriedenheit

Natürlich wünsche er sich, dass die Mannschaft vorne anläuft, 70 bis 80 Prozent Ballbesitz hat, und viele Torchancen, äußerte Kohfeldt. Doch die Entwicklung des neuen Teams benötigt Zeit. Anders als vor ziemlich genau drei Jahren, als Kohfeldt in Frankfurt sein Debüt als Werder-Trainer feierte. Damals standen in Max Kruse oder Thomas Delaney abgezockte Charaktere in der Startelf, die nun fehlen.

"Wir haben wieder mit vier sehr jungen Spielern gespielt", sagte Kohfeldt, der weiß, dass sie sich den nächsten Schritt an der Weser hart erarbeiten müssen. Bislang ist der neue Weg erfolgreich, doch der Bremer Trainer warnt zugleich vor verfrühter Zufriedenheit: Es werde nicht mehr reichen, "wenn wir nur einen Meter weglassen".

Das gilt auch für die Partie gegen den 1. FC Köln am Freitag. "Es wäre gut für uns, das Heimspiel zu gewinnen, um beruhigt in die Länderspielpause zu gehen", sagte Kohfeldt. Und um den Stilwandel fortzuführen.

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