28.10.2020 10:27 Uhr

Ulreich sorgt sich um Fußball, "wie wir ihn kennen"

HSV-Keeper Sven Ulreich sorgt sich über die Zukunft des Profifußballs
HSV-Keeper Sven Ulreich sorgt sich über die Zukunft des Profifußballs

Erstmals in der Geschichte wird das Hamburger Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli (Freitag, 18:30 Uhr) ohne Zuschauer stattfinden. HSV-Torwart Sven Ulreich blutet vor seinem ersten Derby mit seinem neuen Klub das Herz, doch er sieht noch mehr Veränderungen auf sich und den Profifußball zukommen.

Das Hamburger Stadtderby am Freitagabend um 18:30 Uhr ist das erste der in Geschichte ohne Zuschauer. "Leider! Natürlich wäre es uns allen anders auch lieber", gestand der HSV-Keeper Sven Ulreich im Interview mit der "Sport Bild" vor seinem ersten Derby mit seinem neuen Verein.

Dass das Topspiel des sechsten Spieltags der 2. Bundesliga ohne Publikum stattfinden wird, steht aus seiner Sicht sinnbildlich für die ungewisse Zukunft des Profifußballs. "Wenn die Corona-Krise länger anhalten sollte, wird es den Fußball womöglich gar nicht mehr so geben, wie wir ihn kennen: mit zahlreichen Zuschauern im Stadion."

Angesichts seines Alters frage der 32-Jährige sich, "ob ich es als Spieler noch mal erleben werde, in vollen Stadien zu spielen." Die Entwicklung der Pandemie sei nur schwer abzulesen und damit auch die Rückkehr der Fans in die Stadien nicht absehbar. Gleichzeitig dürfe man aber "die Kraft des Fußballs nicht unterschätzen."

Das habe der Lockdown im Frühjahr gezeigt: In dieser Zeit "hat man gesehen, wie sich viele Menschen nach Fußball gesehnt haben – auch wenn es nur Geisterspiele waren." Aus diesem Grund hoffe er, dass "die Regierung den Menschen diese Freude lässt und nicht in die Situation kommt, die Stadien wieder komplett zu sperren."

Ulreich kritisiert Klubs für Umgang mit Spielern

Der Ex-Münchener zeigte Verständnis für die schwierige finanzielle Situation einiger Klubs, kritisierte zugleich aber auch die Ausmusterungen einiger Spieler, wie beispielsweise im Fall von Julian Schieber beim FC Augsburg. Er kenne die Hintergründe nicht im Detail, "aber mir geht es ganz allgemein immer um den respektvollen Umgang miteinander."

Beide Seiten lebten schließlich voneinander, so Ulreich: "Seit Corona ist es schon so, dass der eine oder andere Fall aufgetreten ist, der hätte besser gehandhabt werden können. Beispielsweise wenn Spieler nicht sofort auf Gehalt verzichten wollten."

Er selbst habe stehe einem Gehaltsverzicht "positiv gegenüber", jedoch müssten die Vereine transparent machen, was mit dem Geld passiere. "Wenn wir mit unserem Beitrag helfen können, Mitarbeiterentlassungen zu verhindern – dann ist es gut. Wenn damit aber vor allem neue Spieler gekauft werden sollen, macht es für mich keinen Sinn, auf Gehalt zu verzichten", stellte der Schlussmann klar.

Ebenso wie sein Torwart-Kollege Robin Himmelmann, der neben ihm von der "Sport Bild" befragt wurde, befürworte er die Gründung der Taskforce "Zukunft Profifußball". Himmelmann ist dort Interessensvertreter der Spieler und äußerte die Befürchtung: "Je älter ein Spieler wird, umso schwieriger könnte es sein, einen Verein zu bekommen."

Laut dem 31-Jährigen liege das am veränderten Scoutingverhalten der Vereine, das ihm ein Bekannter geschildert habe: "Spieler sollen unter 26 Jahre alt sein, um im Idealfall nach ein oder zwei Jahren verkauft zu werden." Auch die Masse an Talenten aus dem Nachwuchs beeinflusse den Transfermarkt, auf dem Ulreich zukünftig "ein Umdenken bei den Vereinen geben wird, was hohe Ablösesummen und hohe Gehälter betrifft", erwartet.

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