Ex-Nationalspieler Sandro Wagner, der unter anderem lange Jahre beim FC Bayern München spielte, sieht ein Stürmer-Problem im deutschen Fußball.

"Man hatte über einen längeren Zeitraum verpasst, gewisse Spielertypen zu fördern. Da wurde mehr Wert aufs Kollektiv und Taktische gelegt. Der klassische Mittelstürmer fiel etwas herunter - auch bedingt durch gewisse Trends in der Nationalmannschaft oder bei europäischen Spitzenteams, ohne echte Neun zu spielen", sagte Wagner der "Bild". 

Aktuell fungiert der gebürtige Münchner nach seinem überraschenden Karriere-Ende im Sommer im Rahmen seiner Trainerausbildung beim DFB als "Stürmertrainer U-Nationalmannschaften".

Man habe nun "quasi überall gemerkt, dass es auf Dauer ohne diesen Spielertypen nicht geht", erläuterte Wagner, "dass man auch leichter ausrechenbar ist und bestimmte Varianten zum Beispiel in der Spieleröffnung wegfallen."

Der DFB setzte vor diesem Hintergrund "wieder verstärkt auf die individuelle Entwicklung von echten Stürmern", erklärte der 32-Jährige. "Da kommen richtig geile Kicker nach! Das halte ich auch für extrem wichtig für den deutschen Fußball."

Sandro Wagner spielte zweimal beim FC Bayern

Wagner hatte zwischen 1995 und 2006 die Jugendabteilung des FC Bayern durchlaufen, sich anschließend bei den Profis aber nicht durchsetzen können. Nach Stationen bei MSV Duisburg, Werder Bremen, 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC, Darmstadt 98 und 1899 Hoffenheim war er Anfang 2018 für ein Jahr nach München zurückgekehrt. Erneut kam er aber nicht über eine Rolle als Reservist hinaus.

Anfang 2019 zog es ihn zu Tianjin Teda in China. Nach 18 Monaten löste er seinen dortigen Vertrag in diesem Sommer auf. Kurz darauf gab er seinen Rücktritt bekannt - obwohl ihm nach eigener Aussage zahlreiche Anfragen aus Deutschland und dem Ausland vorlagen.

Aktuell arbeitet Wagner neben seiner Trainerausbildung als Experte für den Streaming-Dienst "DAZN".