10.10.2020 06:49 Uhr

"War dem SKU mehr wert, als andere zahlen wollten"

David Peham geht weiter für die SKU Amstetten auf Torjagd
David Peham geht weiter für die SKU Amstetten auf Torjagd

Amstettens Torgarant David Peham gibt weltfussball Einblick in seine Gedankenwelt, nachdem sich der Sprung ins Profigeschäft zum Schluss der Transferzeit doch noch zerschlagen hat.

David Peham macht auch in der neuen Saison genauso weiter, wie er im Hochsommer aufgehört hat. Sechs von neun Toren des SKU Amstetten in der noch jungen Spielzeit gehen auf das Konto des 28-jährigen Stürmers, der nebenbei auch noch 30 Stunden die Woche Zeit findet, um seinem Beruf als Bankangestellter nachzugehen.

"Die Arbeit in der Bank ist nicht körperlich anstrengend. Natürlich muss man trotzdem seine Leistung bringen, Aufgaben erledigen, aber die körperliche Belastung habe ich dann am Abend beim Training", spielt der Niederösterreicher seine ganz persönliche Doppelbelastung im Gespräch mit weltfussball herunter. "Das lässt sich mit dem Fußball gut vereinen."

Wie Ex-Amstetten-Coach Fallmann Peham zum Goalgetter machte

Über seine Erfolgsquote im Büro ist uns leider nichts bekannt, jene auf dem Platz spricht aber in jedem Fall für sich: 40 Treffer hat er seit dem Aufstieg vor zwei Jahren erzielt, das ergibt eine Zweitliga-Quote von 0,65 Toren pro Spiel. Peham, der viele Jahre in der Regionalliga Ost gekickt hatte, ist erst in der zweiten Leistungsstufe, wo Amateur- und Profibereich verschwimmen, so richtig explodiert. Großen Anteil daran hatte Jochen Fallmann, inzwischen bei der Wiener Austria Co-Trainer von Peter Stöger.

Als Peham 2015 nach Amstetten kam, spielte der in der Akademie und im LAZ in St. Pölten ausgebildete und gelernte Stürmer, zunächst auf dem Flügel. Erst Fallmann, der Anfang März 2019 das Traineramt bei den Mostviertlern übernahm, beorderte den Blondschopf wieder an vorderste Front. "Er hat mich gleich von Anfang an vorne reingestellt und mir gesagt: 'Das ist jetzt deine Position, du brauchst dich um nichts anderes mehr zu kümmern'", denkt Peham an diese einschneidende Veränderung zurück.

Seitdem netzt Peham praktisch ohne Unterbrechung. 15 Tore in der ersten, 19 in der zweiten Saison in der 2. Liga. Plus die sechs Stück in den erst fünf Runden der aktuellen Spielzeit. Als Bankangestelltem ist natürlich auch ihm selbst klar, was das für seinen Marktwert bedeutet. "Ich als Spieler kann mir darum nichts kaufen, aber wenn er steigt, ist das natürlich eine kleine Bestätigung", bleibt Peham bescheiden.

"Schließe das nicht aus": Peham hofft weiter auf den nächsten Schritt

Für die Verantwortlichen beim SKU Amstetten ist der Marktwert ihres Torgaranten jedenfalls so hoch, dass sie entschieden, die im Sommer eingetrudelten Angebote abzulehnen, um ihn auch über die verlängerte Transferperiode hinaus zu halten. "Es gab Anfragen, sowohl aus der österreichischen Bundesliga als auch aus der 3. deutschen Liga. Unterm Strich war ich Amstetten aber mehr wert, als andere Vereine zahlen wollten", erklärt Peham.

Seinen Vertrag im Mostviertel hatte er, auch aufgrund der unsicheren Situation in Corona-Zeiten, erst im Juli bis Sommer 2022 verlängert. Ob er der verpassten Gelegenheit, in den Profibereich zu wechseln, nachtrauert? "Natürlich war ich im ersten Moment ein bisschen nachdenklich. Aber ich bin ein Spieler, der die Situation so hinnimmt, wie sie ist und das Beste daraus macht." Unglücklich über seinen Verbleib in Amstetten ist Peham nicht, "das möchte ich auch betonen", sagt er mit Nachdruck.

Ganz ad acta gelegt hat er den Traum vom nächsten Schritt freilich nicht: "Natürlich werde ich nicht jünger, aber ich schließe das auf keinen Fall aus. Das ist auch mit dem Verein und mit meiner Arbeit in der Bank so abgesprochen, dass, wenn sich eine Chance auftut, sie mich vollkommen unterstützen würden. Der Wunsch ist nach wie vor, irgendwann einmal in der Bundesliga oder im Ausland zu spielen und darauf wird weiter hingearbeitet."

Amstettens Unentschieden-Serie: "Als wäre das ein Fluch"

Die Gegenwart heißt aber 2. Liga mit dem SKU Amstetten, dessen Trikot er bereits seit über fünf Jahren trägt. Der Start in die neue Saison verlief denkbar schleppend. Mit vier Unentschieden und einer Niederlage sind die Niederösterreicher unter ihrem neuen Trainer Joachim Standfest in der Meisterschaft nach wie vor sieglos. Besonders kurios: Bei allen vier Remis war Amstetten in Front gelegen, doch nicht einmal die 3:0-Pausenführung im Heimspiel gegen Dornbirn reichte für drei Punkte.

"Es kommt mir fast so vor, als wäre das ein Fluch", rätselt auch Peham über diese seltsame Serie. "Man sagt immer, es ist erst aus, wenn der Schiri abgepfiffen hat. Das wird gerade bewiesen." Auf den Abschied von Fallmann, dessen Punkteschnitt von 1,62 Zähler pro Spiel mit Amstetten sich sehen lassen konnte, will Peham die Startschwierigkeiten nicht schieben: "Im Endeffekt kann welcher Trainer auch immer da sein, spielen müssen trotzdem die elf, die am Feld stehen."

Mit Standfest habe der Verein ohnehin "für Amstetten die perfekte Lösung gefunden", betont Peham. "Er bringt fußballerisch enorme Erfahrung mit, weil er bei großen Vereinen Erfolge gefeiert hat und auch im Nationalteam zig Einsätze hatte. Allein von dem her kann er dir in gewissen Situationen richtig gut weiterhelfen." Fallmann wünscht Peham bei der Austria nur das Beste: "Da kann man ihm nur gratulieren und alles Gute wünschen. Wenn er so eine Chance nicht nützt, finde ich, läuft im Fußball eh was falsch."

David Mayr

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