08.10.2020 07:15 Uhr

Messi und Neymar im Corona-Chaos in der Heimat

Barcelonas Superstar Lionel Messi spielt in der WM-Quali für Argentinien
Barcelonas Superstar Lionel Messi spielt in der WM-Quali für Argentinien

Acht Tage verbrachte Flamengo Rio de Janeiro in Ecuador, bestritt zwei Partien in der Copa Libertadores - und kehrte mit mehr als 15 infizierten Spielern an den Zuckerhut zurück.

Vor Gericht versuchte Flamengo danach, wegen Spielermangels das Recht zu erwirken, in der nächsten Partie in der brasilianischen Meisterschaft nicht antreten zu müssen. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, weil der Meister und Libertadores-Sieger einer der Clubs war, der bis hin zu Präsident Jair Bolsonaro am stärksten auf die Rückkehr des Fußballs in Brasilien in der Corona-Pandemie gedrängt hatte. Doch auch Boca Juniors aus Buenos Aires registrierte - bereits vor Beginn der Copa Libertadores, die auch die Rückkehr des Fußballs in Argentinien bedeutete, wo die Profi-Ligen seit März pausieren -, ebenfalls mehr als ein Dutzend infizierter Spieler.

Ähnliches ist nun auch in der WM-Qualifikation in Südamerika zu befürchten, die am Donnerstag unter anderem mit der Partie Argentinien gegen Ecuador in Buenos Aires unter schwierigen Bedingungen startet. Der Weltverband FIFA hatte zuletzt die WM-Qualifikation in anderen Regionen auf 2021 verlegt. Doch der südamerikanische Verband Conmebol bestätigte mit FIFA-Billigung Spiele am 8./9. und 13. Oktober - und löste eine Abstelldiskussion, Kaderstreichungen und Last-Minute-Nominierungen aus.

Die Fußballer-Vereinigung Fifpro warnte vor dem Reiserisiko für rund 250 Spieler, unter ihnen die Weltstars Lionel Messi (FC Barcelona), Neymar (Paris Saint-Germain), James Rodríguez (FC Everton) und Luis Suárez (Atlético Madrid).

Lateinamerika ist einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien, das zu seinem WM-Quali-Auftakt in São Paulo am Freitag Bolivien empfängt, die meisten Infektionen mit dem Coronavirus (über 4,9 Millionen).

Gemessen an der Bevölkerungszahl sterben in keinem Flächenstaat so viele Menschen an der Krankheit Covid-19 wie in Peru, wo Brasilien am Dienstag (Ortszeit) in Lima zu Gast ist. 89,99 Tote je 100.000 Einwohner registrierte das Andenland im September. Die Grenzen sind immer noch geschlossen, ab 23:00 Uhr herrscht Ausgangssperre, weshalb die Conmebol die Anstoßzeit verschob.

Zugleich verwies die Fifpro darauf, dass bei Ländern wie Argentinien, Kolumbien oder Uruguay viele bis alle Spieler im Ausland aktiv sind. Südamerikanische Stars sind zwar lange Länderspielreisen gewohnt und haben Routinen entwickelt. Messi charterte für sich und andere Teamkollegen der argentinischen Nationalmannschaft wie Paulo Dybala (Juventus Turin) und Nicolás Otamendi (Benfica Lissabon) ein Flugzeug aus Spanien. Brasilien-Star Neymar kam im Leistungszentrum Granja Comary in Teresópolis bei Rio wie üblich mit einem Helikopter an.

Aber für eine WM-Qualifikation inmitten eines Corona-Hotspots bestehen keine Routinen. "Alles ist neu und anders", sagte Juninho Paulista, Koordinator des Brasilianischen Fußballverbandes CBF. " Es gab davor schon Tausend Sachen zu bedenken, und jetzt mit der Gesundheitskrise noch viel mehr. Das bedeutet eine Anpassung bei allem. Es ist nicht schön, so zu spielen."

Ecuador-Keeper positiv getestet

Der Beginn der Copa Libertadores im September zeigte, dass die Sanitätsprotokolle wirkungslos gegen den unsichtbaren Gegner Virus sind. Um eine Infizierung der Nationalspieler im Corona-Chaos von Südamerika zu vermeiden, haben Verbände wie die CBF oder das argentinische Pendant Afa Sicherheitsmaßnahmen getroffen.

Dazu gehören eine Spezialbetreuung für die Millionen teuren Stars, die Tausende Kilometer über den Atlantik fliegen und in Länder mit der höchsten Corona-Inzidenz weltweit ein- und ausreisen; mehrere Corona-Tests und strenge Maßnahmen wie Einzelzimmer und Fitnessraum-Benutzung nur in kleinen Gruppen; stets ist Mundschutz zu tragen abseits des Trainings. Während Argentiniens Kader und Trainerstab auf dem Verbandsgelände in Ezeiza nahe dem Flughafen von Buenos Aires kaserniert sind und das Gelände nicht verlassen dürfen, bekommen die Brasilianer zwischen den beiden Partien keinen freien Tag.

Der argentinische Stürmer Eduardo Salvio sagte: "Wir müssen uns weiter an die Sicherheitsprotokolle gewöhnen, die in den Vereinen schon umgesetzt wurden, und hart dafür arbeiten, bei der Qualifikation voranzukommen." Wie schwer die Konzentration auf das rein Sportliche sein mag, zeigte der positive Corona-Test von Ecuadors Torhüter Johan Padilla kurz vor der Partie im Boca-Stadion Bombonera. Er habe das Trainingszentrum der Nationalmannschaft verlassen und werde medizinisch betreut, teilte der Verband mit.

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