21.09.2020 20:40 Uhr

Salzburg fliegt auf Verdacht nach Israel

Die Salzburger traten die Reise zum ersatzgeschwächten Maccabi an
Die Salzburger traten die Reise zum ersatzgeschwächten Maccabi an

Meister Red Bull Salzburg hat die Reise zum Playoff-Hinspiel zur Champions League bei Maccabi Tel Aviv am Montagvormittag angetreten.

Meister Red Bull Salzburg muss auf dem Weg in die Champions League auch am Coronavirus vorbei. Trotz zumindest sieben mit dem Virus infizierten Spielern bei Gegner Maccabi Tel Aviv soll das Playoff-Hinspiel am Dienstag (21:00) in Israel durchgezogen werden. "Aktuell ist es der Plan, dass das Spiel morgen stattfindet", erklärte Salzburg-Sportchef Christoph Freund am Montag vor dem Abflug.

Salzburg-Trainer Jesse Marsch versicherte am Abend vor dem Playoff-Hinspiel, dass man angesichts der zahlreichen Corona-Fälle beim Gegner keinerlei Bedenken habe. "Wir haben keine Angst vor Corona und sind bereit", erklärte Marsch am Montagabend. In Israel ist aktuell ein Lockdown verhängt, bei Maccabi sind je sieben Spieler und Betreuer positiv getestet worden.

>> Liveticker: Maccabi Tel Aviv gegen Red Bull Salzburg

"Es ist für den Gegner im Moment relativ schwierig", meinte Marsch, der sich in der Vorwoche öffentlich gegen den Spielort Israel positioniert hatte. "Aber in dem Moment, in dem die UEFA gesagt hat, dass wir in Tel Aviv spielen, war es für mich kein Problem", versicherte er nun. Trotz der ungewöhnlichen Ausgangslage war der US-Amerikaner überzeugt: "Maccabi hat eine super Mannschaft. Wir sind nicht naiv. Wir verstehen, dass wir morgen kämpfen müssen."

Ungeachtet von Gesundheitsbedenken lässt das Corona-Regulativ der UEFA eine Austragung bisher zu. 13 Feldspieler plus 2 Torhüter müssen gesund sein, um ein Spiel durchzuführen. Zudem dürfen unbegrenzt junge Spieler auf einer B-Liste nachnominiert werden. Freund war sich sicher, dass Maccabi alles probieren werde, um die Partie im Bloomfield Stadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit tatsächlich durchzuführen. "Und die UEFA wird das auch machen wollen, sofern es gesundheitlich irgendwie vertretbar ist."

Dabei grassiert das Virus längst im Club. Ausgangspunkt dürfte mit Dan Glazer ein Spieler sein, dessen Infektion schon vor einigen Tagen bekannt geworden war. Es blieb nicht dabei. Laut Medienberichten vom Montagvormittag sind mittlerweile 14 Fälle (7 Spieler, 7 Betreuer) bekannt. Freund erklärte: "Wir wissen, dass es in Israel extrem viele Infektionen gibt und das jetzt auch beim Verein ziemlich ausgeartet ist."

"Eigenartiges Gefühl"

Die Salzburger Riege hatte schon zuvor wegen des nach dramatischen Infektionsraten verhängten Lockdowns in Israel Bedenken angemeldet. Mit harscher Kritik am europäischen Verband wurde am Montag vorerst gespart. "Die UEFA ist bedacht, heute noch mal zu testen und vielleicht morgen auch noch, wenn es noch mehr (Fälle, Anm.) werden", sagte Freund.

Der verkleinerte Salzburg-Tross (ca. 45 Personen) stieg mit einem "eigenartigen Gefühl" (Freund) in das Flugzeug Richtung Tel Aviv. Der Gegner selbst gehe "professionell" mit der Situation um, meinte Freund. "Sie sind sehr bemüht, uns immer auf dem aktuellsten Stand zu halten." Maccabi bemühe sich auch, die Sicherheit der Salzburger bestmöglich zu gewährleisten. "Ob Unterkunft im Hotel oder Abwicklung am Flughafen, sie unterstützen uns da sehr."

Das Salzburger Bemühen um Professionalität flog ebenso mit. "Wir können nur das beeinflussen, was in unserer Macht liegt. Wir fliegen jetzt da runter, machen ein gutes Abschlusstraining und wollen morgen einen Sieg einfahren", sagte Freund. "Alles, was rundherum passiert, werden wir so gut wie möglich ausblenden."

Halber Stamm fehlt

Sportlich trifft man auf einen nun völlig unberechenbaren Gegner. Beim israelischen Titelträger fällt die halbe Stammmannschaft aus. Dor Peretz, Avi Rikan, Daniel Peretz, Nick Blackman, Enric Saborit, Yonatan Cohen und eben Glazer wurden laut israelischen Medien positiv getestet.

Von einem fairen Wettkampf kann kaum mehr die Rede sein. Auch Freund sah "Auswirkungen", die aber nichts am eigenen Fokus ändern sollen. "Es ist trotzdem ein Quali-Spiel und es geht um sehr, sehr viel. Wenn das Spiel stattfindet, müssen wir voll da sein - egal welche Spieler auf der Gegenseite stehen." Trainer Jesse Marsch bekräftigte angesichts einer "komischen und schwierigen" Situation: "Unsere Leistung, Motivation und Mentalität ist das, was wir kontrollieren können."

Gut möglich, dass schon vor dem Rückspiel in Salzburg am darauffolgenden Mittwoch eine Vorentscheidung fällt. Übersteht Österreichs Abomeister diese Runde, ist er zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase der Königsklasse. Über den Qualifikationsweg ist dies den Salzburgern in bisher elf Versuchen nicht gelungen.

Marsch wollte seiner Mannschaft für den zwölften Versuch kein Tempolimit auferlegen. "Unser Ziel ist es, das Tempo trotz der wohl hohen Temperaturen vor Ort hoch zu halten." Nicht mitwirken werden die verletzten Zlatko Junuzović und Oumar Solet sowie Jérôme Onguéné, für den kein Platz im Kader war. Geleitet wird die Partie vom englischen Topreferee Michael Oliver.

apa

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