17.09.2020 17:28 Uhr

Das sind Gladbachs Baustellen vor dem Liga-Start

Können Marco Rose und Gladbach die Großen um FC Bayern und BVB angreifen?
Können Marco Rose und Gladbach die Großen um FC Bayern und BVB angreifen?

Nach einer hervorragenden Saison 2019/20 hat Borussia Mönchengladbach im Corona-Sommer optimale Voraussetzungen geschaffen, um den Erfolg aus dem Vorjahr zu wiederholen. Leistungsträger wurden gehalten, der Kader punktuell sogar noch verstärkt. Und dennoch drückt an einigen Stellen der Schuh. Wo liegen potenzielle Stolpersteine? Was sind die Gladbacher Baustellen?

  • Baustellen in Gladbach: Der (zu) frühe Saisonstart

So erfolgreich die Vorbereitung der Fohlen auch lief (fünf Spiele, vier Siege, 14:2 Tore), so sehr laufen zahlreiche Leistungsträger nach kleineren und größeren Verletzungen ihrem Rhythmus hinterher. 

Lazaro fehlt den Fohlen länger
Lazaro fehlt den Fohlen länger

Weder Alassane Pléa noch Marcus Thuram absolvierten das geplante Programm. Auch Denis Zakaria, Breel Embolo und Neuzugang Valentino Lazaro waren bzw. sind verletzt und werden Zeit brauchen, um sich in Bestform zu spielen. Lazaro wird bestenfalls zum Champions-League-Auftakt Ende Oktober wieder auf dem Platz stehen. Dazu gibt es weitere Spieler (Bénes, Poulsen, Villaba), die sich mit kleineren Blessuren plagen.

Ein, zwei Wochen mehr Zeit hätten Marco Rose und seinem Team sicherlich gut zu Gesicht gestanden. "Diese Situation ist zum Saisonstart nicht optimal", fürchtet auch Torhüter Yann Sommer einen holprigen Auftakt.

  • Baustellen in Gladbach: Der Tanz auf drei Hochzeiten

In den letzten Jahren war die Dreifachbelastung für die Gladbacher Fluch und Segen zugleich. Einerseits füllten die Europacup-Teilnahmen die Kassen. Andererseits blieb im Gegenzug stets etwas auf der Strecke.

2019/20 vergeigte das Team sowohl die Europa League (Aus in der Gruppenphase) als auch den Pokal (Aus in der 2. Runde) vorzeitig. Dafür lief es aber in der Liga rund. 2016/17 überzeugte das Team in beiden K.o.-Wettbewerben, landete in der Liga aber im Niemandsland. 2015/16 überwinterte der Klub weder im Pokal noch in Europa, sicherte sich in der Liga allerdings Platz vier.

Zu behaupten, die Dreifachbelastung habe bei den Fohlen in der jüngeren Vergangenheit Spuren hinterlassen, ist demnach nicht übertrieben. Das könnte bei dem eng gestrickten Terminplan in diesem Jahr erst recht gelten.

  • Baustellen in Gladbach: Die Taktik gegen die Großen

Gegen die vermeintlich "kleinen Gegner" gab sich das Team in den letzten Jahren keine Blöße. Regelmäßig als Verlierer vom Platz gingen die Fohlen dagegen in den Spielen gegen Bayern, Dortmund und auch Leipzig. In den letzten 13 Vergleichen gegen besagte Teams setzte es zehn (!) Niederlagen.

Dabei tüftelte Marco Rose in der letzten Saison in den Spielen gegen die Top-Teams (zu) fleißig an seiner Taktik. Mal setzte der Trainer auf eine Dreier-, mal auf eine Viererkette. Mal ließ er zwei Stürmer ran, mal nur eine Spitze. Mal agierte Gladbach mit nur einem Sechser, mal durften zwei Abräumer ran. Den ultimativen Schlüssel zum Erfolg fand Rose nicht.

Wollen sich die Gladbacher dauerhaft vor Mannschaften wie Leverkusen, Wolfsburg und Co. behaupten oder gar einen Angriff auf Leipzig und Dortmund starten, müssen sie endlich anfangen, auch gegen die "Großen" zu punkten.

  • Baustellen in Gladbach: Die neue Erwartungshaltung

Nach der starken Vorsaison sind die Erwartungen an die Gladbacher naturgemäß gestiegen. Und warum auch nicht? Die Leistungsträger wurden gehalten, dazu wurde der Kader punktuell sogar noch verstärkt. Zudem ist es hinter den Kulissen ruhig. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison könnten demnach nicht besser sein.

Doch Marco Rose weiß, dass die sprichwörtlichen Trauben in diesem Jahr noch höher hängen. "Die Saison fängt bei Null an und wir werden uns jedes Ergebnis noch härter erarbeiten müssen. Die Messlatte liegt, was das nackte Ergebnis angeht, sehr hoch", ist sich der Trainer der neuen Erwartungshaltung rund um den Borussia-Park bewusst.

Was bei all der Euphorie womöglich vergessen wird: Es wird äußerst schwer werden, das "nackte Ergebnis" aus der letzten Bundesligasaison noch mal zu toppen. Die 65 Zähler waren immerhin die zweitbeste Borussia-Bilanz seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (1995). Nur in der Spielzeit 2014/15 waren die Fohlen noch erfolgreicher (66).

Es braucht schon eine historisch gute Saison, um sich noch einmal zu verbessern - und so den neuen Ansprüchen gerecht zu werden. 

Christian Schenzel

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