26.08.2020 14:29 Uhr

"Goldenes Jahrzehnt"? Das muss der FC Bayern dafür tun

Der Moment des Triumphes! Manuel Neuer reckt die Champions-League-Trophäe in die Höhe
Der Moment des Triumphes! Manuel Neuer reckt die Champions-League-Trophäe in die Höhe

Der FC Bayern München ist zurück auf dem Fußball-Gipfel! Mit dem 1:0-Sieg im Finale der Champions League gegen Paris Saint-Germain fuhr das Team von Cheftrainer Hansi Flick zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Königsklasse ein.

Die Münchner sind damit ganz oben angekommen - und da wollen sie auch bleiben. Zumindest ließen das die Bayern-Stars zuletzt mehrfach verlauten. Auch Trainerlegende Ottmar Hitzfeld war sich im "kicker" sicher, dass "die Basis für ein weiteres goldenes Jahrzehnt gelegt ist."

Wohlgemerkt: Der FC Bayern blickt bereits auf eine Rekord-Serie von acht Meisterschaften in Folge zurück. Und jetzt will das Starensemble aus dem Süden noch besser werden? Die Konkurrenz sollte sich warm anziehen - oder doch nicht?

An diesen Stellschrauben müssen die Bayern drehen, wenn sie tatsächlich eine neue goldene Dekade einläuten wollen:

1. Mit drei Mannschaftsteilen zum Erfolg

Wie schon im 2013er-Team der Bayern, das ebenfalls das historische Triple gewann, ist auch im aktuellen Kader des Rekordmeisters eine ganz besondere Struktur zu erkennen. Grob gefasst lassen sich drei Mannschaftsteile ausmachen, die jeweils auf ihre Art und Weise den ganz großen Erfolg herbeiführten. 

Erstens: Die Erfahrenen. Sie bilden das Gerüst der Bayern. Um die Weltmeister Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Thomas Müller sowie die gereiften Topstars David Alaba, Thiago und Robert Lewandowski haben die Verantwortlichen in den letzten Jahren einen Generationenwechsel vollzogen - ohne die Routiniers außer Acht zu lassen.

Zweitens: Die neue "Goldene Generation". Die Jahrgänge 1995/1996 sind im Bayern-Kader am häufigsten vertreten. Süle, Kimmich, Gnabry, Goretzka und Co. sind die Top-Stars der kommenden Jahre und bringen genau die richtige Mischung aus Erfolgshunger, Zielstrebigkeit und Erfahrung mit. Sie sind das Herzstück der neuen Super-Bayern.

Drittens: Die jungen Wilden. Hansi Flick räumt einer ganzen Reihe von Eigengewächsen die Chance ein, frühzeitig mit den Profis zu trainieren und diesen neuen Druck zu machen. Leon Dajaku, Oliver Batista-Meier, Chris Richards oder Angelo Stiller wollen künftig den Sprung schaffen und es Alphonso Davies und Joshua Zirkzee gleichtun, die den Sprung als Teenager zuletzt geschafft haben. 

Diese Struktur so lange es geht beizubehalten, ist ein ganz entscheidender Faktor. Nicht umsonst wurden die Hierarchie und das Mannschaftsgefüge zuletzt von Manuel Neuer, Joshua Kimmich und auch Trainer Hansi Flick selbst mehrfach als wesentlicher Erfolgsfaktor erwähnt.

2. Punktuelle Verstärkungen

Wirklich große Kader-Baustellen haben die Bayern derzeit nicht. Sie haben bewiesen, einzelne Ausfälle (Süle, Pavard, Thiago) adäquat ersetzen zu können. 

Es muss schon ganz genau hingeschaut werden, um Handlungsbedarf auszumachen. Die zentralen Mittelfeld-Positionen vor der Abwehr waren in der Rückrunde so klar an Goretzka, Thiago oder Kimmich vergeben, dass für die weiteren Alternativen kein Platz mehr war.

Javi Martínez steht somit vor seinem Abschied von den Bayern, ebenso war Corentin Tolisso unzufrieden mit seinen Einsatzzeiten. Da auch Coutinho den Klub nach nur einem Jahr wieder verlassen wird, werden sich in der Mittelfeldzentrale über kurz oder lang Lücken auftun. Zieht Thiago seinen Abschiedsplan zudem schon in diesem Sommer durch, wäre der FCB zum Nachrüsten gezwungen.

Ähnlich sieht es auf der Rechtsverteidiger-Position aus. Benjamin Pavard dürfte auch in 2020/2021 als Platzhirsch gesetzt sein, Joshua Kimmich könnte ihn jederzeit vertreten. Doch danach wird es dünn, Álvaro Odriozola steht als Backup nicht mehr zur Verfügung. Sportvorstand Hasan Salihamidzic hält die Augen nach möglichen Alternativen für hinten rechts offen. 

3. Neuen Erfolgshunger schaffen

Was treibt eine Mannschaft an, die bereits alles erreicht hat? Es wird die entscheidende Frage für Hansi Flick und sein Team sein, ob und wie sie das Starensemble bei Laune halten können.

Thomas Müller versprach zwar jüngst in der "Sport Bild": "Wer diese Mannschaft kennt, sollte wissen, wie es um unseren Hunger bestellt ist. Wir wollen immer alles gewinnen. Wenn die Champions League wieder losgeht, werden wir alles dafür tun, sie zu verteidigen und den Henkelpott ein weiteres Mal nach München zu holen."

Ob diese Zielstrebigkeit aber auch noch für Jahre vorgelebt und umgesetzt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Thiago und David Alaba sind erste Kandidaten, die sich offen eine Luftveränderung wünschen oder zumindest vorstellen können.

Nicht zuletzt, weil sportlich auf der großen Wiese des FC Bayern alles abgegrast ist. Weitere Superstars, die noch einmal eine neue Herausforderung suchen, könnten irgendwann folgen.

4. Akademie-Arbeit weiter fortsetzen 

Es ist das ganz große Ziel der Münchner, endlich wieder regelmäßig aus dem Talente-Pool des FC Bayern Campus Profis zu formen, die den Sprung in den Lizenzspieler-Kader des Serienmeisters schaffen.

Diesen Weg weiter zu verfolgen, wird in den kommenden Jahren noch einmal an Bedeutung gewinnen. Das Wettbieten um die Megastars wird sich spätestens nach Ende der Corona-Krise fortsetzen. Transfers jenseits der 100 Millionen Euro sind für die Bayern zwar zu stemmen, allerdings nicht unbedingt gewollt.

Um über Jahre hinweg auch europäisch konkurrenzfähig zu bleiben, bedarf es neben einer klugen Transferpolitik und einer aufmerksamen Scouting-Abteilung eben auch einer herausragenden Jugendarbeit. Die Münchner haben das erkannt. 

Mats-Yannick Roth

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten