11.08.2020 07:45 Uhr

20 Jahre her: Das erste Pflichtspiel des SKN

Die Startformationen von ÖSPAG und SKN
Die Startformationen von ÖSPAG und SKN

Vor genau 20 Jahren liefen die "Wölfe" des SKN St. Pölten das erste Mal auf. Der Trainer kam aus Oberwölbling, der Obmann aus Ratzerdorf. Der Kapitän und die Nummer 1 wuchsen gar beim Voith Platz auf. Von dort aus fuhren sie dann alle gemeinsam mit dem Bus nach "Wümschburg".

Lang, lang ist es her: Österreichs Meister hieß FC Tirol Innsbruck, der Aufsteiger VfB Admira Wacker Mödling und der ÖFB-Teamchef Otto "Maximale" Barić.

Der frisch gegründete SKN St. Pölten wurde von St. Pöltnern geführt und es spielten fast nur Niederösterreicher. Obendrein fungierte der SKN als der Kooperationsklub des BNZ St. Pölten (nun Akademie).

Die zwei größten Sponsoren zu Beginn waren die "Stadt" St. Pölten (700.000 Schilling) und "Traisenbau" (700.000 Schiling) und der "wichtigste" die St. Pöltner Firma "Leiner" mit 300.000 Schilling in drei Tranchen.

Nach dem Aus von VSE und FCN St. Pölten zeigte sich die lokale Wirtschaft reserviert. "Erst als Leiner im Boot war, haben uns auch andere wieder vertraut", sagt der Ratzersdorfer SKN-Gründungsobmann Sepp Hintermeier.

Unter Hintermeiers Führung kam später am blau-gelben Weg zum Profiverein auch das kongeniale Erfolgsduo: Der Ratzersdorfer Sportmanager Christoph Brunnauer und der Herzogenburger Trainer Martin Scherb. (von links nach rechts, 2008).

Sein erstes Pflichtspiel bestritt der SKN genau heute vor 20 Jahren, am 11. August 2000, in Wilhelmsburg gegen ÖSPAG in der 2. NÖ Landesliga West. Mit Edeltechniker Goran Zvijerac war sogar ein "Wümschburger" im "Wolfsrudel" federführend und mit Goalgetter Zoran Ljubicic stürmte der Vater vom nunmehrigen SKN-Kicker Robert Ljubicic bzw. vom Rapidler Dejan Ljubicic.

>> Robert Ljubicic: "Papa war immer mein Vorbild"

Hannes Weber (früher VSE-Stürmer, damals SKN-Kapitän) kann sich gut erinnern: "Wir waren nicht unbedingt beliebt, weil wir mit dem neuen Verein gleich in der Landesliga starten haben dürfen. Der Platz in Wilhelmsburg war bummvoll wie nie. Wir haben zwar verloren, aber mir war sofort klar, dass wir zu stark für diese Liga sein werden, wenn wir erst einmal eingespielt sind."

Grillo und Baumi geformt

Weber, jetzt ÖFB-Talentecoach (unter dessen Fittichen u.a. Florian Grillitsch oder Christoph Baumgartner reiften), hatte damals mit seiner Unterschrift gezögert: "Ich war gerade bei Würmla in der Regionalliga, erst 30 Jahre alt und stand voll im Saft. Dass ich dann zwei Jahre später mit dem SKN wieder in der Regionalliga auftauchen werde, war ja schier undenkbar." (Bild von 2014 als erfolgreicher Akademie-Trainer)

Torhüter Günter Stölner wiederum sagte dem SKN im festen Glauben zu, dass sein Kumpel seit Kindheitstagen schon fix an Bord sei: "Das hat mir der Hintermeier versichert. Dann ruf ich den Hannes an und sag stolz 'I bin a wieder dabei!' und er erzählt mir, dass noch gar nicht alles klar sei."

Stölner, im Frühjahr 1992 drei Mal in der Bundesliga beim Kremser SC am Feld mit Kalibern wie Hannes Neumayer, Erwin Höld und Mario Kempes, sagt sogar: "Beim SKN hatte ich meine schönste Zeit. Ich konnte hier etwas zurückgeben."

Mit Kempes einquartiert

Stölner wuchs wie Weber in unmittelbarer Nähe vom Voith Platz auf und war beim VSE unter Trainer Thomas Parits kurz zweiter Goalie: "Plötzlich liegt da vor manchen Auswärtsspielen ein Kempes neben mir im Zimmer. Als Bub hab ich ihn noch bei der 78er-WM bewundert und dann ist der auch noch ein total netter Mensch und gibt mir sogar wertvolle Tipps."

Stölners Comeback in St. Pölten hat eine romantische Note: "Anderswo hätte ich mehr verdient. Aber wenn du immer wieder siehst, wie die sogenannten 'VSE-Senioren', einige urnette Pensionisten, am Voih Platz Sachen reparieren und neu streichen, dann kommst du schon ins Überlegen. Hier konnte ich dann einmal etwas mit aufbauen. Das war toll."

Das erste Pflichtspiel in "Wümschburg" war weniger leiwand für Stölner. Nach wenigen Minuten sah er schon Rot nach einer Notbremse. (Stölner wurde im Spielbericht übrigens auch noch falsch "Stöllner" geschrieben)

Die ehemaligen VSE-Kicker Reinhard Waltenberger und Martin Prikop blieben gar nur auf der Bank. "Wichtig war ja auch, dass wir genug 'Eigenbauspieler' haben", lacht Weber, "den Martin haben wir quasi aus der Pension zurück geholt. Der hat noch ein bisschen gebraucht."

Karl Daxbacher wurde erst zwei Tage vor dem Spiel zum SKN-Trainer bestellt. Weber war dem Oberwölblinger zufällig in der St. Pöltner Innenstadt über den Weg gelaufen und fragte einfach mal direkt: "Er war sofort interessiert!" Hintermeier ergänzt: "Unser großes Glück war, dass Daxbacher frei war. Er hat gleich eingeschlagen"

Nachdem Daxbacher den SKN in seiner ersten Amtszeit zu zwei Meistertiteln und damit in die Regionalliga Ost geführt hatte, wurde sein Vertrag jedoch nicht verlängert. "Der Vorstand hat sich mit einer Stimme Mehrheit gegen ihn ausgesprochen", erzählt Hintermeier, "darüber ärgere ich mich noch heute."

>> SKN-Gründerväter feiern "20 Jahre Plan B"

Thomas Schöpf

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten