04.08.2020 15:23 Uhr

DFL-Beschluss: Kein Alkohol, keine Gäste, keine Steher

Klubs einigen sich auf Maßnahmen zur Zuschauer-Rückkehr
Klubs einigen sich auf Maßnahmen zur Zuschauer-Rückkehr

Ob das den Anhängern von BVB, FC Bayern und Co. gefällt? Die Mitgliederversammlung der DFL hat erhebliche Einschränkungen bei einer möglichen Rückkehr der Fans in die Stadien beschlossen. Ob diese aber überhaupt zur Anwendung kommen, ist angesichts der steigenden Infektionszahlen fraglich.

Keine Stehplätze, keine Gästefans und kein Alkohol - dafür Hoffnung auf ein Ende der Geisterspiele: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat mit strikten Leitplanken der möglichen Rückkehr von Zuschauern in die Stadien den Weg geebnet. Trotzdem müssen die 36 Profiklubs bangen, dass die derzeit steigenden Corona-Infektionszahlen nicht doch weiter eine Vollsperrung der Tribünen erfordern.

"Priorität haben in Deutschland im Moment nicht volle Stadien, sondern die Gesundheit der Menschen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nach einer virtuellen Mitgliederversammlung mit den Klubvertretern: "Wann wie viele Zuschauer wieder in die Stadien kommen dürfen, ist keine Entscheidung der DFL. Wir erwarten nichts und fordern nichts, sondern bereiten uns darauf vor."

Ob tatsächlich bald wieder vor Publikum gespielt werden kann, womöglich schon im DFB-Pokal ab dem 11. September oder zum Bundesliga-Start eine Woche später, entscheidet am Ende die Politik. Die Gesundheitsminister der Länder wollen das Thema auf einer Konferenz am kommenden Montag besprechen.

Wie eine Teilbefüllung der Stadien aber aussehen könnte, nimmt nach der virtuellen DFL-Mitgliederversammlung zumindest immer mehr Formen an, die Klubs der Bundesliga und 2. Liga einigten sich am Dienstag auf vier Eckpunkte.

Personalisierte Tickets - Kritik vom Fan-Bündnis

Man müsse dabei jederzeit dem Infektionsgeschehen Rechnung tragen, das es "keinesfalls zu unterschätzen" gilt, sagte Seifert: "Der Profifußball kann nur in Etappen zurück zur Normalität kommen. Wir werden in kleinen Schritten die Normalität zurückerobern müssen, das geht nicht von 0 auf 100."

Das neue DFL-Konzept sieht keine Gästefans bis Ende des Jahres sowie keine Stehplätze und keinen Alkoholausschank bis 31. Oktober vor. Dazu wird es eine Registrierung der Besucher geben, um mögliche Infektionsketten nachverfolgen zu können. Vor allem Fan-Gruppierungen hatten Kritik an dem Konzept geäußert, da sie langfristige Beschneidungen ihrer Rechte fürchten. Die DFL betonte hingegen schon im Vorfeld, dass die nun mit jeweils einfacher Mehrheit beschlossenen Entscheidungen definitiv nur temporär und während der Pandemie gültig sein würden.

"Wir können nachvollziehen, dass die Beschlüsse unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes getroffen wurden", sagte Markus Sotirianos aus dem Vorstand der Fan-Vereinigung "Unsere Kurve" dem "SID". Das Bündnis zeigte sich laut Sotirianos aber "verwundert, dass einerseits viele Schritte unternommen werden, um Fans wieder zuzulassen, andererseits aber scheinbar Skepsis hinsichtlich derer Verhalten herrscht, was der vorläufige Ausschluss von Stehplatz- und Gästefans zeigt". Eine Zulassung von Gästefans hätte man daher "deutlich begrüßt".

BVB hofft auf mehr als 10.000 Fans

Dass die DFL während der Pandemie eine Vorreiterrolle für andere Länder und Sportarten einnehmen kann, hatte sie schon zuvor bewiesen. Im Frühjahr war ein von DFL und DFB entworfenes Hygiene- und Sicherheitskonzept zur Fortsetzung des Spielbetriebes von der Politik durchgewunken worden - es funktionierte einwandfrei und galt in Europa als vorbildhaft.

Damit die Tribünen bald wieder zumindest teilweise gefüllt werden können, sind die am Dienstag beschlossenen Eckpunkte aber nur ein erster Schritt. Bis zum Saisonstart müssen die Klubs in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden individuelle Konzepte ausarbeiten.

Borussia Dortmund plant demnach etwa mit 12.000 bis 15.000 Zuschauern, normalerweise kommen über 81.000 Menschen zu den Heimspielen des BVB. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hoffte in einem Interview mit der "FAZ" hingegen sogar auf 20.000 bis 25.000 Zuschauer in der Münchner Allianz Arena (75.000 Plätze) im Herbst. "Niemand bei der DFL wird eine bestimmte Zuschauerzahl fordern", sagte Seifert nun. Man werde jede Entscheidung der Politik akzeptieren.

Was am Ende möglich ist, gibt das Pandemie-Geschehen vor - und da war zuletzt ein Anstieg der Corona-Infektionszahlen zu verzeichnen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dämpfte deshalb bereits die Hoffnungen auf eine Rückkehr der Fans schon zum Bundesligastart im September und bezeichnete Spiele vor 25.000 Zuschauern als momentan "sehr schwer vorstellbar".

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