19.06.2020 10:49 Uhr

Funktionskleidung im Fußball: Von praktisch bis kurios

Manuel Neuer ist nach den Spielen praktisch immer in einem Funktionsunterhemd zu sehen
Manuel Neuer ist nach den Spielen praktisch immer in einem Funktionsunterhemd zu sehen

Funktionskleidung ist sportartübergreifend in aller Munde und erfreut sich stets wachsender Beliebtheit. Da darf König Fußball natürlich nicht fehlen, auch hier nutzen die Profis längst die Vorteile der spezialisierten Kleidungsstücke aus besonderem Material. Es gibt viele gute Gründe für den Gebrauch, selbst wenn er nicht immer ganz freiwillig erfolgt!

Meistens veranlassen natürliche äußere Umstände die Aktiven dazu, funktionale Sportbekleidung in Betracht zu ziehen. Der wohl häufigste Grund ist der Winter, gerade in Ligen wie der Premier League oder der Fußball-Bundesliga. Wenn es draußen kalt wird, dann greifen die Profis seit jeher auf Hilfsmittel zurück, damit sie warm bleiben, optimale Leistungen bringen können und das Erkrankungsrisiko minimieren.

Baselayer – das neue Unterhemd des Profisportlers

Handschuhe, lange Unterwäsche, hohe Kragen – es gibt viele Varianten, den eigenen Körper zu schützen. Von Vereinswegen gab es früher vermehrt auch noch langärmlige Trikots. Wer erinnert sich nicht an die luftigen Leibchen zurück, in denen Größen der Neunziger Jahre wie Eric Cantona, Jürgen Klinsmann oder George Weah ihre Torerfolge feierten. Solche Looks sind aus verschiedenen Gründen aber ziemlich in die Jahre gekommen. Die Trikots sind heutzutage nicht nur wesentlich enger, sie werden auch oft kurzärmlig gehalten und dafür mit Thermo-Bekleidung ergänzt.

Die enganliegenden Kleidungsstücke nennen sich im Fachjargon Baselayer und quasi alle großen Sportartikelfirmen wie Nike, Adidas, Puma oder Under Armour bieten sie an. Anfänglich vor allem bei Outdoor-Sportarten beliebt, halten die mittlerweile hoch spezialisierten Artikel in fast allen Bereichen der Sportwelt Einzug. Was am Berg oder in der Natur von Vorteil ist, hilft auch beim Fußball, Golf oder Handball.

Besondere Materialien mit besonderen Fähigkeiten

Neben ihrer wärmenden Funktion punktet Thermowäsche vor allem durch ihre Atmungsaktivität, ihre Leichtigkeit und den Reibungsverlust. Die Durchblutung wird gezielt gefördert und Muskeln werden gleichzeitig gestützt. Die Kleidung regelt die Körpertemperatur und ermöglicht so höhere Leistungsfähigkeit, optimalerweise kühlt sie bei Wärme und wärmt bei Kälte. Beliebte Materialien sind zum Beispiel Mesh, Merinowolle, Kunstfaser sowie Elastan für die bessere Dehnbarkeit.

Der hohe Stellenwert der aus diesen Stoffen hergestellten Kleidungsstücke rührt im Fußball allerdings nicht nur von praktischen Gründen her. "Funktion ist eine Seite der Medaille, Style die andere", verrät Jens Schreiber von Adidas, selbst mit vielen Produkten im Bereich Funktionswäsche am Markt. "Wie wissen, wie modebewusst junge Fußball-Creator heute sind."

Besondere Kleidungsstücke beim FC Bayern

Eine emotionale Beziehung zu seiner langen Unterwäsche hatte zu seiner Zeit auch Ex-Bayern-München-Star Arjen Robben und sorgte damit für Aufsehen. Schon in seiner ersten Bundesliga-Saison lief der Niederländer im kalten deutschen Winter mit einem anfangs mehrfarbigen Beinkleid auf. Während seine Frau Bernadine vor allem den "modischen" Charakter kritisierte, störte sich der DFB an der Farbe. Die Verbandsstatuten verlangen eine farbliche Abstimmung von Trikot und Funktionswäsche.

Ein Kleidungsstück, welches der DFB unangetastet lassen muss, ist das Unterhemd von Manuel Neuer. Der Nationaltorhüter zeigt sich regelmäßig nach den Spielen und dem üblichen Trikottausch in den Shirts, welche er unter seinem Torhüter-Dress trägt. Hier herrscht durchaus Variabilität: Mal sieht man seinen Sponsor, mal nicht. Mal liegt es eng an, mal nicht. Oft ist es langärmlig, doch Neuer legte auch schon einmal selber Hand an und schnitt die Ärmel ab.

Die Rasenallergie von Danny Da Costa & Co

Auf letztere Idee würde Danny Da Costa von Eintracht Frankfurt niemals kommen. Der Außenverteidiger hat nämlich eine Rasenallergie und langärmlige Shirts schützen ihn vor unangenehmen Erlebnissen. "Wenn ich hinfalle und mit Rasen in Berührung komme, dann fängt es sofort an zu jucken", beschreibt der 26-Jährige ein Problem, dass auch andere prominente Spieler wie Mario Balotelli oder Mike Hanke aus erster Hand kennen.

Medizinische Gründe waren es auch, die den ehemaligen Welttorhüter Petr Cech dazu veranlassten, nach 2006 auf dem Platz immer einen 80 Gramm schweren Kunststoffhelm zu tragen. Nach einem Schädelbasisbruch ließ er sich das schützende Utensil extra von der Rugby-Firma Canterbury of New Zealand herstellen, bevor ihn später sein Ausrüster Adidas damit versorgte.

"Sport-BHs" mit wissenschaftlicher Funktion

Ein weiteres Kleidungsstück der ganz besonderen Art erinnerte viele Zuschauer zu Beginn seiner Erfolgsgeschichte an Sport-BHs. Im Tragegurt, der um den Brustbereich der Sportler geschnallt ist, befindet sich allerdings ein Tracking System, welches Spielern und Trainern eine ganze Reihe von wichtigen Daten liefern kann. Damit lassen sich Trainingsprozesse optimieren, Rehabilitationsmaßnahmen besser steuern und jegliche Einheiten auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Athleten anpassen.

Vorreiter in dieser Branche war die australische Firma GPSports, die mit ihrem weniger als 100 Gramm wiegenden Sensor bis zu 70 unterschiedliche Kennzahlen aus dem GPS System herausfiltern kann. "Diese Bereiche können auf Interesse der jeweiligen Trainer abgestimmt werden", erklärt Mitarbeiter Thomas Thimm. Die Sportler merken von dieser Maßnahme nach einer kurzen Eingewöhnung eigentlich so gut wie gar nichts, allerdings hat es zum Beispiel im Fußball recht weitreichende Konsequenzen. "Keiner kann sich jetzt mehr ausruhen und andere laufen lassen", lacht der spanische Welt- und Europameister Xabi Alonso, der erstmals in seiner Zeit beim FC Bayern München mit dem System auf Tuchfühlung ging.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten