26.05.2020 10:43 Uhr

Werders Talfahrt: "Baumeister Baumann" bröckelt

Frank Baumann ist an der Werder-Krise nicht ganz unschuldig
Frank Baumann ist an der Werder-Krise nicht ganz unschuldig

Wie es hanseatische Sitte ist an der Weser, möchte Frank Baumann seinen Ausstieg bei Werder Bremen eigentlich von langer Hand planen und selbst bestimmen. 2025 - mit dann 50 Jahren - will er Schluss machen mit seiner aktuellen Tätigkeit. Soweit seine derzeitigen Vorstellungen.

Doch die heftige sportliche Krise mit Tabellenplatz 17 in der Bundesliga und akuter Abstiegsgefahr könnte derlei Zukunftsvisionen schnell und brutal abwürgen. Zwar beschwört Baumann nahezu vor jedem Spiel das feste Band zwischen ihm und Trainer Florian Kohfeldt. Aber wenn die Talfahrt bis hinunter in die Zweitklassigkeit anhalten sollte, entscheiden Mehrheiten im Aufsichtsrat darüber, ob das Duo beim Traditionsverein noch eine Zukunft hat.

Marco Bode, Boss des Kontrollgremiums und Ex-Teamkollege von Baumann, dürfte aber zumindest bis zum Saisonende seine schützende Hand über seinen einstigen Mitspieler halten: "Panik hilft uns nicht weiter. Noch haben wir genug Spiele und noch sind wir nicht am 33. Spieltag." Doch der Europameister von 1996 dürfte auch noch die Worte seines langjährigen Trainers Otto Rehhagel im Ohr haben: "Im Fußball kannst du nicht langfristig planen und kurzfristig alle Spiele verlieren."

Doch fast exakt so lief es bei den Norddeutschen bis zum glücklichen 1:0-Erfolg am vergangenen Wochenende beim SC Freiburg. Dass Max Kruse nicht adäquat ersetzt wurde, erwies sich im Laufe dieser Spielzeit ebenso als Fehleinschätzung wie die x-te Vertragsverlängerung für den mittlerweile 41 Jahre alten Claudio Pizarro.

Kohfeldt sieht Baumann als "Glücksgriff"

Und auch Leihgabe Davie Selke, von Baumann in der Winterpause quasi als "letzte Patrone" von Hertha BSC an den Osterdeich geholt, ist für die Grün-Weißen bislang keine Hilfe im Überlebenskampf. Der einstige U21-Europameister wartet noch auf sein erstes Ligator, der Stürmer gehörte in Freiburg schon nicht mehr zur Startformation.

Offensichtliche Missgriffe, dennoch ist für Kohfeldt "Frank der Baumeister" eine sehr wichtige Figur bei den Grün-Weißen. "Frank ist ein Glücksgriff für Werder und der alles entscheidende Mann für den Verein. Der Tag, an dem er aufhört, wird auf keinen Fall ein guter für den Klub sein", glaubt der Coach.

Dennoch: Die eigentlich für das Frühjahr geplante Verlängerung von Baumanns Vertrag, der aktuell bis 2021 Gültigkeit besitzt, liegt vorerst auf Eis. Und sollte man sich nicht auf einen neuen Kontrakt einigen können, stünde möglicherweise ein anderes Mitglied der großen, aber momentan nicht ganz heilen, Werder-Familie als Nachfolger bereit: Ehrenspielführer Clemens Fritz, aktuell Leiter von Werders Scouting-Abteilung.

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