14.05.2020 17:04 Uhr

"Unwürdiges Schauspiel" hält die 3. Liga in Atem

Die Positionen im Konflikt um einen Abbruch oder die Fortsetzung der Saison in der 3. Fußball-Liga scheinen festgefahren
Die Positionen im Konflikt um einen Abbruch oder die Fortsetzung der Saison in der 3. Fußball-Liga scheinen festgefahren

Die DFB-Erklärung zur Kenntnis genommen, den überaus scharfen Ton aber weitgehend ignoriert: Die Saisonabbruch-Befürworter in der 3. Liga reagieren besonnen auf die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angedrohten Maßnahmen.

"In diesem Ton geht man nicht mit seinen Mitgliedsvereinen um. Die Aufgabe des DFB ist zu einen, nicht zu spalten. Wir dürfen uns die Zukunft nicht kaputt machen. Es gibt auch eine Zeit nach Corona, in der wir miteinander reden und Fußball spielen wollen", kritisierte Hermann Winkler, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, im Gespräch mit der "Deutschen Presse-Agentur".

Er gehört zu mindestens vier Teilnehmern einer Konferenz der Präsidenten der Regional- und Landesverbände mit dem DFB am Mittwoch, die der Erklärung nicht zugestimmt beziehungsweise sich enthalten haben. In dieser wird betont, dass der Verband bei einem freiwilligen Abbruch der 3. Liga womöglich entstehende Schadenersatzforderungen auf die Vereine umlegen wird. "In diesem Zuge erwartet die Konferenz der Präsidenten, dass etwaige, mit einem selbst gewählten Abbruch der Saison verbundene Zahlungsverpflichtungen des DFB in Bezug auf Schadenersatz und Regress von den Vereinen der 3. Liga getragen würden", hieß es in einer Mitteilung.

Sportchef Günther Gorenzel vom Abbruch-Gegner TSV 1860 München richtete einen eindringlichen Appell an alle Verantwortlichen im deutschen Profifußball und speziell der 3. Liga. "Wir stehen in der Verantwortung, dem unwürdigen Schauspiel, das einige abziehen, ein Ende zu bereiten. Wir müssen weiteren Schaden vom deutschen Fußball abwenden", sagte der 48 Jahre alte Österreicher. Das gelte in der Corona-Krise nicht ausschließlich für die 3. Liga.

"Wir werden jetzt kein Öl ins Feuer gießen oder ein Ping-Pong-Spiel beginnen. Deshalb gibt es auch keine Erklärung von uns auf das Schreiben des DFB", sagte am Donnerstag Lars Töffling als Sprecher des Halleschen FC.

1. FC Magdeburg fordert Solidarität

Beim 1. FC Magdeburg sieht man das etwas anders. Der Klub fordert in einem Offenen Brief vom DFB Fairplay, Integrität, Respekt, Vielfalt und Solidarität. Die Abbruch-Befürworter eines unwürdigen Schauspiels zu bezichtigen, was unerträglich und nicht länger hinzunehmen sei, überschreite "die Grenze eines demokratischen und gesellschaftlichen Miteinanders", schreiben die Magdeburger.

Der DFB hatte die Befürworter eines Abbruchs aufgefordert, Lösungen für zentrale Fragen zu präsentieren. Dazu zählen die Auf- und Abstiegsregelungen sowie praktikable Vorschläge, wie die kommende Saison durchzuführen wäre. Für den Fall eines Abbruchs hätte die Liga in der Saison 2020/21 voraussichtlich 24 Vereine. Ein Konzept solle bis zum Außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai vorliegen.

Es sei am DFB, entsprechende Lösungen für einen potenziellen krisenbedingten Abbruch der Saison transparent aufzuzeigen, heißt es beim 1. FC Magdeburg. "Bis auf eine zwingende Aussetzung der Spiele, um Regressansprüche des Verbandes zu vermeiden, wurden bisher keine anderweitigen Lösungswege vom DFB-Präsidium selbst aufgezeigt und ernsthaft diskutiert."

Auch der FC Carl Zeiss Jena antwortete dem DFB mit einem Offenen Brief. Darin verweisen die Thüringer darauf, dass es nicht um einen freiwilligen, sondern um einen erzwungenen Abbruch geht. "Die behördlichen Verfügungslagen erlauben uns derzeit keine Aufnahme von Mannschaftstraining. Möglich ist nur Training mit zwei Personen, also einem Trainer und einem Spieler. Deshalb ist es uns schon rein faktisch gar nicht möglich, den Spielbetrieb zum vom DFB gewünschten Zeitpunkt zu starten", heißt es in dem Brief.

Große Sorge beim SV Waldhof Mannheim

Die Jenaer schlagen dem DFB unter anderem vor, sich für zwei Aufsteiger in die 2. Bundesliga einzusetzen und dem Dritten eine Relegation zu ermöglichen. Da noch alle abstiegsbedrohten Teams die Chance auf den Klassenverbleib haben, sollte es keine Absteiger geben. Dafür würde die Liga in der kommenden Saison auf 24 Teams aufgestockt, ab der Saison 2021/22 dann mit 22 Mannschaften weitergeführt. Die verminderten Einnahmen aus der Zentralvermarktung von 192.000 Euro könnten durch die erhöhte Zahl an Heimspielen kompensiert werden. Bis zu einem Saisonstart 2020/2021 hätten alle Klubs außerdem die Möglichkeit, das Hygienekonzept zu erfüllen.

Dem schloss sich der FSV Zwickau weitgehend an. Vorstandssprecher Tobias Leege reagierte am Donnerstag irritiert auf die DFB-Erklärung, wonach die abbruchwilligen Vereine Lösungsvorschläge für die Auf- und Abstiegsregelung vorlegen sollen. "Wir haben in unserem Positionspapier vom 17. April mit sieben anderen Klubs unseren Vorschlag bereits ausführlich beschrieben und zur Diskussion eingebracht", sagte Leege.

Unterdessen untersagte der DFB dem SV Waldhof Mannheim, einem Aufstiegskandidaten und dennoch Abbruch-Befürworter, den Einstieg ins Mannschaftstraining. Grund sind die bislang ausgebliebenen, vom Verband angeordneten zwei negativen Corona-Tests. So lange die Voraussetzungen nicht erfüllt sind, "ist eine Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings - unabhängig von der behördlichen Verfügungslage - nicht möglich", schrieb der DFB. In Mannheim gab es bislang keinen Hygienebeauftragten.

"Wir haben noch keine Tests bei uns, wir haben noch keine Teststäbchen. Deswegen konnten wir das noch nicht durchführen und müssen jetzt gucken, wie wir das jetzt zeitnah hinbekommen", sagte Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp.

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