02.04.2020 11:21 Uhr

Warum Werner und Bayern nun besser zusammenpassen

Noch immer Thema beim FC Bayern: Timo Werner
Noch immer Thema beim FC Bayern: Timo Werner

Noch vor wenigen Monaten entschied sich der FC Bayern bewusst gegen eine Verpflichtung von Leipzig-Star Timo Werner. Nun ist der Nationalspieler laut "kicker"-Informationen wieder in den Fokus gerückt - da Dauerflirt Leroy Sané angeblich nicht mehr erste Wahl ist. Aber passen Timo Werner und der deutsche Rekordmeister wirklich noch zusammen? Eine Einordnung.

Allenthalben ist derzeit zu lesen, dass die Fußballwelt in der Coronakrise still steht, Vereine ihre Kaderplanung hintenanstellen und nur von Tag zu Tag schauen. Auch beim FC Bayern geht es dieser Tage ungewohnt ruhig zu. Die Trainingsplätze an der Säbener Straße sind gespenstisch leer, der Presseraum ebenso. Freilich ein trügerisches Bild, denn im Hintergrund wird beim Rekordmeister fleißig gearbeitet.

Verbrieft ist, dass Leroy Sané dabei lange Zeit eine entscheidende Rolle gespielt hat. Schon im vorigen Sommer soll der Außenstürmer von Manchester City auf der Einkaufsliste der Münchner ganz oben gestanden haben, ehe Sanés im Supercup erlittener Kreuzband-Anriss einen Deal fürs Erste verhinderte. Auch im folgenden Winter blieb eine Einigung aus.

Was zunächst nur aufgeschoben und nicht aufgehoben schien, soll laut "kicker" nun doch in weite Ferne gerückt sein. Dem Fachmagazin zufolge nehmen die Verantwortlichen Abstand von einer Verpflichtung des DFB-Stars, der den FCB wohl eine Ablöse zwischen 80 und 100 Millionen Euro gekostet hätte.

Neben finanziellen Aspekten sollen auch Zweifel an Sanés Charakter für ein Umdenken gesorgt haben. Der FC Bayern wolle "absolute Identifikation mit dem Verein statt geldgetriebenes Söldnertum", heißt es.

Die Frage ist: Passt Timo Werner, der auf der Prioritätenliste der Münchner nun angeblich wieder weiter nach vorne gerückt ist, tatsächlich besser ins Anforderungsprofil?

Werners Wechsel zum FC Bayern scheiterte auch an Niko Kovac

Bereits im Vorjahr war der Name des Torjägers von RB Leipzig beim Rekordmeister heißt diskutiert worden. Dem Vernehmen nach hätten Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und der damalige Präsident Uli Hoeneß einen Wechsel Werners befürwortet. Dieser wäre aufgrund einer Ausstiegsklausel für vergleichsweise mickrige 25 Millionen Euro zu haben gewesen.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic und der mittlerweile geschasste Trainer Niko Kovac legten allerdings ihr Veto ein und setzten sich letztlich durch.

Das Ende von Lied: Werner verlängerte bei RB und spielt(e) die bislang beste Saison seiner Karriere. 27 Tore und zwölf Vorlagen in wettbewerbsübergreifend 36 Einsätzen hat der 24-Jährige zuvor noch nie geschafft.

Wenig überraschend wirbt die Crème de la Crème des europäischen Fußballs nun um die Dienste des wieselflinken Angreifers, allen voran Champions-League-Sieger FC Liverpool.

Parallel soll der Kontakt zwischen dem FC Bayern und Werner trotz des gescheiterten Sommer-Transfers nie komplett erloschen sein. Hinzu kommt, dass Interimstrainer Hansi Flick, dessen Weiterbeschäftigung in München wahrscheinlich ist, deutlich mehr vom gebürtigen Stuttgarter hält als Vorgänger Kovac. Dessen tempoarme Taktik hätte tatsächlich kaum zu Werner gepasst.

Neuer Tempo-Fußball beim FC Bayern würde Werners Stärken zugutekommen

Seit Flick die Mannschaft übernommen hat, spielt der FC Bayern aber deutlich schneller und variabler. Zuvor wirkte die Offensive ausrechenbar, schließlich war alles auf Goalgetter Robert Lewandowski zugeschnitten. Die unglaubliche Torquote des Polen kaschierte die Probleme des Teams lange Zeit.

Nach dem Trainerwechsel ist der Stellenwert des 31-Jährigen keinesfalls gesunken, seine Nebenmänner aber besser zur Geltung gekommen. Vor allem Serge Gnabry und Thomas Müller profitieren ungemein vom neuen System, das mehr Tiefe bringt.

Ebendiese ist für Werners berüchtigte Tempo-Läufe unabdingbar. Wird der Stürmer auf die Reise geschickt, kommt kaum ein Gegenspieler hinterher. Der FC Bayern würde sich diese Waffe offenbar gerne zunutze machen.

Bleibt die Frage, wo der Noch-Leipziger in München auflaufen könnte. An Lewandowski führt auf der Neuner-Position weiter kein Weg vorbei, auf den Flügeln sieht sich Werner wiederum nicht.

Im Gegensatz zu Kovac interpretiert Flick sein System, sei es im 4-2-3-1 oder im 4-3-3, aber nicht so starr. Wer nominell auf der Außenbahn startet, klebt keinesfalls an der Seitenlinie à la Sané, sondern rochiert immer wieder und bietet sich auch zentraler an.

Insofern könnte es zwischen Bayern und Werner nun tatsächlich besser passen als noch vor einem Jahr. Ob er die angeblich von den Verantwortlichen geforderte Identifikation mitbringen würde, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Timo Werner wäre beim FC Bayern wohl mehr Zulieferer als Verwerter

Im Zuge der Verlängerung in Leipzig wurde eine Ausstiegsklausel zwischen 50 und 60 Millionen Euro in Werners Vertrag verankert. Eine Summe, die sich der FC Bayern trotz Corona-bedingter Mindereinnahmen mutmaßlich leisten könnte.

Nun muss geklärt werden, inwieweit der Nationalspieler bereit wäre, in eine neue Rolle zu schlüpfen. In München könnte er mehr Zulieferer als Verwerter sein, seine Trefferquote somit sinken. Allzu viele Einsätze als Lewandowski-Vertreter dürfte er sich nicht erhoffen.

Sollte Werner dennoch zu der Überzeugung kommen, den nächsten Karriereschritt beim deutschen Branchenprimus machen zu wollen und persönliche Statistiken dafür hintenanzustellen, würde das durchaus für seinen Charakter sprechen - und seine Eignung für den "neuen" FC Bayern signifikant erhöhen.

Heiko Lütkehus

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