20.03.2020 08:54 Uhr

Der Stürmer, den Jürgen Klopp in Flaschen abfüllen wollte

Danny Ings und Jürgen Klopp beim Wiedersehen im vergangenen Sommer
Danny Ings und Jürgen Klopp beim Wiedersehen im vergangenen Sommer

Beim FC Liverpool kam Danny Ings nie richtig in Fahrt. Durch zwei schwere Verletzungen verpasste der Stürmer 85 Spiele. Seit seinem Wechsel zum FC Southampton blüht der 27-Jährige auf - und darf mittlerweile sogar auf ein Nationalmannschafts-Comeback hoffen.

Als Danny Ings Ende Dezember vor die Mikros trat, strahlte er. "Ich genieße den Fußball wieder. Ich fühle mich von den Fans und meinem Team absolut geliebt, was mir sehr hilft", kommentierte der Angreifer seinen zwölften Liga-Treffer beim 1:1 gegen Crystal Palace. Bis zur Corona-Pause kamen drei weitere Tore hinzu.

Ings' Abgezocktheit hat dem FC Southampton geholfen, sich nach einer dramatischen Krise im Herbst peu à peu aus dem Tabellenkeller zu befreien. Der ehemalige Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl, seit Dezember 2018 bei den Saints im Amt, dürfte dem Engländer seinen Job zu verdanken haben.


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Nach der historischen 0:9-Demütigung im heimischen Stadion gegen Leicester City hatte Southampton alles auf den Prüfstand gestellt - auch ihren Coach. Der fand die richtigen Antworten und führte das Team mit seinem aus Bundesliga-Tagen bekannten Pressing-Fußball aus der roten Zone.

Ohne Ings und seine 15 Treffer wäre das nicht möglich gewesen. "Ich schufte jeden Tag, um das Beste aus mir herauszuholen", gibt sich der einmalige Nationalspieler bescheiden. Die frustrierende Zeit in Liverpool hat ihn demütig werden lassen.

Klopps warme Abschiedsworte: "Ein außergewöhnlicher Junge"

Für umgerechnet rund 8,3 Millionen Euro war Ings im Sommer 2015 vom FC Burnley an die Mersey gewechselt. Damals setzten die Reds große Hoffnungen in den Offensivmann, dessen Abschlussstärke die halbe Premier League auf den Plan gerufen hatte.

Doch die drei Jahre an der Anfield Road gerieten für Ings zum Desaster. Erst setzte ihn ein Kreuzbandriss monatelang außer Gefecht, kurz darauf - Jürgen Klopp war mittlerweile LFC-Trainer - folgte eine Knie-OP.

Umso erstaunlicher, welch positiven Eindruck Ings trotz Stammplatz im Reha-Zentrum in Liverpool hinterließ. Als er 2018 nach Southampton ausgeliehen wurde, wählte Klopp emotionale Abschiedsworte.

"Wir werden ihn sehr vermissen. Er ist so ein außergewöhnlicher Junge. Ehrlich, wenn man Charakter und Einstellung in Flaschen abfüllen könnte, würde sich seine weltweit verkaufen. Er ist so unglaublich positiv und voller Energie", adelte der frühere BVB-Coach seinen scheidenden Schützling nach 25 Einsätzen und vier Toren für die Reds.

Coronavirus verhindert Three-Lions-Comeback (vorerst)

An der Südküste Englands gelang Ings, was in Liverpool nicht hatte gelingen wollen: Er blieb (weitestgehend) verletzungsfrei. Eine achtwöchige Pause im Frühjahr 2019 brachte ihn nicht aus dem Rhythmus, seither ist der 27-Jährige fit - und in Top-Form.

Beinahe hätte es sogar zum filmreifen Happy End gereicht. Nach den langfristigen Ausfällen von Harry Kane (Tottenham Hotspur) und Marcus Rashford (Manchester United) galt sogar Ings' Rückkehr in die Nationalmannschaft zuletzt als wahrscheinlich.

Three-Lions-Trainer Gareth Southgate lobte den Torjäger ausdrücklich, der "Guardian" machte sich in einem Kommentar für eine Nominierung stark. Doch dann kam die Coronavirus-Krise.

Sämtliche Länderspiele wurden abgesagt, die EM 2020 verschoben. Ob Ings nach der Genesung von Kane und Rashford noch eine Chance im Nationalteam hätte, bleibt fraglich.

Fest steht nur: Egal, wie viele "Aufs und Abs" (O-Ton Danny Ings) kamen und kommen werden - abschreiben sollte man das englische Stehaufmännchen nie.

Heiko Lütkehus

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