25.02.2020 15:05 Uhr

Bayerns riskantes Spiel: Viele Fragezeichen, keine Eile

Wie geht es für Thomas Müller (l.) und Hansi Flick beim FC Bayern weiter?
Wie geht es für Thomas Müller (l.) und Hansi Flick beim FC Bayern weiter?

Ein vermeintlicher Weltstar im Wartestand, reihenweise Leistungsträger mit geringer Restvertragslaufzeit und ab dem Sommer ein Fragezeichen an der Seitenlinie. Beim FC Bayern München kann man sich derzeit über einen Mangel an Baustellen nicht beschweren. Eine Situation, die durchaus Risiken birgt.

"Die heiße Phase beginnt jetzt", stellte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic unlängst im Gespräch mit dem "kicker" klar und ergänzte: "Wir beobachten, an welcher Stelle wir etwas machen müssen." Damit unterstrich er, was vor den Augen der Fußballwelt ohnehin nicht zu verbergen ist: Ende Februar schaltet der FC Bayern endgültig in den Wettkampfmodus, Ausrutscher verbieten sich, das Selbstverständnis der Münchner fordert Siege und wenn möglich Trophäen.

Dass die wegweisenden Duelle mit dem FC Chelsea im Achtelfinale der Champions League (25.2./18.3.) und der Pokalkracher gegen den FC Schalke 04 (3.3.) vor allem als Stresstest für Coach Hansi Flick gesehen werden, gilt als offenes Geheimnis.

FC Bayern will Planung "Schritt für Schritt" angehen

Meistert der 55-Jährige die anstehenden Hürden, dürften Flicks Aussichten auf einen Verbleib in München deutlich steigen. Sollte ein mögliches Viertelfinale in der Königsklasse (07.04./14.04.) ebenfalls erfolgreich gestaltet werden, darf sich der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw auf der Bayern-Bank wohl häuslich einrichten.

Dass Flick auf dem richtigen Weg ist, bestätigte auch Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef der Bayern hob ausdrücklich hervor, dass mit der Übernahme des Trainernamts von Niko Kovac im November 2019 die "Bayern-Philosophie" in die Mannschaft zurückgekehrt sei und verglich den Ex-Spieler mit Tainer-Lichtgestalten wie Pep Guardiola oder Jupp Heynckes. Gleichzeitig stellte Rummenigge jedoch auch klar, dass er im Februar noch keine Eile verspüre, die Personalie festzuzurren.


Mehr dazu: Schlüsselspiele entscheiden über Flicks Zukunft beim FC Bayern 


Man werde die Planungen für die kommende Saison "Schritt für Schritt angehen", sagte Rummenigge dem "kicker". Die volle Konzentration gelte dem sportlichen Erfolg, die Weichen für die persönliche Zukunft würden anschließend gestellt. Nachvollziehbar? Ja! Ungefährlich? Nein!

Denn was für Flick gilt, gilt auch für die Stars auf dem Rasen. Die Verträge von Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Javi Martínez, Thiago, David Alaba und Thomas Müller enden im Sommer 2021, mit Niklas Süle, Leon Goretzka und Corentin Tolisso sind drei weitere Topstars lediglich ein Jahr länger gebunden. Hinzu kommt die unklare Situation der Leihspieler Ivan Perisic (Kaufoption 20 Millionen Euro) und dem bislang enttäuschenden Weltstar Philippe Coutinho (Kaufoption 120 Millionen Euro).

Allein die schiere Masse an potenziell anstehenden Vertragsverhandlungen und Entscheidungen lässt die Zeit knapp erscheinen, die im Sommer anstehende EM entschärft die Situation zudem nicht unbedingt.

Das Säbelrasseln beim FC Bayern hat längst begonnen

Verhandlungen mit vermeintlichen Wunschspielern wie Leroy Sané (Manchester City), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Dayot Upamecano oder Timo Werner (beide RB Leipzig) sollten nach Möglichkeit schon vor dem Start des Großereignisses abgeschlossen sein. Schließlich will man nicht riskieren, dass die ohnehin üppigen Ablösen und Gehaltsvorstellungen der Stars durch gute Leistungen bei der EM weiter in die Höhe schnellen.

Selbiges gilt für David Alaba, Thiago und Manuel Neuer, die ihr Top-Salär bei einer starken EM sicher noch einmal kräftig aufbessern dürften. Verlockende Angebote namhafter Konkurrenz dürften ihr Übriges tun.

Müller ("Es wird im Sommer wahrscheinlich eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung geben"), Alaba ("Ich kann mir vorstellen, woanders zu spielen") und sogar Flick (Ohne Bayern-Job "geht meine Welt auch nicht unter") haben die Säbel zumindest schon einmal rasseln lassen.

Hinzukommt, dass man in München - anders als die dank Investoren und irren TV-Einnahmen auf Rosen gebetteten Konkurrenten aus England, Spanien oder Frankreichs Top-Klub Paris Saint-Germain - großen Wert auf die Wahrung der finanziellen Machbarkeit legt. "Drei Topspieler" werden im Sommer nicht kommen, stellte Sport-Direktor Hasan Salihamidzic gegenüber dem "kicker" klar. Der FC Bayern werde sich "nie in finanzielle Schwierigkeiten bringen".

Der Spagat zwischen Vernunft auf der einen und dem Streben nach einem Team, das um den Gewinn der Champions League mitspielt auf der anderen Seite, dürfte den Bayern-Bosse in den kommenden Monaten manch schlaflose Nacht bescheren. Spätestens im April wird die Ruhe wohl verfolgen sein.

Dass der FC Bayern am Ende ein wettbewerbsfähiges Team auf die Beine stellt, dürfte dabei kaum jemand bezweifeln. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass der ein oder andere Star auf der Strecke bleibt.

Marc Affeldt

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