25.02.2020 10:06 Uhr

Das schwierige Jahr des Callum Hudson-Odoi

Wurde 2019 heftig vom FC Bayern umworben: Callum Hudson-Odoi
Wurde 2019 heftig vom FC Bayern umworben: Callum Hudson-Odoi

Nach dem geplatzten Wechsel zum FC Bayern München ruhten beim FC Chelsea große Hoffnungen auf Callum Hudson-Odoi. Die Realität sieht aber anders aus: Der junge Engländer schaffte nach seinem Achillessehnenriss im Frühjahr den endgültigen Durchbruch bislang nicht - und ausgerechnet vor dem Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale am Dienstag gegen den FC Bayern ist er jetzt schon wieder verletzt.

Das schwierige Jahr des Callum Hudson-Odoi begann mit einer lauten Lobeshymne.

"Ein sehr interessanter Spieler, den wir unbedingt verpflichten wollen. Er hat die Qualitäten, die auf unser Spiel passen. Er ist dribbelstark, schnell und hat einen guten Zug zum Tor", sagte Hasan Salihamidzic, seines Zeichens Sportdirektor und künftiges Vorstandsmitglied des FC Bayern, Anfang Januar 2019 im "dpa"-Interview über den damals 18-jährigen Flügelstürmer.

Selten, vielleicht nie zuvor hatte ein Offizieller des Rekordmeisters so aggressiv (und öffentlich) um einen Spieler geworben, der noch bei einem anderen Verein unter Vertrag steht - zumal um einen, der in der deutschen Öffentlichkeit bis dahin nahezu völlig unbekannt war. Dass Hudson-Odoi unter Chelseas damaligem Coach Maurizio Sarri kaum zum Zuge kam, schien die Verpflichtung umso wahrscheinlicher werden zu lassen.

Hudson-Odoi-Wechsel zum FC Bayern platzt

Allerdings: Salihamidzic und Co. brachten den Transfer des Wunschspielers bis zum Ende der Wechselfrist nicht über die Bühne. Obwohl sich die Münchner angeblich mit Hudson-Odoi selbst weitgehend einig und bereit waren, zwischen 35 und 40 Millionen Euro nach London zu überweisen.

Auch nach Schließung des Spielermarkts baggerte der Bundesliga-Branchenprimus eifrig weiter an seinem Objekt der Begierde. Doch dann kam der 22. April: Im Premier-League-Spiel gegen den FC Burnley zog sich Hudson-Odoi einen Achillessehnenriss zu. Seine Ausfallzeit wurde auf mehrere Monate datiert.

Die Gerüchte um das Bayern-Interesse wurden leiser. Als im Juli aus England durchsickerte, Hudson-Odoi werde seinen 2020 auslaufenden Vertrag bei Chelsea um weitere vier Jahre verlängern, verstummten sie endgültig.

Hudson-Odois Traum-Comeback beim FC Chelsea

Unter dem neuen Teammanager Frank Lampard, so Chelseas Hoffnung, sollte Hudson-Odoi nach seiner Gesundung richtig durchstarten.

Die Blues-Ikone bezeichnete das Eigengewächs bereits kurz nach seinem Amtsantritt als "zentrale Figur" seiner Planungen" und "fantastisches Talent". Im September verkündete Chelsea die Verlängerung mit Hudson-Odoi auch offiziell.

Die ersten Ligaspiele der neuen Saison verpasste der gebürtige Londoner wegen der Nachwehen seiner schweren Verletzung noch. Ende September gab er sein Comeback im Profi-Team - und überzeugte zunächst auf ganzer Linie: In den ersten fünf Pflichtspielen unter Lampard gelangen Hudson-Odoi vier Assists und ein Treffer.

"Er war gut, sehr, sehr gut", schwärmte Lampard nach der Gala-Vorstellung seines Schützlings beim 1:0-Sieg gegen Newcastle United Mitte Oktober. "Callum muss genauso weiter machen."

Hoffnungsträger als Teilzeit-Arbeiter

Doch das gelang dem Youngster nicht. Bis zum Jahresende reichte es für ihn nur noch zu einer Rolle als Einwechselspieler. 18 Minuten, sieben Minuten, zehn Minuten, hier und da mal eine halbe Stunde - Hudson-Odois Einsatzzeiten pendelten sich wieder auf dem Niveau der Prä-Lampard-Ära ein.

Obwohl er in den Schlussphasen vieler Partien auf schon müde gelaufene Gegenspieler traf, agierte der pfeilschnelle Dribbelkünstler oftmals zu zaghaft. Vor allem den für einen Angreifer nötigen Zug zum Tor vermissten viele Beobachter und auch Lampard beim dreimaligen englischen Nationalspieler, der in seiner Heimat zuvor lange in einem Atemzug mit BVB-Überflieger Jadon Sancho genannt worden war.

Zwar erklärte Hudson-Odoi in seinen wenigen öffentlichen Statements fast schon gebetsmühlenartig, die Verlängerung bei Chelsea sei die richtige Entscheidung gewesen. An der hochkarätigen Konkurrenz um den Ex-Dortmunder Christian Christian Pulisic und Routinier Willian auf den Offensivflügeln kam er aber nicht vorbei.

Aufwärtstrend von Hudson-Odoi jäh gestoppt

Besonders bitter für Hudson-Odoi: Sein deutlicher Aufwärtstrend nach dem Jahreswechsel mit fünf Spielen in Folge über 90 Minuten, einem Tor im FA Cup gegen Nottingham Forest sowie seinem ersten Premier-League-Treffer überhaupt ausgerechnet gegen Burnley ist schon wieder vorbei.

Derzeit stoppt eine Oberschenkelverletzung Chelseas Hoffnungsträger, der inzwischen sogar zu den Top-Verdienern im Kader des sechsmaligen englischen Meister zählt.

Im Hinspiel gegen den FC Bayern wird Hudson-Odoi deswegen sicher ausfallen, wie Lampard am Montagabend bestätigte. Die Leidenszeit des ehemaligen Münchner Wunschspielers geht also vorerst weiter.

Tobias Knoop

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