24.01.2020 09:37 Uhr

Favres (un)erklärliche Nibelungentreue zu Akanji

Manuel Akanji ist beim BVB trotz schwacher Leistungen gesetzt
Manuel Akanji ist beim BVB trotz schwacher Leistungen gesetzt

Manuel Akanji steckt bei Borussia Dortmund weiter im Formtief. Inzwischen sollen die BVB-Bosse sogar über einen Verkauf des Schweizer Innenverteidigers nachdenken. Doch Trainer Lucien Favre hält wohl auch im Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Freitag weiter an Akanji fest - zum Leidwesen von Defensiv-Talent Leonardo Balerdi.

Den Stab über Manuel Akanji wollte Lucien Favre wenig überraschend nicht brechen. "Ich will nicht über einzelne Spieler sprechen. Insgesamt müssen wir das besser machen. Fehler machen alle", sagte der BVB-Trainer angesprochen auf die schwache Leistung seines Schützlings beim 5:3 in Augsburg.

Zur Erinnerung: Akanji hatte beim wilden Spiel gegen die Fuggerstädter erneut eklatante Schwächen offenbart. Bei allen drei Gegentreffern der Dortmunder sah der Abwehrmann nicht gut aus. Die Quittung: Akanji kassierte für seine Vorstellung die sport.de-Note 5.

Für den 24-Jährigen setzte sich damit im ersten Rückrundenspiel ein bedenklicher Trend aus der ersten Saisonhälfte fort. Auch in der Hinrunde hatte Akanji mit zahlreichen individuellen Patzern für Aufsehen gesorgt. Zudem haperte es oftmals im Zusammenspiel mit Nebenmann Mats Hummels.

Systemwechsel des BVB ohne Effekt auf Akanji

Favres Systemwechsel von der Vierer- auf die Dreierkette in der Defensive, der in mehreren Mannschaftsteilen für Verbesserungen sorgte, brachte im Fall Akanji keine große Besserung.

Gesetzt ist der im Januar 2018 vom FC Basel verpflichtete Profi unter Favre dennoch weiterhin. Dan-Axel Zagadou fällt nach seinem Muskelfaserriss immer noch aus.

Leonardo Balerdi, eigentlich eine weitere Alternative zu Akanji, ist laut Favre noch nicht weit genug, um eine tragende Rolle im Titelkampf zu spielen.

Der junge Argentinier, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feiert, kommt bislang erst auf 19 Einsatzminuten bei den BVB-Profis. Die immerhin 16 Millionen Euro, die der BVB im letzten Winter für Balerdi an Boca Juniors überwies, konnte der zweimalige Nationalspieler auf dem Platz also noch nicht zurückzahlen.

"Balerdi hat gemerkt, dass das Tempo in Europa ein anderes ist als in Argentinien", erklärte Favre den Verzicht auf den Youngster. Und: "Wir müssen geduldig sein." Das Vertrauen, Balerdi gegen einen Abstiegskandidaten wie Köln von Beginn an zu bringen, ist noch immer nicht vorhanden.

Balerdi/Hummels beim BVB keine Option?

Im Umfeld des BVB nehmen die Diskussionen über die Besetzung der Abwehrzentrale vor diesem Hintergrund Fahrt auf. Die Stimmen, die eine Bewährungschance für Balerdi fordern und Favres Nibelungentreue zu Akani kritisch sehen, werden lauter.

Der Tenor: Anfälliger könne die Defensive mit Balerdi kaum werden. Zudem sei der Zeitpunkt richtig, das Talent ins kalte Wasser zu werfen.

Denkbar wäre beispielsweise, dass Balerdi für Akanji in die Startformation rückt und der BVB gleichzeitig zur Viererkette - wie im zweiten Durchgang in Augsburg - zurückkehrt. Somit wäre die Umstellung für den Jungprofi, der diese Grundordnung aus der Dortmunder U23 gewohnt ist, nicht allzu hoch. Mit Hummels hätte er außerdem einen routinierten Nebenmann an seiner Seite.

Sollte Balerdi in der Lage sein, auf Anhieb zu überzeugen, hätte Favre eine weitere Option für die kommenden Wochen - angesichts der Dreifachbelastung mit Liga, Pokal und Champions League eigentlich eine durchaus sinnvolle Maßnahme.

Wahrscheinlicher scheint aktuell jedoch, dass Favre weiter an Akanji festhält - zumindest bis zum Sommer, wenn laut "Sport Bild" sogar ein Abgang des umstrittenen Verteidigers im Raum steht.

Gerrit Kleiböhmer 

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