23.12.2019 11:24 Uhr

Diese Schulnote gibt Joachim Löw dem DFB-Team

Bundestrainer Joachim Löw hat über das Länderspieljahr gesprochen
Bundestrainer Joachim Löw hat über das Länderspieljahr gesprochen

Im Fußballjahr 2019 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurück in die Erfolgsspur gefunden. Nun hat Bundestrainer Joachim Löw verraten, welche Schulnote er seinem neuformierten Team gibt, warum er es nicht zu den EM-Topfavoriten zählt und weshalb ihm sein bevorstehender 60. Geburtstag ein leicht mulmiges Gefühl beschert.

Wie feiert der Bundestrainer eigentlich Weihnachten?

Joachim Löw: Ich freue mich an Weihnachten auf ein bisschen Zeit mit der Familie und Freunden. Das ist mir sehr wichtig. Da geht es dann auch mal um Dinge, die nichts mit Fußball zu tun haben.

Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende. Die Nationalmannschaft hat sich als Gruppenerster für die EM qualifiziert und nur ein Spiel verloren. Welche Note hat Ihr Team verdient?

Ich würde eine 2 geben. Unter wirklich schwierigen Voraussetzungen, unterschiedlichen Konstellationen und großen Herausforderungen hat es die Mannschaft am Ende doch sehr gut gelöst. Man spürt eine große Energie in der Mannschaft, einen guten Teamgeist, und man spürt Lust auf Erfolge und gute Spiele.

Was fehlt denn für die Note 1?

Uns haben in diesem Jahr vor allem Kontinuität und Konstanz gefehlt. Das hat auch mit der ständig wechselnden Besetzung zu tun, etwa durch Verletzungen. Mit dem fehlenden Einspielen. Jede Mannschaft, die irgendwann mal einen großen Titel gewinnen will, braucht Automatismen. Da sind wir ein bisschen im Hintertreffen, weil immer wieder andere Spieler auf dem Platz oder im Kader waren.

Unmittelbar nach der EM-Auslosung wirkten Sie trotz der starken Gegner zufrieden. Wie denken Sie jetzt darüber?

Ich verspüre eine sehr große Vorfreude. Das ist eine Gruppe, die hat es in sich, da ist jeder brutal gefordert. Jede Mannschaft muss wahrscheinlich übers Limit gehen, um sich durchzusetzen.

Sie erwarten also Fußballfeste in den EM-Heimspielen in München?

Die Gruppe zieht wirklich alle in ihren Bann. Deutschland gegen Frankreich, Deutschland gegen Portugal, auch der dritte Gegner kann knifflig werden - und das alles schon in der Gruppenphase. Solche Partien wollen die Fußballfans sehen.

Es wird viel debattiert, ob Ihre neuformierte Mannschaft schon titelreif ist. Was meinen Sie?

Die Entwicklung - individuell und als Mannschaft - ist noch nicht abgeschlossen. Wir brauchen noch Zeit. Bei einem Turnier hängt es auch davon ab, wie die Spieler in solchen Phasen wachsen, wie die Energie ist, das Spielglück, ob es Verletzungen gibt. Wir werden uns gut vorbereiten, wollen attraktiven Fußball spielen und natürlich auch die Gruppenphase überstehen. Man darf aber nicht vergessen, dass es Mannschaften gibt, die schon länger zusammenspielen und uns somit auch einen Schritt voraus sind. Dazu zählen Frankreich, die Niederlande, England, Italien.

Die Erwartungshaltung ist in Deutschland aber größer ...

Das gilt für alle großen Fußballnationen, sie fiebern einem Titel entgegen. Und es ist ja auch unser eigener Anspruch, das Maximum zu erreichen. Aber wir müssen auch realistisch sein. Unsere Mannschaft muss sich noch entwickeln. Es hat auch einige Schritte inklusive Rückschläge gebraucht, bis die Mannschaft 2014 titelreif war. Als Trainer schaue ich auch auf die Perspektive, und ich glaube, dass diese Mannschaft ein sehr gutes Fundament mit viel Qualität hat, und dass sie in Zukunft um einen Titel mitspielen kann. Bei der EM 2020 werden wir noch nicht zu den Top-Favoriten zählen.

Welche Fehler vom WM-Debakel 2018 wollen Sie bei der EM unbedingt vermeiden?

Wir alle haben aus der WM 2018 gelernt. Bei einem Turnier sind alle Spiele K.o.-Spiele. Unser Selbstbewusstsein war sehr ausgeprägt, wir hatten viel Erfahrung - ich habe in unserer WM-Analyse ja viel dazu gesagt. Jetzt sind wir mit dem Weltmeister und Europameister in einer Gruppe, aber selbst wenn wir zuerst gegen eine vermeintlich kleine Fußballnation spielen würden, würde ich sagen: 'Aufgepasst, es ist das erste Spiel!'

Die WM 2022 wirft ihre Schatten voraus, wegen des Winter-Termins bleibt der Nationalmannschaft nur ganz wenig Vorbereitungszeit. Beschäftigen Sie sich schon damit?

Da denke ich im nächsten halben Jahr nicht eine Minute dran. Mein Fokus liegt komplett auf unseren Planungen für die EURO 2020.

Am 3. Februar werden Sie 60 Jahre alt. Wie fühlen Sie sich dabei?

Für mich spielt das keine große Rolle, ich weiß auch noch gar nicht, ob ich feiere oder nicht. Ich plane Geburtstagsfeiern eigentlich nie großartig im Voraus.

Erschreckt Sie diese Zahl ein wenig?

In ein tiefes mentales Loch werde ich wahrscheinlich nicht fallen (lacht). Aber es kommt einem schon mal der Gedanke: '60? Das war früher das Rentenalter!' Die Zeiten haben sich geändert, aber 60 ist schon etwas anderes als 50 oder 40, das gebe ich zu.

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