07.11.2019 14:28 Uhr

Exzentriker Thuram auf dem Weg zum Kult-Kicker

Marcus Thuram hat sich in Gladbach zum Fanliebling gemausert
Marcus Thuram hat sich in Gladbach zum Fanliebling gemausert

Kein Spieler von Borussia Mönchengladbach sorgte in den vergangenen Wochen für so viel Aufsehen wie Marcus Thuram. Der Stürmer glänzt nicht nur als Vollstrecker und Vorbereiter, sondern sorgt auch neben dem Platz für ausgelassene Stimmung in Gladbach. Mit seiner exzentrischen, aber keineswegs egozentrischen Art befindet sich Thuram auf dem besten Weg, am Niederrhein Kultstatus zu erreichen.

Nach wenigen Wochen ist es bereits Routine bei Borussia Mönchengladbach: Nach einem Sieg schnappt sich Marcus Thuram die Eckfahne, stülpt sein Trikot oder das eines Mitspielers darüber, tänzelt ausgelassen vor dem Borussen-Block umher und lässt sich dafür von den Gladbach-Fans feiern.

Mit dieser Jubelgeste, zu der Thuram erstmals nach dem 1:0-Derbysieg beim 1. FC Köln ansetzte, hat sich der Franzose prompt in die Herzen der Fans katapultiert. Längst gehört die Aktion zum festen Siegesritual der Gladbacher.

"Man hat mir erklärt, dass unseren Fans unsere Fahnen sehr wichtig sind. Und als wir dann in Köln gewonnen haben, habe ich die Kölner Fahne von der Eckstange genommen und mein Trikot drübergehängt. So bin ich dann durch das Stadion gelaufen", erläuterte Thuram, der nur "Tikus" genannt wird.

Thuram wechselte im Sommer für neun Millionen Euro vom französischen Klub EA Guingamp an den Niederrhein. Mit der Verpflichtung des 22-Jährigen scheint die Leichtigkeit bei den Fohlen zurückgekehrt zu sein.

Thuram bleibt trotz Höhenflug bescheiden

"Marcus ist ein sehr offener Typ, superpositiv und lacht sehr viel. Er tut der Kabine gut, er tut der Mannschaft gut", sagte Eberl über seinen Transfercoup: "Wir haben nicht nur als Fußballer einen guten Griff getan, sondern auch als Typ."

Obwohl Thuram auf dem Platz gerne im Mittelpunkt steht, gibt er sich in Interviews sachlich und keineswegs egozentrisch.

"Ich war nicht der wichtigste Spieler", sagte er nach dem 2:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf, bei dem er mit zwei Treffern Matchwinner war: "Am wichtigsten ist das Team." Seine Mission sei es ohnehin, "der Mannschaft zu helfen", gibt sich der U21-Nationalspieler stets bescheiden. Eine Art, die beim Traditionsklub gut ankommt.

Doch Thuram überzeugt nicht nur als Typ. Fußballerisch hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt, dass er eine echte Verstärkung für die Fohlen ist. In den letzten sechs Ligaspielen war der Sohn von Weltmeister Lilian Thuram an acht Toren direkt beteiligt.

Thuram, der bullige Dribbler

Obwohl Thuram laut Eberl "extrem lernwillig" ist, braucht er nicht viele Anweisungen von Coach Marco Rose. "Ich sage ihm vor allem, dass er jede Behandlung beim Physiotherapeuten nutzen, sich gut ernähren und anständig schlafen soll. Der Rest ist gerade fast ein Selbstläufer", so der Österreicher.

Mit einer Größe von 1,92 Metern verfügt Thuram über ein Gardemaß für Stürmer. Dennoch besticht der Angreifer durch seine Schnelligkeit und Wendigkeit.

"Viele Leute wundern sich, wenn ein so großer Kerl wie ich plötzlich ins Dribbling geht und Dinge macht, die man sonst nur von kleineren Spielern sieht", sagte Thuram kürzlich zum "kicker". "Bei ihm sieht immer alles so schnell aus, das ist sehr bemerkenswert. Trotz seiner Größe hat er eine gute Technik und ist immer präsent", schwärmte auch Mannschaftskollege Jonas Hofmann.

Eberl sieht in dem Neuzugang ohnehin einen kompletten Fußballer: "Er ist robust, kann den Ball behaupten, Tore schießen, Tore vorbereiten und auch mal die Bälle schleppen."

BVB? FC Arsenal? Fans und Eberl überzeugten Thuram vom Gladbach-Wechsel

Dass Thuram überhaupt in Gladbach gelandet ist, ist sowohl Eberl als auch den Fans der Fohlen zu verdanken. "Gladbach war der erste Verein, der Kontakt aufgenommen hatte. Ich hatte Max Eberl bereits mein Wort gegeben, die Entscheidung war gefallen", erklärte der 22-Jährige dem "kicker". Auch Borussia Dortmund, der FC Arsenal und Manchester United sollen an Thuram interessiert gewesen sein.

"Als ich Fotos aus meinem Urlaub in Miami gepostet habe, haben so viele Borussia-Fans kommentiert, dass ich nach Gladbach kommen soll. Wenn man so etwas jeden Tag liest, macht das etwas mit einem, das beschäftigte mich sehr", sagte Thuram der "Rheinischen Post" und ergänzte: "Das hat mir gezeigt, dass Borussia ein großer Klub ist, und dass man mich dort unbedingt haben will."

Fakt ist, dass Thuram nach Wunsch von Eberl und Co. noch möglichst lange am Niederrhein bleiben soll. Seine Torgefahr weckt allerdings auch das Interesse zahlreicher Topklubs. Seinen Marktwert dürfte er mittlerweile vervielfacht haben.

Sollte Thuram Gladbach trotz verlockender Angebote die Treue halten, ist ihm der Kultstatus wohl nicht mehr zu nehmen.

Lissy Beckonert

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