06.11.2019 11:39 Uhr

Wofür steht Bayerns Interimstrainer Hansi Flick?

Hansi Flick ist Interimscoach beim FC Bayern München
Hansi Flick ist Interimscoach beim FC Bayern München

Nach der Trennung von Niko Kovac ist Hansi Flick interimsweise zum Cheftrainer des FC Bayern München befördert worden. Doch wer ist Hansi Flick eigentlich? Was zeichnet ihn sportlich sowie menschlich aus? Und ist er mehr als nur eine Interimslösung?

Wer ist Hansi Flick?

Hans-Dieter "Hansi" Flick wurde am 24. Februar 1965 in Heidelberg geboren. Sein Durchbruch als Profifußballer gelang Flick beim SV Sandhausen. Als 20-Jähriger unterschrieb er beim FC Bayern München, wo er in fünf Jahren 104 Bundesligaspiele absolvierte. 1990 wechselte der Mittelfeldspieler zum 1. FC Köln, musste seine Profikarriere aber drei Jahre später wegen zahlreicher Verletzungen beenden.

Zehn Jahre später erwarb Flick seinen Trainerschein und wurde gemeinsam mit Thomas Doll als Jahrgangsbester ausgezeichnet. Seine erster Trainerstation war Oberligist Viktoria Bammental. Anschließend übernahm Flick die Geschicke bei der TSG Hoffenheim. Nach fünf Jahren endete die Arbeit im Kraichgau, woraufhin Flick als Co-Trainer bei Red Bull Salzburg anheuerte.

2006 wurde Flick zum Assistenten von Bundestrainer Joachim Löw berufen. Eine seiner größten Sternstunden beim DFB erlebte der 54-Jährige im EM-Viertelfinale 2008 gegen hochgelobte Portugiesen (3:2), in dem Flick den gesperrten Löw bravurös vertrat. 2014 wurde Flick als Co-Trainer Weltmeister. Danach stieg er zum Sportdirektor auf. Flick erhielt einen Fünfjahresvertrag, der jedoch schon im Januar 2017 auf seinen Wunsch aufgelöst wurde.

Sein anschließendes für fünf Jahre gedachtes Engagement als Geschäftsführer in Hoffenheim endete im Februar 2018 nach nur acht Monaten ebenfalls vorzeitig. Nach München kam Flick im Sommer 2019 auf Löws Empfehlung, "weil wir einen Mann brauchen, der mit der Jugend arbeitet und der integriert", wie Präsident Uli Hoeneß bei seiner Vorstellung sagte. Seit Sonntag ist der gelernte Bankkaufmann Interimstrainer des FC Bayern.

Was zeichnet Hansi Flick menschlich aus?

Flick agierte jahrelang im Hintergrund, als Schattenmann von großen Trainern wie Löw oder Kovac. Er sieht sich als Teamplayer, er sei keiner, "der immer in der ersten Reihe stehen muss", sagte der 54-Jährige einmal. Doch nun steht Flick genau dort: im Mittelpunkt und in der Hauptverantwortung beim FC Bayern München.

Beim Rekordmeister will der Interimscoach vor allem mit seiner sozialen Kompetenz überzeugen. Flick gilt als äußert sympatischer Typ, bei Spielern und Verantwortlichen stets beliebt. "Hansi hat enorme Qualitäten, sowohl fußballfachlich wie gerade auch im menschlichen Bereich", sagte Joachim Löw vor einiger Zeit dem "kicker".

Auch Flick selbst weiß um seine Stärken: "Ich habe einen guten Draht zu den Spielern, versuche nah dran zu sein, damit sie in den nächsten beiden Spielen alles abrufen."

"Flick ist ein Top-Typ, ein sachlicher Typ in seiner Ansprache. Er hat das aber locker-flockig gemacht", lobte auch Joshua Kimmich seinen neuen Trainer.

Was zeichnet Hansi Flick sportlich aus?

Flick gilt als akribisches und detailbesessenes Arbeitstier. Der der WM 2014 war er derjenige, der Löw dazu drängte, an den Standardsituationen zu feilen. Letztendlich gewann Deutschland auch dank seiner Eckbälle und Freistöße den Titel.

Außerdem gilt Flicks Spielweise als sehr mutig und offensiv. "Was die ganze Einstellung und Spielanlage angeht, würde ich vielen Trainern gerne zurufen: Trainer, traut euch! Lasst mehr nach vorne spielen, ihr habt doch gute Fußballer", sagte er einst als Sportdirektor der TSG Hoffenheim.

Flicks Spielidee ist von Offensivdrang und Individualität geprägt. Flick erwartet von seinen Spielern, Entscheidungen eigenständig zu treffen, situativ zu handeln und die Verantwortung nicht an einem Spielsystem auszumachen.

Was verändert Hansi Flick beim FC Bayern?

Für großartige Veränderungen hat Flick keine Zeit. Er wird wohl kaum versuchen, die Welt oder gar den Fußball in München neu zu erfinden. Stattdessen wird der Ex-Profi den Spielern wohl vermitteln, was sie zuletzt vermisst haben: Stabilität und Sicherheit.

Aus diesem Grund setzt Flick in den Partien gegen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund wohl auch auf die Routiniers Javi Martínez und Thomas Müller.

Flick gilt außerdem als Verfechter von Kimmich auf der Sechser-Position. Er soll auch derjenige gewesen sein, der Löw dazu geraten hat, ihn im Mittelfeld aufzustellen. Angesichts der dünnen Personaldecke in der Abwehr, ist allerdings wahrscheinlich, dass Kimmich zunächst als Außenverteidiger spielt.

Fest steht, dass Flick in jedem Fall offensiver spielen lassen wird als sein Vorgänger Kovac. "Wir waren immer einen Tick zu spät, hatten nicht das Vertrauen in die eigene Leistung. Deshalb möchte ich jetzt nach vorne schauen und nach vorne verteidigen, nach vorne agieren. Wir wollen mit Ball die Qualität zeigt, die in uns steckt", kündigte Flick an. 

Wird Hansi Flick eine Dauerlösung für den FC Bayern?

Sollte es Flick gelingen, die beiden Spiele vor der Länderspielpause erfolgreich zu gestalten, stünden seine Chancen auf eine Weiterbeschäftigung nicht schlecht.

Seine ruhige, geduldige und bedachte Art könnte genau das sein, was die Münchner aktuell brauchen. Sollten dann auch noch die sportlichen Leistungen stimmen, würden Vorstandsboss Rummenigge und Co. die Option "Dauerlösung Flick" wohl kaum außer Acht lassen.

Hinzu kommt, dass sich die Suche nach einem Kovac-Nachfolger, der direkt einspringen kann, schwierig gestaltet. Ralf Rangnick, Thomas Tuchel und Erik ten Hag haben den Münchnern bereits abgesagt.

Lissy Beckonert

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