20.10.2019 11:09 Uhr

Frustrierte Bayern steuern auf Herbstkrise zu

Thomas Müller (l.) wurde in der zweiten Halbzeit von Niko Kovac gebracht
Thomas Müller (l.) wurde in der zweiten Halbzeit von Niko Kovac gebracht

Einen ungefährdeten Sieg beim 2:2 in Augsburg verschenkt, die schwere Knieverletzung von Niklas Süle und das weiter gärende Thema Thomas Müller. Bayern München erlebte einen in vielerlei Hinsicht frustrierenden Samstag.

Niko Kovac schaute grimmig, es fiel dem Trainer von Bayern München in manchem Augenblick schwer, die Fassung zu bewahren. Der Kroate spürte, dass der Fußball-Rekordmeister nach einem völlig überflüssigen 2:2 (1:1) beim FC Augsburg einer erneuten Herbstkrise entgegensteuert. Kovac musste nicht nur den leichtfertig verschenkten Sieg schlucken, sondern auch die schwere Verletzung von Niklas Süle (Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie) und weitere bohrende Fragen zum Aufregerthema Thomas Müller.


Mehr dazu: FC Bayern bestätigt schwere Kreuzbandverletzung bei Süle


Während dem empfindlichen Bayern-Coach die Kritik am Münchner Auftritt bisweilen zu pauschal geriet und er nach einer aus seiner Sicht weitgehend guten Leistung spürbar ungehalten reagierte, wurde Kapitän Manuel Neuer wesentlich deutlicher. "Ich will nicht sagen, dass es überheblich ist, aber es ist schon ein bisschen lässig. Ich denke, es ist auch ein Kopfproblem, dass man sich Punkte klauen lässt. Das ist nicht Bayern-like", monierte der Torhüter.

Das klang eher nach grundsätzlichen Problemen - und dass die Bosse kommentarlos und mit betretener Miene das Augsburger Stadion verließen, wird in München generell als Alarmsignal gewertet. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ("Ich habe Zeit, aber ich rede nicht") und Präsident Uli Hoeneß ("Leider nicht") haben gewiss keine gesteigerte Lust auf ein Deja-vu, sprich auf eine Erinnerung an den turbulenten Vorjahresherbst, der Kovac fast den Job kostete.

Kovac tieftraurig nach Süle-Verletzung

15 Punkte nach acht Bundesligaspielen und nur vier Siege sind allerdings nicht genug. "Unser Anspruch wäre, sechs, sieben Punkte mehr zu haben als im Moment", betonte Neuer. Der Ergebnisdruck steigt also für den Trainer, schon am Dienstag beim Champions-League-Duell bei Olympiakos Piräus ist mehr Souveränität und Konzentration gefragt. Da der FC Bayern auch mit anhaltenden Defensivproblemen zu kämpfen hat, kommt der Ausfall von Abwehrchef Süle (24), der schon am Sonntag operiert werden sollte und monatelang ausfällt, erst recht zur Unzeit.

"Wir sind doppelt tieftraurig", gab Kovac in Augsburg deshalb zu Protokoll. "Das ist das Schlimmste, was heute passiert ist", klagte Kovac über Süles Missgeschick, das dem Nationalspieler schon in der Anfangsphase bei einem harmlos aussehenden Duell mit Augsburgs Florian Niederlechner widerfahren war.

Als Süle auf Krücken das Stadion verließ, schien sich zumindest das Spiel in die richtige Richtung zu entwickeln. Serge Gnabry (49.) erzielte fast zeitgleich die Führung, nachdem Robert Lewandowski (14.) die FCA-Blitzführung durch Marco Richters Tor nach 27 Sekunden egalisiert hatte. Doch dann verdaddelten die Bayern Chancen in Hülle und Fülle, Alfred Finnbogason (90.+1) bestrafte das.

Müller vergibt kurz vor Schluss mögliche Entscheidung

Auch Müller (90.) hätte nach seiner Einwechslung das Spiel entscheiden können. Kovac hatte ihn zum sechsten Mal in Folge auf der Bank gelassen, erst in der 80. Minute gebracht, obwohl Konkurrent Philippe Coutinho keineswegs überzeugte und zuvor mit Brasilien in Singapur auf Länderspieltour war. "Die Mannschaft, die auf dem Platz war, hat es außerordentlich gut gemacht. Wir haben uns nur nicht belohnt", entgegnete Kovac auf Nachfrage gereizt.

Fragen nach Müllers Situation sind auf der Beliebtheitsskala gerade ganz besonders weit unten zu finden. Auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist das anzumerken. "Der Trainer hat sich für die andere Option entschieden, das hat ganz gut funktioniert. Deswegen ist das halt so", sagte er knapp.

Ansonsten teilte Salihamidzic die Trainermeinung, die Chancenverwertung sei das wesentliche Problem. "Die Nationalmannschaftspausen stören unseren Rhythmus, aber da müssen wir durch", meinte er noch und empfahl: "Wir müssen uns zusammenreißen und erfolgreich spielen." Es wird Zeit dafür.

 

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