17.10.2019 08:04 Uhr

Die größten Problemzonen des FC Bayern

Welche Problemzonen gibt es beim FC Bayern?
Welche Problemzonen gibt es beim FC Bayern?

Nach sieben Spieltagen in der Fußball-Bundesliga rangiert der FC Bayern München in der Tabelle nur auf Rang drei. Überzeugende Auftritte gab es zu Saisonbeginn kaum vom Rekordmeister.

sport.de analysiert die fünf größten Problemzonen des FC Bayern vor der Partie beim FC Augsburg am Samstag.

1. Problemzone des FC Bayern: Die Abhängigkeit von Robert Lewandowski

Elf Treffer in sieben Bundesligaspielen, drei in der Champions League, eins im DFB-Pokal: Lewandowskis Bilanz im Bayern-Trikot ist in dieser Saison einmal mehr atemberaubend.

"Zehnmal besser" als er selbst zu seiner Glanzzeit sei Lewandowski, schwärmte WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur".

Satte sieben Punkte hätten die Münchner in der Liga weniger auf dem Konto, nähme man die Treffer des Polen aus der Wertung. In der virtuellen "Ohne-Lewandowski-Tabelle" läge der Double-Sieger der Vorsaison damit nur auf Rang 13.

Was wäre, wenn Lewandowski einmal längerfristig ausfiele oder - so unwahrscheinlich das klingen mag - ins Formtief rutscht, wagt sich in München keiner auszumalen. Denn wie schon in den letzten Jahren versäumten die Verantwortlichen es, im Sommer einen adäquaten Backup für ihre Lebensversicherung zu verpflichten.

2. Problemzone des FC Bayern: Der Bank-Frust von Thomas Müller

Dass Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Co. in Sachen Mittelstürmer in der abgelaufenen Transferperiode nicht tätig wurden, soll auch an Thomas Müller gelegen haben.

Einem Bericht der "tz" zufolge warb der FC Bayern auch deswegen nicht ernsthaft um auf dem Markt gehandelte Akteure wie Max Kruse und Sébastien Haller, weil sich Müller intern dagegen wehrte, dass ihm ein weiterer Spieler vor die Nase gesetzt werde.

Müller scheint also bereits vor Wochen die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Als Stammspieler ist der "ewige Münchner" unter Niko Kovac derzeit nicht gefragt.

Lediglich in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Viertligist Energie Cottbus (3:1) kam Müller über die volle Spielzeit zum Einsatz. Fünf Ein- und drei Auswechslungen bei seinen weiteren Pflichtspieleinsätzen stehen dem entgegen.

Nachdem Kovac mit einer unbedachten Aussage zu Müllers Situation vor der 1:2-Pleite gegen 1899 Hoffenheim für Aufsehen sorgte ("Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen"), kamen zuletzt sogar Wechselgerüchte auf. Laut "Sport Bild" will Müller den FC Bayern im Winter um die Freigabe bitten.

Ganz spurlos dürfte das heikle Thema an der Mannschaft nicht vorbeigehen, schließlich zählt Müller in der Kabine nach wie vor zu den tonangebenden Profis.

3. Problemzone des FC Bayern: Die Formschwäche von Thiago

Im Gegensatz zu Müller ist Thiago unter Kovac (meist) noch gesetzt, angezählt ist der Spanier aber dennoch.

Nachdem der Trainer mit der Leistung des Mittelfeldspielers beim 3:2 in Paderborn nicht zufrieden war, beorderte er ihn in der Champions League bei Tottenham Hotspur zunächst nur auf die Bank. Erst in der zweiten Halbzeit durfte Thiago mitwirken - und hatte seinen Anteil am historischen 7:2-Sieg des FC Bayern (sport.de-Note 1,5).

Dem starken Auftritt in London stehen neben Paderborn aber noch weitere dürftige Vorstellungen des einst von Pep Guardiola nach München gelotsten Edeltechnikers entgegen.

Hieß es früher häufig, Thiago versage regelmäßig in den großen Spielen, schafft er es momentan viel zu selten, überhaupt einen prägenden Einfluss auf die Offensivbemühungen des FC Bayern nachzuweisen.

Dazu kommt, dass das schlampige Genie immer wieder haarsträubende Fehlpässe in sein ohnehin enorm risikoreiches Aufbauspiel in der defensiven Mittelfeldzentrale einstreut.

Thiago sei "kein Sechser", die Münchner dort "nicht so gut besetzt wie die Top-Mannschaften", urteilte "Sky"-Experte Dietmar Hamann - ein großes Problem auf einer im modernen Fußball so neuralgischen Position.

4. Problemzone des FC Bayern: Die defensiven Schwächen

Die Formschwäche Thiagos ist nur ein Faktor dafür, warum die bayerische Defensivmaschinerie aktuell noch nicht so läuft wie gewohnt.

Acht Gegentore in sieben Ligaspielen sind zu viel für die Ansprüche des Rekordmeisters. Bei den Spurs wackelte die Hintermannschaft um Nationalspieler Niklas Süle in der ersten Halbzeit bedenklich. Dass sich die Münchner vor dem Seitenwechsel nur einen Gegentreffer fingen, war schmeichelhaft.

Auch aufgrund einiger verletzungsbedingter Ausfälle konnte sich bislang keine Viererkette richtig einspielen. Neuzugang Lucas Hernández zeigte in der Innenverteidigung solide Leistungen, hat auf seiner Zweitposition, der linken Abwehrseite, aber noch viel Luft nach oben.

Dass der wechselwillige Jérôme Boateng plötzlich wieder häufig als Stammkraft gefragt ist, ist unglücklich. Genauso wie die Tatsache, dass Benjamin Pavard durch die Versetzung von Joshua Kimmich vor die Abwehr rechts statt in der Mitte spielen muss.

Ohnehin spaltet die Causa Kimmich die Experten: Die einen finden, dass seine Stärken in der zentraleren Rolle besser zur Geltung kommen. Die anderen sehen Kimmich als Rechtsverteidiger deutlich wertvoller. Fakt ist: Auf seiner alten Position hinterließ der 24-Jährige bei den Bayern eine Lücke.

5. Problemzone des FC Bayern: Das Dauerthema Niko Kovac

Wenige Wochen war es nach Saisonstart ruhig um Niko Kovac. Im Anschluss an die Tottenham-Gala ließ sich Karl-Heinz Rummenigge, eigentlich der größte interne Kritiker Kovacs, sogar zu einer Lobeshymne auf den Kroaten hinreißen. Doch spätestens seit der Überraschungspleite gegen Hoffenheim ist es vorbei mit Friede, Freude, Eierkuchen.

Aktuell fällt Kovac insbesondere sein Umgang mit Thomas Müller auf die Füße. Seine "Notnagel"-Aussage führte zu großen Diskussionen außer- und wohl auch innerhalb des Vereins. Rummenigge rüffelte den 48-Jährigen öffentlich.

Auch Javi Martínez, gegen Hoffenheim wegen seiner erneuten Nichtberücksichtigung für die Startelf am Boden zerstört, dürfte nicht (mehr) das beste Verhältnis zum Chefcoach haben.

Viele Fragen sind offen: Warum schafft es Kovac in seinem zweiten Jahr in München nicht, die Rotation gezielt einzusetzen und vernünftig zu moderieren? Wieso kann der frühere Defensivspieler dem FC Bayern kein von Einzelaktionen und -spielern unabhängigeres Spielsystem implantieren? Und: Ist Kovac wirklich der richtige Trainer für die hohen Ansprüche der Münchner?

Tobias Knoop

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