06.09.2019 13:18 Uhr

Maradona mit "Seele und Leben" wieder daheim

Diego Maradona kehrt auf die Trainerbank zurück
Diego Maradona kehrt auf die Trainerbank zurück

Nach 24 Jahren kehrt Argentiniens Fußball-Idol als Trainer in die heimische Liga zurück. Und das tollkühn ganz am Ende der Tabelle.

Der Name ellenlang: Club de Gimnasia y Esgrima La Plata. Die Lage abschreckend: Tabellenschlusslicht der argentinischen Fußballliga mit nur einem Punkt. Dribbelte sich Diego Maradona als Spieler zum Idol hoch, taucht er als Trainer mal wieder tief ab. Denn ein charmanter Traditionsklub ohne Titelhistorie lockt den 58-Jährigen einzig und allein mit einer gigantischen Herausforderung auf die Bank zurück.

"Wir haben den Größten gefunden, für ein großes Problem", jubelte GELP-Präsident Gabriel Pellegrino. Für eine Saison, und ohne tief in die Tasche zu greifen. "Ich komme nicht, um den Klub in den Ruin zu treiben. Was ihr mir bezahlen könnt, ist okay für mich", hatte Maradona in den letzten Stunden vor der Einigung fast flehentlich versprochen.

Aber warum nach zwei Schatten-Stationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, nach zwei gescheiterten Aufstiegs-Anläufen mit Mexikos Zweitligisten Dorados de Sinaloa jetzt erneut kein Topklub? Nicht einmal in der Heimat, die den Weltmeister-Kapitän von 1986 trotz aller Skandale verehrt?

Maradona arbeitet derzeit an seiner eigenen Fitness

"Diego existiert in keiner anderen Welt als auf einem Fußballplatz. Das ist sein Leben, sein Traum", begründete Trainer-Legende Cesar Luis Menotti die einmal mehr skurril wirkende Wahl seines einstigen Schützlings. Beide gewannen 1979 die U20-WM. Maradona scheiterte bei seiner einzigen großen Trainerstation mit den Gauchos im Viertelfinale der WM 2010 gegen Deutschland (0:4).

Neun erfolglose Jahre später rief Maradona in seiner Instagram-Grußbotschaft den Fans der "Wölfe" dennoch trotzig zu: "Lasst uns mit Seele und Leben für El Lobo arbeiten." Am Sonntag ist die Hütte "El Bosque" bei seiner offiziellen Vorstellung voll. Sein Debüt auf der Bank findet nach der Länderspielpause am 15. September gegen den amtierenden Meister Racing Club statt, kurioserweise vor 24 Jahren seine letzte Trainerstation in der heimischen Liga.

Noch arbeitet Maradona nach seiner OP Ende Juli im rechten Knie an seiner Fitness. Abgeschottet in der heimischen Villa in Bella Vista, einem Nobelviertel von Buenos Aires, rund 100 km von seiner neuen Arbeitsstätte im Süden der Hauptstadt gelegen.

Ein am Mittwoch auf Twitter veröffentlichtes Video seines Beraters Matias Morla, der Maradonas Karriere-Fäden in der Hand hat, zeigt ihn übergewichtig, humpelnd, anfangs ernst, zwischendurch lächelnd, am Ende kämpferisch, aber die ganze Zeit über doch wieder nur Mitleid erregend.

Maradona-Begrüßung in sieben Sprachen

Und deshalb wird wohl ein anderer vorerst die Hauptarbeit im Training verrichten: Sebastian Mendez (42), als eisenharter Innenverteidiger und jüngst als Trainer nur bei kleinen Klubs tätig. Und Maradonas Funktion? "Er verpflichtet dich mit seiner Präsenz, gut zu spielen, eine Partie zu gewinnen, offensiv zu sein, Charakter zu zeigen." Worte seines Mentors Menotti.

"Bienvenido, Diego", verkündete der nach eigenem Selbstverständnis "wunderbarste Klub der Welt" am Donnerstag um 13:02 Uhr Ortszeit. Wiederholte das "Willkommen" auf Deutsch und noch fünf weiteren Sprachen. Darunter auch Russisch. Denn im Arbeitsvertrag ließ sich die "Hand Gottes" die Freistellung für schon abgesprochene Termine mit den autoritären Staatsführern von Venezuela und Weißrussland festschreiben.

Mit dem Strom schwimmen ist nichts für Maradona. Erst recht kein Leben ohne Fußball. "Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt, wie beim Tango", schloss Menotti seine Lobeshymne ab. Melancholisch, wie Argentiniens Volkstanz, dass die Karriere nur auf kleiner Bühne weitergeht.

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