20.08.2019 06:00 Uhr

Hochgefühle auf der Hohen Warte - Vienna wird 125

Am 22. August 1894 wurde im 19. Wiener Gemeindebezirk der First Vienna Football Club aus der Taufe gehoben. Am Donnerstag feiert der älteste Fußballverein Österreichs seinen 125. Geburtstag. Sechs Meistertitel, drei Cupsiege, die kultige Hohe Warte, Weltmeister Mario Kempes und weitere Meilensteine haben die Geschichte der Blau-Gelben geprägt. Heute kicken sie in der Wiener Liga - und wollen rauf.

Die Vienna ist bei weitem nicht der erfolgreichste Verein Österreichs, wohl aber einer der bekanntesten. Ihre wechselvolle Geschichte ist mit jener des rot-weiß-roten Fußballs innig verwachsen. Andreas Herzog, Hans Krankl, Fritz Gschweidl, Karl Decker, Hans Buzek, Karl Koller, Kurt Schmied, Michael Konsel, Peter Stöger, Ivica Vastić, Marko Arnautović - unzählige heimische Granden trieben sich zumindest für kurze Zeit am Rasen des Nobelbezirks herum.

Dass "Matador" Kempes, WM-Held 1978 in seinem Heimatland Argentinien, eineinhalb Jahre für die Vienna stürmte, dürfte hierzulande kaum einem Fußballfan entgangen sein. Viele assoziieren die Vienna auch sofort mit ihrer Heimstätte, der Naturarena Hohe Warte, die vor dem Zweiten Weltkrieg zeitweise das größte Sportstadion auf dem Kontinent war. Oder mit dem "Derby of Love", wie die Vienna und der Wiener Sport-Club ihre stets familienfreundlichen Treffen seit ein paar Jahren betiteln.

Doch nur wenige wissen etwa, dass die prägende Figur der Fußball-Steinzeit in Österreich, der Engländer Mark Nicholson, Vienna-Spieler war. Der FA-Cup-Sieger von 1892 mit West Bromwich tat sich als erster Präsident des ersten Fußballverbandes hervor, führte Tornetze ein und unterwies Schiedsrichter in Regelkunde. Auch dass Vienna-Goalie Karl Pekarna durch seinen Wechsel zu den Glasgow Rangers 1904 als erster Legionär auf der Insel in die Geschichte einging, ist heutzutage praktisch vergessen.

Auf Gärten der Rothschilds

Gegründet wurde die Vienna von Gärtnern, die auf den weitläufigen Döblinger Besitzungen des Baron Rothschild arbeiteten. Freiherr Nathaniel Meyer von Rothschild selbst gab bei der Gründungsversammlung den Paten, zum Dank machte die Vienna die Couleur im Familienwappen zu den Vereinsfarben. Der Fußball mit drei Beinen im Logo ist eine Hommage an die Isle of Man, wie Klaus Dermutz im Buch "Kleine Geschichte des österreichischen Fußballs in 90 Minuten" erwähnt. Gründervater William Beale stammte von dort.

Sportlicher Höhepunkt der Vereinsgeschichte war der Triumph im Mitropacup 1931, dem Vorläufer des Europacups. Im selben Jahr wurde die Vienna auch erstmals österreichischer Meister, nach dem Krieg letztmals 1955. Dann begann ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Bis 1986 pendelten die Döblinger zwischen Ober- und Unterhaus. Im Frühjahr 1980 reichten auch 13 Krankl-Tore während dessen Barcelona-Auszeit nicht zum Klassenerhalt.

Nach der zweimaligen UEFA-Cup-Teilnahme unter Trainer Ernst Dokupil Ende der 1980er-Jahre verabschiedete man sich 1992 endgültig aus der obersten Spielklasse. Der Einzug ins ÖFB-Cupfinale 1997, das die Vienna 1:2 gegen Sturm Graz verlor, war das letzte Highlight. 2001 stieg die Vienna in die Regionalliga ab. Ein Zweitliga-Comeback endete nach fünf Jahren 2014.

Die Insolvenz

2017 schlitterte der Verein nach dem plötzlichen Tod von Mäzen Martin Kristek in die Insolvenz. Es folgten ein erfolgloser Rechtsstreit mit dem ÖFB und der Neustart in der Fünftklassigkeit, die mit dem Aufstieg 2019 verlassen wurde. Die Realität heißt jetzt Wiener Stadtliga. Trainer der Mannschaft ist der Slowake Peter Hlinka, sein Ex-Rapid-Kollege Markus Katzer fungiert als Spieler und Sportdirektor.

"Unser Ziel ist Regionalliga. Das ist ganz klar und deutlich definiert", ließ Hlinka keinen Zweifel. "Aber es ist eben Fußball. Dementsprechend hart muss man arbeiten und konzentriert an die Sache herangehen. Wenn das der Fall ist, dann glaube ich, sind wir Favorit in der Liga", ergänzte Katzer. Zum Auftakt gab es am Samstag einen 2:1-Erfolg beim FavAC.

>> Kempes: "Wollte Spaß am Fußball haben"

apa

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