19.08.2019 09:36 Uhr

Ricken: BVB-Jugend "kein spaßiger Freizeitpark"

BVB-Ikone Lars Ricken hat sich zum Hype um Youssoufa Moukoko geäußert
BVB-Ikone Lars Ricken hat sich zum Hype um Youssoufa Moukoko geäußert

In seiner Profi-Karriere trug Lars Ricken ausschließlich das Trikot von Borussia Dortmund. In über 400 Pflichtspielen kickte sich der Offensivspieler in die Herzen der Fans, spätestens das "Jahrhunderttor" im Champions-League-Finale 1997 machte ihn zur Klub-Legende. Seit 2008 ist Ricken als Nachwuchskoordinator beim BVB tätig. Nun äußerte sich der 43-Jährige unter anderem zum damaligen Hype um seine Person.

Er sei sich dem Hype anfangs gar nicht "bewusst" gewesen, gesteht Ricken im Gespräch mit dem "kicker".  "Ich pendelte ständig zwischen Schule und Trainingsplatz. [...] Ich hatte so viel um die Ohren, dass ich den Rummel um meine Person gar nicht als Belastung wahrgenommen habe", so das einstige BVB-Wunderkind.

Apropos BVB-Wunderkind: Ricken stellt klar, dass seine Situation Mitte der 90er-Jahre daher auch nicht mit der von Youssoufa Moukoko zu vergleichen. Der 14-Jährige, der bereits in der U19 der Borussen für Furore sorgt, stehe aufgrund der sozialen Medien bündele bereits jetzt "extreme Aufmerksamkeit", scheint das aber "ganz gut zu verkraften". Der gesteigerte Aufmerksamkeit sei schlicht "der Zeitgeist, da hilft kein Wehklagen oder Jammern", so Ricken.

Allerdings würden die heutigen Überflieger auch ganz anders begleitet, geschult und gefördert. Ricken wurde seinerseits häufig nicht ausgebremst. Vor allem seine Versuche in der Musikbranche und ein Nike-Werbespot, in dem Ricken mit den Mechanismen des Fußball-Geschäfts abrechnet,  würden in dieser Form heute nicht mehr so entstehen.

Ricken führte "mehr oder weniger einen Krieg gegen Journalisten"

"Zu meiner Zeit gab es keine Vorbilder und kein Muster dafür, was passiert, wenn man so gehypt wird. Heute wissen die Jungs im Positiven wie Negativen, was sie machen dürfen. Da kämen die Spieler selbst drauf, dass das wahrscheinlich keine besonders gute Idee ist. Auch Verein, Berater und Agentur würden sagen: besser nicht", ist sich Ricken sicher.

Das BVB-Urgestein legte sich hingegen relativ frei mit der Presse an und führte laut eigener Aussage "mehr oder weniger einen Krieg gegen Journalisten". Auch da er  in Folge des Nike-Spots als Profi abgestempelt wurde, der den Fokus auf die falschen Dinge legen würde. "Ich fühlte mich damals total missverstanden", gesteht Ricken.

Dennoch würde Ricken es begrüßen, noch einmal als Teil der jungen Garde zu beginnen. "Ich würde es auch lieben, dass die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung heute so groß ist. Mich hat das Interesse der Öffentlichkeit gepusht."

Das Leben der Talente sei allerdings nicht einfacher geworden. "Die Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund ist kein großer, spaßiger Freizeitpark", so Ricken. Man wolle die Youngsters nicht "verhätscheln, sondern in ihrer 70- oder 80-Stunden-Woche vernünftig begleiten."

Die Aufgabe als Nachwuchskoordinator sei sein "Traumjob", schließt Ricken, untermauert aber auch, dass er sich durchaus vorstellen könne, auf lange Sicht in die Fußstapfen von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke oder Sportdirektor Michael Zorc zu treten.

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