31.07.2019 12:20 Uhr

SGE ohne Büffelherde: Zwischen Freud und Frust?

Joveljic, Rebic und Paciência sind die aktuellen SGE-Stürmer
Joveljic, Rebic und Paciência sind die aktuellen SGE-Stürmer

Mit Einsatz, Leidenschaft und Klasse gewann die Eintracht aus Frankfurt in den letzten beiden Jahren nicht nur viele Spiele, sondern auch viele Sympathien. Die Siege zählen in der kommenden Saison nicht mehr. Für die Sympathien muss nach einem turbulenten Sommer unter anderem eine neue Sturmreihe sorgen. Die Ansätze sind zwar vielversprechend, garantieren aber nichts.  

Ganze sieben Minuten dauerte es, bis einer der neuen Frankfurter Hoffnungsträger die Eintracht-Fans das erste Mal in Ekstase versetzte. So lange brauchte der erst 19-jährige Dejan Joveljic für seinen ersten Pflichtspieltreffer im Trikot der Hessen. 

Das Tor des Serben im Europa-League-Qualifikationsspiels gegen den FC Flora stieß die Tür zur Teilnahme an der Gruppenphase ein Stückchen weiter auf und befeuerte die Hoffnungen des Anhangs auf weitere rauschende Europapokal-Nächte.

Doch während sich Joveljic von den euphorisierten Fans feiern ließ, herrschte wenige Meter entfernt Tristesse. Goncalo Paciência, ein weiterer Hoffnungsträger, der die Abgänge von Luka Jovic und Sébastien Haller kompensieren soll, war nach 64 schwachen Minuten vom Feld genommen worden.

Der Portugiese erwischte einen rabenschwarzen Abend und fand so gut wie gar nicht statt. Freud und Frust lagen in Tallinn entsprechend nah beieinander. Ein Zustand, an den sich die Eintracht nach einem turbulenten Sommer womöglich gewöhnen muss.

Eintracht Frankfurt weiter auf Stürmersuche

Nach den Abgängen von Luka Jovic (Real Madrid) und Sébastien Haller (West Ham United) ist das Konto der Eintracht zwar prall gefüllt, auf dem Platz hinterlassen die beiden Stürmer aber eine Lücke, die nur schwer zu schließen ist.

Immerhin war das Duo in der Saison 2018/19 für 47 Pflichtspieltore verantwortlich. Sollte im Sommer auch noch der von vielen Klubs umworbene Ante Rebic wechseln, würde sich die Situation weiter verschärfen.

"Einen und vielleicht noch einen zweiten Stürmer" will die SGE in diesem Sommer noch finden, verriet Trainer Adi Hütter, dass die Kader-Planungen in der Offensive längst nicht abgeschlossen sind. "Wir werden nicht nervös", garantierte der Österreicher den Fans, deren Erwartungen gemeinsam mit den Erfolgen der Mannschaft in den beiden letzten Spielzeiten gewachsen sind. Immerhin der erste Schritt ist der SGE schon gelungen.

Dejan Joveljic braucht "noch viel Zeit"

Mit der Verpflichtung von Dejan Joveljic haben Fredi Bobic und Co. ein goldenes Händchen bewiesen. Der Serbe stand bei unzähligen Klubs auf dem Zettel und war mehr als nur ein Geheimtipp. Trotzdem bekam Frankfurt den Zuschlag.

"Er kann Tore machen, deshalb haben wir ihn verpflichtet", sagt Adi Hütter, der aber auch weiß: "Er braucht natürlich noch viel Zeit." Zeit, die der Eintracht nur begrenzt zur Verfügung steht, wenn sie an die erfolgreiche Vorsaison anknüpfen will.

Technisch bringt Joveljic schon jetzt vieles mit, um die Fußstapfen von Luka Jovic zu füllen. Der 19-Jährige kann nicht nur mit dem Ball umgehen, sondern ist auch noch schnell, torgefährlich und einsatzfreudig. Damit erfüllt er das Anforderungsprofil, das Frankfurt seit einiger Zeit an seine Stürmer stellt.

Ganz ähnlich sieht es bei Goncalo Paciência aus, der in Tallinn zwar enttäuschte, grundsätzlich aber das Zeug dazu hat, ein Leistungsträger zu sein. "Ich bin besser vorbereitet als vor einem Jahr", versprach der Portugiese dem "Wiesbadener Kurier", dass er nach unglücklichen Premierensaison nun durchstarten will.

Frankfurt auf der Suche nach Mister X

Ganz alleine, so viel scheint klar, werden Joveljic und Paciência die offensive Last aber nicht schultern können. Beide sind noch jung, international relativ unerfahren und müssen erst noch nachweisen, dass sie einen ähnlich guten Torinstinkt wie ihre Vorgänger haben. Auch Formschwankungen muss die sportliche Leitung einkalkulieren. Eine Saison, wie sie Luka Jovic zuletzt hatte, ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung. Auch einen Sébastien Haller entdeckt man nicht jedes Jahr.

Die Verantwortlichen wissen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Als vergleichsweise "kleine Nummer" auf dem Transfermarkt bekommt die Eintracht aber nicht immer die Spieler, die sie gerne hätte. Ein neuer Mister X, der die hessische Büffelherde komplettiert, ist umso schwerer zu finden. Entsprechend muss auch für den Fall eines Misserfolgs geplant werden. 

Fredi Bobic, Adi Hütter und Co. wissen um die Schwere der Aufgabe. Nicht ganz zufällig wurde der Vertrag des Österreichers vor wenigen Tagen angepasst und enthält nun eine Klausel, die es ihm ermöglicht, die Eintracht im Abstiegsfall zu verlassen. Zu diesem "Worst Case" wird es vermutlich nicht kommen. Trotzdem sollten die Fans die Erfolge der letzten beiden Jahre nicht als Maßstab betrachten. Neben großer Freude sollten sie auch auf eine Portion Frust gefasst sein.

Christian Schenzel

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