19.07.2019 07:07 Uhr

FC Bayern II vor steinigem Weg

Kwasi Wriedt ist der Tor-Garant des FC Bayern II
Kwasi Wriedt ist der Tor-Garant des FC Bayern II

Nach einer 1:3-Pleite im Hinspiel um den Aufstieg in die 3. Liga gelang dem FC Bayern II ein kleines Fußball-Wunder. Die "kleinen Bayern" gewannen das Rückspiel gegen den VfL Wolfsburg II mit 4:1, entrissen den Wölfen die sicher geglaubte Teilnahme am Profigeschäft und kehrten nach acht Jahren Abstinenz zurück in die niedrigste deutsche Profi-Liga. Bei aller Euphorie droht dem Unterbau des deutschen Rekordmeisters dort ein steiniger Weg:

Kontroverse um Hoeneß überschattet die Aufstiegsfreude

Coach Holger Seitz nutzte den Rückenwind des Erfolgs, um sich innerhalb der Bayern-Familie umzuorientieren. Der 44 wechselte laut Klubangaben auf eigenen Wunsch in die Führungsebene des Nachwuchsleistungszentrum. Dass kurzerhand U19-Trainer Sebastian Hoeneß, Neffe von Präsident und Bayern-Legende Uli Hoeneß, nachrückte, ist zwar die logische Konsequenz, stieß bei einigen Fans jedoch auf wenig Gegenliebe.

"Großer Name macht noch keinen großen Trainer" oder "Kompetenz schlägt Name! Seitz muss bleiben!", lautete die Kritik der Anhänger des FCB. Dass Seitz den Abschied selbst forcierte, spielte keine Rolle. Sebastian Heoneß geht derweil gelassen mit dem Gegenwind um. "Ich heiße nun mal schon immer Hoeneß. Der Name polarisiert, deswegen kenne ich das gar nicht anders", wiegelte der 37-Jährige ab.

Unabhängig davon, ob sein Name nun Chance oder Bürde ist, sind kritische Töne an der Beförderung Hoeneß' allerdings nachvollziehbar. Hoeneß fehlt Erfahrung im Profigeschäft, die U19 führte er 2018/19 zudem nur auf einen enttäuschenden vierten Rang.

Fluch und Segen des Ausbildungsauftrags

Der Aufstieg gebe dem FC Bayern "die Möglichkeit, bessere Spieler zu bekommen, die über die 3. Liga den Sprung schaffen", frohlockte Bayern-Grande Uli Hoeneß nachdem der Coup perfekt war. Eine Aussage, die die Hauptaufgabe der Zweitvertretung auf den Punkt bringt, gleichzeitig aber auch deren Probleme offenlegt. 

Mit Angreifer Woo-yeong Jeong (SC Freiburg), Verteidiger Maxime Awoudja (VfB Stuttgart) und Jonathan Meier (1. FSV Mainz) sind bereits drei Stützen der vergangenen Spielzeit dem Lockruf der Konkurrenz gefolgt, mit Franck Evina (KFC Uerdingen) und Adrian Fein (HSV) wurden zwei weitere Talente zur besseren Entwicklung zudem vorerst verliehen. Joshua Zirkzee und Timothy Tillman könnten folgen.

"Ich muss dann auch mal den Finger heben und sagen: Das ist alles schön und gut, aber wir brauchen auch eine wettbewerbsfähige Mannschaft. Deswegen sind wir im Moment intern im intensiven Austausch", monierte Hoeneß gegenüber "tz".

Im Gegenzug rückten acht im Profi-Business unerfahrene Akteure aus der U19 auf und zwei Youngster wurden verpflichtet: Der 20-jährige Neuseeländer Sapreet Singh kommt mit sehr guten Werten aus dem australischen Oberhaus, für den 18-jährigen deutschen Juniorennationalspieler Leon Dajaku überwies der FC Bayern angeblich sogar 1,5 Millionen Euro an den VfB Stuttgart. Einziger Neuzugang mit einer Vita in den Niederungen des deutschen Fußballs bleibt wohl Timo Kern (29).

Erfahrung ist und bleibt naturgemäß Mangelware

"Wir müssen den jugendlichen Leichtsinn abstellen und immer wachsam sein. Im Herrenbereich werden kleine Fehler sofort bestraft", warnte Hoeneß vor den Herausforderungen der 3. Liga. Eben jenen "jugendlichen Leichtsinn" dürfte sich die Youngster-Truppe allerdings nicht so leicht austreiben lassen.

Zumal laut DFL-Vorgabe nicht mehr als drei Spieler, die älter als 23 Jahre sind, gleichzeitig für eine Zweitvertretung auf dem Rasen stehen dürfen. Neben Kern befinden sich mit Feldhahn (32), Maximilian Welzmüller (29) und Kwasi Wriedt (25) ohnehin nur vier Akteure im Kader, auf die dieses zutrifft. 

Auf der anderen Seite ist davon auszugehen, dass die "kleinen Bayern" regelmäßig auf Unterstützung aus der obersten Schublade bauen können. Aus dem aktuellen Top-Kader rückten Alphonso Davies (18), Lars Lukas Mai (19) und die Keeper Christian Früchtl (19) und Ron-Thorben Hoffmann (20) bereits 2018/19 mehrfach ins zweite Glied. Fiete Arp (19), der vom HSV kam, dürfte ebenfalls ein Kandidat für Einsätze in der 3. Liga sein. 

Zukunft von Ballermann Wriedt noch nicht besiegelt

Ob der FC Bayern nochmal nachlegt, dürfte von Kwasi Wriedt abhängen. Der 25-Jährige, der seit dem Sommer 2017 für die Münchner kickt und in insgesamt 65 Pflichtspielen auf 63 Torbeteiligungen (47 Tore/16 Vorlagen) kommt, ballerte die Münchner 2018/19 mit 24 Treffern zurück in den Profifußball und sich ganz nebenher auf die Notizzettel anderer Klubs. 

Bedenkt man Wriedts Alter und den Umstand, dass die irre Quote bislang lediglich mit 41 Pflichtspiel-Minuten bei der ersten Mannschaft belohnt wurde, dürfte der zweimalige ghanaische Nationalspieler nicht abgeneigt sein. 

"Otschie [Wriedts Spitzname, Anm. d. Red] bleibt", erklärte Hoeneß zwar zuletzt, aus den Niederlanden und der deutschen Bundesliga soll jedoch weiterhin reges Interesse bestehen. 


Mehr dazu: FC Bayern droht Abgang von U23-Ballermann


Sollte Wriedt den Klub verlassen, darf zumindest hinterfragt werden, ob Neuzugang Dajaku, einer Top-Quote bei den A-Junioren zum Trotz, die Lücke schließen kann. 

Bayern II will "irgendwie die Klasse halten", gab Hoeneß laut "Abendzeitung" dennoch als Ziel aus. Einen ersten Fingerzeig gibt es in Kürze: Am 1. Spieltag der 3. Liga gastieren die Münchner am Samstag bei den Würzburger Kickers.

Marc Affeldt

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