17.06.2019 13:21 Uhr

Chile-Torhüterin Endler verzückt auch US-Idol Solo

Christian Endler steht im Tor der Chileninnen
Christian Endler steht im Tor der Chileninnen

Chiles Christiane Endler hält die US-Stars in Schach und unterstreicht mit ihren Glanzparaden das gestiegene Niveau der WM-Torhüterinnen.

Hope Solo hatte es schon vor dem Anpfiff geahnt. In einem Twitter-Video überschüttete die Ex-Nationaltorhüterin der USA die chilenische Schlussfrau Christiane Endler mit Lob.

"Sie ist echt weltklasse. Sie hat alles, um die Beste der Welt zu sein", schwärmte die Weltmeisterin: "Sie ist kraftvoll, schnell, beweglich, eine tolle Athletin." Als hätte die Chilenin mit dem deutschen Pass diese Lobeshymne vernommen, zeigte sie in ihrer Wahlheimat Paris im WM-Gruppenspiel gegen die USA eine Wahnsinnsparade nach der anderen und hielt die Niederlage des Turnierneulings in Grenzen.

Endler steht gerne im Rampenlicht

0:3 (0:3) endete am Sonntagabend das ungleiche Duell im Prinzenpark - im ersten Spiel hatte der Titelverteidiger Thailand noch mit einem 13:0-Rekordsieg abgefertigt. "Ich bin traurig über die Niederlage, aber zufrieden mit meiner Leistung", resümierte die zur Spielerin des Spiels gekürte Endler.

Die Auszeichnung hatte sie sich redlich verdient: Neun Schüsse kamen auf das Tor der 27-Jährigen, sechs davon entschärfte die Keeperin des französischen Vizemeisters Paris St. Germain mit beeindruckenden Reflexen. "Ich mag es, wenn ich viel zu halten habe, das Rampenlicht und diese Aufregung", sagte Endler.

Dass sie überhaupt auf diesem Level spielt, hat Endler ihrem deutschen Vater zu verdanken. Denn in der Heimat konnte sie erst an der deutschen Schule damit beginnen, den Sport ernsthafter zu betreiben.

Allerdings überwiegend mit Jungs, denn kaum ein Mädchen spielte Fußball. Mit 17 legte Endler sich auf die Torhüterposition fest - und die Teilnahme an der U20-WM 2008 im eigenen Land veränderte ihren Blick auf die Möglichkeiten, die ihr als Fußballerin offenstehen könnten.

Noch immer steckt die Entwicklung des Frauenfußballs in Chile in den Kinderschuhen. Vor drei Jahren wurde das Frauen-Team nicht einmal in der FIFA-Weltrangliste geführt. Die Kapitänin der chilenischen Auswahl sieht sich bei der WM in Frankreich also auch als Botschafterin.

Heimische Liga nur auf Amateurniveau

"Unsere Liga in Chile ist noch auf Amateurlevel, die besten Spielerinnen müssen ins Ausland gehen, um professionell zu spielen", sagte Endler, die selbst schon im College in den USA sowie in England und Spanien spielte, ehe sie vor zwei Jahren zu PSG wechselte. Deshalb sei diese WM so wichtig: "Das Turnier muss der Beginn von etwas Größerem sein, damit sich mehr Mädchen auf professionelle Weise dem Sport widmen können."

Endler selbst ist ja das Paradebeispiel für das international steigende Niveau der Torhüterinnen, die bei vergangenen Turnieren oftmals noch belächelt wurden. "Wir sind grundsätzlich auf einem guten Weg, dass auch diese Position im Training nicht mehr stiefmütterlich behandelt wird", lobte kürzlich DFB-Torwarttrainer Michael Fuchs.

Den ersten WM-Sieg wollen Endler und Co. nun am Donnerstag (15.00 Uhr) holen, wenn es gegen Thailand um den dritten Platz in der Gruppe F geht. Die vier besten Gruppendritten der 24 WM-Teams schaffen den Sprung ins Achtelfinale, mit einem Dreier wäre die K.o.-Runde noch drin. "Das", sagte Mittelfeldspielerin Daniela Pardo, "ist unser Finale."

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