09.06.2019 11:16 Uhr

Couch-Coach Löw mit Ersatzmann Sorg "sehr zufrieden"

Marcus Sorg hat seine Pflicht erfüllt und drei Punkte eingefahren
Marcus Sorg hat seine Pflicht erfüllt und drei Punkte eingefahren

Joachim Löw stellte auf der Couch zufrieden fest: Es geht auch mal ohne ihn. Seine stark verjüngte Nationalmannschaft wächst unter seinem Vertreter Marcus Sorg weiter zusammen.

Joachim Löw hatte sich sein Handy als "Notfallvariante" bereitgelegt - doch als der Bundestrainer schließlich in Borisov durchklingelte, übermittelte er erleichtert Glückwünsche. "Wir haben gesprochen, er hat uns beglückwünscht, war sehr zufrieden", sagte Assistenzcoach Marcus Sorg mit sichtlichem Stolz nach dem nächtlichen Telefonat mit seinem Chef.

Löw sei nach dem souveränen 2:0 (1:0) seiner verjüngten Fußball-Nationalmannschaft in Weißrussland "ganz entspannt" ins Bett gegangen, berichtete Oliver Bierhoff.

Die Tage bis zum zweiten EM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Mainz gegen Estland werde der Bundestrainer im Krankenstand sicher "ruhiger" verbringen, meinte der DFB-Direktor. Und dazu hat Löw guten Grund: Ein Jahr nach dem WM-Desaster ist seiner neuformierten Auswahl auch ohne sein unmittelbares Zutun auf dem Weg zur EM 2020 mit jetzt sechs Punkten ein perfekter Start gelungen. Und seine "jungen Wilden" reifen.

Reus und Sané finden die Lücken im Bollwerk

Das war auch in der Borisov Arena eine gute Autostunde östlich von Minsk zu beobachten. Mit Kapitän Manuel Neuer im Tor, der sogar als Dribbelkönig an der Torauslinie glänzte, dem bärenstarken Abwehrchef Niklas Süle und Mittelfeld-Antreiber Joshua Kimmich ist eine neue, stabile Achse entstanden.

Und vorne schafften es nicht nur die Torschützen Leroy Sané (12.) sowie Marco Reus (62.) trotz ultradefensiver Ausrichtung des Gegners, immer wieder Lücken zu finden.

Bierhoff war nach dem 71. Sieg im 100. EM-Qualispiel deshalb nicht überrascht, dass es von Löw während des Spiels "keine Meldung" gab. "Die Notfallvariante war nicht notwendig", berichtete er zufrieden.

DFB-Elf jagt neuen Rekord

Und so versammelte Sorg am Sonntag nach der Regeneration im Hotel und auf dem Gelände des weißrussischen Verbandes zum Abflug nach Frankfurt eine gut gelaunte Reisegruppe.

"Man merkt: Hier wächst etwas zusammen. Die Spieler verstehen sich gut, die wollen etwas aufbauen. Das hat sich auch im Spiel gezeigt", befand Bierhoff. Sicher, die vielzitierten Automatismen müssten sich "noch ein bisschen einspielen, aber das war auf jeden Fall die richtige Richtung".

Sportlich stimmt die Bilanz jedenfalls. Der erste große Schritt sei das 3:2 bei Erzrivale Niederlande gewesen, sagte Julian Draxler, "den haben wir heute vergoldet". Mit dem 13. Sieg in einem Qualifikationsspiel hintereinander wurde zudem der Rekord aus den Jahren 2010-2012 eingestellt. Die Bestmarke und das weitere Zusammenwachsen sollen gegen die Esten gelingen, Nummer 96 der Weltrangliste.

"Wir mussten den ein oder anderen Widerstand überwinden"

Die Stimmung sei gut, sagte Kimmich, "wir kennen und schätzen uns sehr und mögen uns auch, da haben wir eine gute Konstellation". Wer welche Rolle in der Hierarchie einnehme, kristallisiere sich letztlich bei den Spielen heraus. Noch sechs Qualispiele und den Test im Oktober gegen Lionel Messis Argentinien hat die verjüngte Auswahl Zeit, um für das EM-Jahr 2020 zur Einheit zu werden. Das erklärte Ziel: Titelreife.

Spielen wie gegen die Außenseiter aus Weißrussland oder Estland kommen dabei eine besondere Rolle zu. "Wir mussten den ein oder anderen Widerstand überwinden", sagte Sorg über den äußerst tief gestaffelten Gegner, "das tut der Entwicklung der Mannschaft gut".

Nächste Reifeprüfung gegen Estland

Reus erwartet, dass es gegen Estland "noch ein bisschen schwieriger" wird, "weil sie noch kompakter und tiefer stehen werden" - auch wenn das kaum vorstellbar scheint. Das Mittel? "Wir müssen geduldig sein, die Positionen halten, uns gut bewegen und auf den richtigen Moment warten", sagte Reus. Die nächste Reifeprüfung also vor allem für die Offensive, die sich bei der Lückensuche in Borissow phasenweise noch schwer tat.

Sorg will - natürlich in Absprache mit Löw - weitgehend derselben Elf vertrauen. "Wir wollen Konstanz reinbringen", sagte er. Kimmich begrüßte das ausdrücklich. "Viele Spieler in unserer Generation haben auf ihre Chance gewartet. Jetzt ist sie da - und wir müssen sie nutzen!" Löw schaut schließlich auch von der Couch aus ganz genau hin.

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