25.05.2019 10:52 Uhr

Mutiger Nagelsmann trifft auf Leipzigs Ambitionen

Julian Nagelsmann übernimmt den Trainer-Posten bei RB Leipzig
Julian Nagelsmann übernimmt den Trainer-Posten bei RB Leipzig

Nach dem Pokalfinale räumt Ralf Rangnick seinen Trainerstuhl bei RB Leipzig für Julian Nagelsmann. Der Ex-Hoffenheimer muss große Erwartungen erfüllen, die größten kommen von ihm selbst.

Die Einladung von RB Leipzig zum DFB-Pokalfinale schlug Julian Nagelsmann aus, beim bislang wichtigsten Spiel der noch jungen Klubgeschichte will der neue Trainer lieber keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Doch das wird sich ab der Sommer-Vorbereitung schlagartig ändern. Die Fans, die Konkurrenten, die eigenen Spieler - alle blicken gespannt auf die verheißungsvolle Konstellation in Leipzig.

"Da trifft ein talentierter Trainer auf eine talentierte Mannschaft, aber keiner weiß, wie das wird", sagte Nagelsmann im "kicker"-Interview: "Wenn wir überzeugen als Gruppe, können wir eine interessante Alternative sein." Und zwar zu Branchenprimus Bayern München.

Hochtalentierte Spieler, so die Idee des 31-jährigen Nagelsmann, sollen nach Leipzig kommen und sich sagen: "Dann werde ich eben dort Meister." Er selbst habe sich auch für Leipzig entscheiden, "um irgendwann Titel zu holen".

Nagelsmann wird in Leipzig an Rangnick gemessen

Schon in seiner letzten Saison bei der TSG Hoffenheim hatte Nagelsmann mutig das Ziel "Meistertitel" in den Mund genommen, was die RB-Bosse zusätzlich beeindruckte. Ralf Rangnick, der für Nagelsmann die Trainerbank räumt und auf den Posten als Sportdirektor zurückkehrt, will den Eifer seines neuen Coaches nicht bremsen: "Bei allem Respekt, aber ich glaube, dass wir noch ein bisschen bessere Spieler haben als Hoffenheim. Dann wird er dieses Ziel sicherlich auch mit uns haben."

Wie die Zusammenarbeit zwischen den Alphatieren Rangnick und Nagelsmann funktioniert, ist eine der interessanten Fragen. Nagelsmanns flapsiger Kommentar im vergangenen September, dass nicht Rangnick, sondern Geschäftsführer Oliver Mintzlaff sein "Chef" sei, wurde als kleine Stichelei aufgenommen. Fakt ist: Nagelsmann wird an der starken Saison unter Rangnick gemessen, ein dritter Platz sollte mindestens wieder her.

Doch Nagelsmann wäre nicht Nagelsmann, würde er bei RB alles beim Alten belassen. Es werde "Anpassungen geben", kündigte er an, "weil auch die Gegner in der Lage sind, etwas zu ändern". Die RB-DNA, das überfallartige Pressing, will er aber nicht grundsätzlich verändern. "Ich werde nicht den Fehler machen, rein auf Ballbesitz zu gehen", sagte Nagelsmann. Aber er wolle beim Spiel mit dem Ball "ein bisschen mehr Variabilität entwickeln".

Kritik an Nagelsmann aus Hoffenheim lässt Rangnick kalt

Dass er dies seinen Spielern eindrucksvoll vermitteln wird, davon ist Serge Gnabry fest überzeugt. Der Bayern-Profi trainierte in Hoffenheim eine Saison unter Nagelsmann, er sagte bei DAZN und Spox über die Leipziger: "Ich glaube, dass sie in den kommenden Jahren zu einer Großmacht heranreifen werden."

Die RB-Profis dürften aber auch die Misstöne vernommen haben, die beim Nagelsmann-Abschied in Hoffenheim ebenfalls zu hören waren. "Wir wechseln zu oft das System während des Spiels. Wir sind keine Roboter, sondern Menschen", hatte zum Beispiel Andrej Kramaric öffentlich geklagt.

Rangnick misst dieser Kritik nicht viel Bedeutung bei - im Gegenteil. "Du musst Spieler nerven, jeden Tag aufs Neue, weil du sie entwickeln willst", sagte der 60-Jährige: "Alle Top-Trainer, egal, ob das vor 25 Jahren Arrigo Sacchi war, oder ob das jetzt ein Pep Guardiola, Thomas Tuchel oder Jürgen Klopp ist, sind anstrengend."

Gegen eine anstrengende Zeit mit Nagelsmann haben die RB-Bosse nichts - so lange der Erfolg da ist.

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