24.05.2019 09:13 Uhr

Müldür: "ÖFB hat sich nicht mehr gemeldet"

Mert Müldür steht eine große Karriere bevor
Mert Müldür steht eine große Karriere bevor

Rapid hat mit einem Marathon-Programm zum Schluss die Möglichkeit, die verpatzte (Liga-)Saison zu retten. Die meisten grün-weißen Kicker haben mit ihrer Leistung 2018/19 eher einen Schritt zurück gemacht. Auf Mert Müldür trifft das nicht zu, denn der 20-Jährige entwickelte sich binnen zwölf Monaten vom Amateurspieler zur heißen Transferaktie.

Mit weltfussball sprach der türkische Nationalspieler über sein verpatztes Debüt, das Versäumnis des ÖFB, seinen steilen Aufstieg und seine persönlichen Ziele:

Vor fast genau einem Jahr hast du dein Debüt gegen Salzburg (1:4) gegeben, das wurdest du ins kalte Wasser gestoßen.

Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt, ich war in der Startelf. Es war ein schweres Spiel, wir haben auch mit einer anderen Formation gespielt, also mit einer Dreierkette. Leider ist es nicht so ausgegangen, wie man sich ein erstes Spiel vorstellt. Nach einer Kopfverletzung und Problemen im Oberschenkel musste ich mich auswechseln lassen.

Jetzt kannst du in deiner ersten vollen Saison auf 40 Spiele kommen. Wenn man dir diese Bilanz vor einem Jahr gesagt hätte, hättest du das geglaubt?

Ich hatte immer schon große Ziele und wollte diese so schnell wie möglich erreichen. Ich wollte so schnell wie möglich Profi werden. Da hab ich mir auch nicht viel überlegt, wie ich das machen soll. Aber wenn man mir gesagt hätte, dass ich so viele Einsätze in der Europa League haben werde und dass ich ins türkische Nationalteam einberufen werde, dann hätte ich mich schon hinterfragt, ob das alles möglich wäre. Aber ausgeschlossen hätte ich es auch nicht. Ich bin einer, der an sich selbst glaubt.

Was ist das für ein Gefühl, wenn du dich zum ersten Mal bei FIFA selbst spielst?

(lacht) Die ersten zwei, drei Wochen hab ich tatsächlich nur mit mir selbst gespielt. Das macht schon Spaß, ein super Gefühl. Nächste Saison werden meine virtuellen Werte auch sicher besser sein.

Was musst du noch lernen? Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?

Im körperlichen Bereich habe ich noch Aufholbedarf. Ansonsten muss ich mich natürlich in allen Bereichen verbessern.

Vom Körperlichen sind die Anforderungen für einen Innen- und Außenverteidiger unterschiedlich. Im Zentrum musst du robuster sein, draußen flinker. Musst du dich also hier entscheiden?

Nein, man muss die richtige Kombination finden. Körperlich kann man sich in jeder Lage verbessern, da muss ich nicht zwangsweise extrem breit werden. Man muss einfach fitter werden.

Apropos Fitness. Jetzt stehen noch bestenfalls vier Spiele an. Das wären dann mit der letzten Bundesliga-Runde vier Partien in neun Tagen. Habt ihr noch so viel im Tank, dass ihr auch nach dieser langen Saison eure Leistung abrufen könnt?

Da muss jeder an seine Leistungsgrenze gehen. Aber ich finde generell, dass so ein Rhythmus etwas zu viel des Guten ist. Das ist extrem schwer, man hat kaum Zeit zur Regeneration. Aber wir werden unser Bestes geben.

Mattersburg war zuletzt nicht euer Lieblingsgegner. Durch die Pleite gegen sie seid ihr auch nicht in die Meistergruppe gekommen.

Ja, die musst du auch erst einmal schlagen. Das wird nicht leicht. Es ist unser sechstes Duell mit Mattersburg in dieser Saison. Wir wissen selber, dass wir es uns mit der Niederlage im Frühjahr selber verbaut haben. Aber dennoch haben wir meiner Meinung nach im Frühjahr einen Schritt nach vorne gemacht.

Was ist in dir vorgegangen, als du die Einberufung ins türkische Nationalteam erhalten hast?

Das war unglaublich, ich war sehr stolz. Der Trainer hat mich persönlich angerufen, natürlich war ich nervös.

Hast du dir auch gedacht, dass dich jemand auf die Schaufel nehmen könnte?

Mich hat der türkische Teamkoordinator angerufen und mich dann an den Teamchef weiterverbunden. Da wusste ich dann schon, dass das kein Spaß war. Es war eine große Ehre, für mich war es klar, dass ich diese Einladung annehmen werde. Auch weil ich davor in den Nachwuchsteams für die Türkei gespielt habe.

Hat sich jemals die Frage gestellt ob du für Österreich oder die Türkei spielen wirst?

Die Einberufung vom ÖFB ist nicht gekommen. Sie haben sich zwar einmal gemeldet und wollten mit mir einen Termin für ein Gespräch vereinbaren. Aber dann habe ich nichts mehr von ihnen gehört. In der Zwischenzeit ist die Nominierung von der Türkei gekommen, die hab ich angenommen.

Es gab in letzter Zeit immer wieder Gerüchte, dass du auch auf Vereinsebene in die Türkei wechseln könntest. Lässt dich so etwas kalt?

Natürlich freut man sich, wenn Klubs Interesse haben. Ich konzentriere mich aber nur auf meine Leistung, alles andere klärt mein Manager.

Rapid möchte dich gerne noch ein Jahr behalten. Ist das in deinem Sinne?

Ich selbst möchte da meinen Kopf freihaben und mein Bestes für Rapid geben, an mehr denke ich noch nicht.

Wenn du irgendwann den Schritt ins Ausland machst, hast du ein bevorzugtes Ziel?

Mein Ziel ist es, in einer der Top-5-Ligen, als Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich oder England, zu spielen. Aber die Türkei nehme ich in diese Liste auch mit hinein.

Hast du einen Lieblingsklub in der Türkei?

Nein, eigentlich nicht. Ich mag den türkischen Fußball einfach.

Sagst du das aus Kalkül?

(lacht) Nein, wirklich nicht.

Danke für das Gespräch.

Johannes Sturm

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