22.04.2019 15:44 Uhr

Kölner Zweifel an Anfang wachsen wohl "stündlich"

Markus Anfang ist beim 1. FC Köln nicht mehr unumstritten
Markus Anfang ist beim 1. FC Köln nicht mehr unumstritten

Der 1. FC Köln steht souverän an der Spitze der 2. Bundesliga, dennoch steht Trainer Markus Anfang in der Kritik. Auch Mitfavorit Hamburger SV zeigt im Saisonendspurt große Schwächen.

Der Platz an der Sonne wirkte mit einem Mal schattig, zugig und ungemütlich. Schwer geschlagen verließ der 1. FC Köln das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden, der souveräne Tabellenführer flog "mit Enttäuschung und Wut" zurück ins Rheinland, wie Markus Anfang sagte. Und vor allem den Trainer erwarten in der Heimat nun stürmische Tage.

Völlig verdient hatten die Kölner bei Dynamo Dresden mit 0:3 (0:2) verloren, dabei habe "kein Spieler Normalform erreicht", sagte Anfang: "Wir hätten heute gegen keine Mannschaft gewonnen."

Zudem scheint es innerhalb des Teams zu brodeln. So verweigerte Dominick Drexler, einer der Kölner Topscorer, nach dem Spiel ein Interview mit dem vielsagenden Verweis auf die Kollegen: "Das machen die Stars."

Manager Armin Veh sprach am Ostermontag mit Drexler. "Es ist für mich nichts Dramatisches. Er hat mir erklärt, dass er mit der Aussage keine einzelnen Spieler angreifen wollte. Ich finde, wer ständig seine Leistungen bringt - und das hat Drexler über die Saison hinweg getan - darf auch mal den Mund aufmachen, ohne dass man das direkt auf die Goldwaage legt", äußerte Veh im "Express".

1. FC Köln und HSV führen Doppelleben

Der Topfavorit führt in der 2. Fußball-Bundesliga damit weiter ein Doppelleben: Rauschhafte Siegesserien wechseln sich ab mit unerklärlichen Einbrüchen und mieser Stimmung. Und trotz Rang eins wirkt Anfang vier Spieltage vor Saisonende wie ein Trainer auf Abruf.

Zwar hat der FC als Spitzenreiter (59 Punkte) acht Zähler Vorsprung auf Relegationsrang drei, immerhin sechs sind es auf den ebenfalls strauchelnden Mitfavoriten Hamburger SV. Der Aufstieg ist eigentlich kaum noch zu verspielen. Doch der Vorwurf an den als Konzeptcoach verpflichteten Anfang ist klar: Der 44-Jährige hole aus dem Luxuskader nicht konstant das Optimum heraus.

Sie sieht der "Express" gar "stündlich die Zweifel" wachsen, dass Anfang "der Richtige für das Unternehmen Oberhaus ist", dessen Mannschaft wirke "Woche für Woche träger und hilfloser". Auch das Fachblatt "kicker" fordert: "Jeden Stein umdrehen, ohne Rücksicht auf Namen und Positionen durchgreifen."

Drei Schwächephasen durchlief Anfangs Team in dieser Saison bereits, insgesamt sieben Spiele verlor der beste Kader der Liga. Möglicherweise kommt der Coach in der Bewertung dennoch zu schlecht weg.

Ein Vergleich mit den bisherigen fünf Aufstiegen des Klubs zeigt schließlich: Nur zweimal stand der FC am 30. Spieltag der jeweiligen Saison nach Punkten und Toren besser da, dreimal war die Bilanz schwächer.

1. FC Köln gegen Top-Teams schwach, HSV in der Krise

Allerdings entwickelt Anfangs durchaus wirkungsvoller Offensivfußball vor allem gegen die personell deutlich schwächer besetzten Teams seine Durchschlagskraft - in der ganzen Saison gab es keinen Sieg gegen einen Gegner aus den Top Vier der Tabelle. Auch deshalb fürchtet das Umfeld in Köln ein Scheitern des Anfang-Systems nach einem Aufstieg.

Ganz allein ist der FC mit seinen Sorgen nicht, mit ähnlich großen Erwartungen war Mitabsteiger HSV in die Saison gestartet. Die Hanseaten gaben über weite Strecken ein schlechteres Bild ab als der Tabellenführer.

Nach dem enttäuschenden 1:1 (0:1) am Samstag gegen Erzgebirge Aue wartet die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf seit fünf Ligaspielen auf einen Sieg.

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