19.04.2019 15:06 Uhr

Das James-Mysterium beim FC Bayern

James Rodríguez steht beim FC Bayern vor einer ungewissen Zukunft
James Rodríguez steht beim FC Bayern vor einer ungewissen Zukunft

Um die Zukunft von James Rodríguez bei Fußball-Bundesligist FC Bayern München ranken sich die wildesten Gerüchte. Während der FCB einen Kauf der Real-Leihgabe weiter herauszögert, stehen zahlreiche Interessenten Schlange. weltfussball hat die komplizierte Situation des Mittelfeldspielers unter die Lupe genommen.

Ausgerechnet beim bisherigen Saison-Höhepunkt, der 5:0-Machtdemonstration gegen den BVB vor knapp zwei Wochen, saß James Rodríguez das erste Mal in diesem Jahr über 90 Minuten nur auf der Bank.

Statt auf dem Rasen die Strippen zu ziehen, wurde der Kolumbianer von Trainer Niko Kovac zum unbeteiligten Zuschauer degradiert, der lediglich aus der Ferne zusehen durfte, wie seine Teamkollegen den Rivalen aus Dortmund demontierten.

Unmittelbar vor dem "deutschen Clásico" hatte Kovac zu mehr Defensiv-Arbeit und Leidenschaft aufgerufen: "Verteidigen ist das Einfachste - ein Handwerk. Man muss es von sich aus wollen. Auch, wenn man Künstler ist." 

Ohne Namen zu nennen, eine deutliche Ansage in Richtung James, der beim knappen 5:4-Sieg im Pokal gegen Heidenheim wenige Tage zuvor die nötige Arbeit in der Defensive vermissen ließ.

James spaltet den FC Bayern

Auch beim jüngsten 4:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf blieb dem Künstler als Einwechselspieler nur eine Statistenrolle. Zu wenig für die Ansprüche von James, der aufgrund seines schlechten Verhältnisses zu Kovac schon mit seinem Abgang kokettieren soll.

Dabei schienen die Münchner mit dem Transfer von James einen echten Coup gelandet zu haben. Mit der Empfehlung von 76 Torbeteiligungen in 111 Spielen für Real Madrid und einer atemberaubenden Performance bei der WM 2014 wechselte James im Sommer 2017 auf Leihbasis an die Säbener Straße. Besonderer Clou: Für 42 Millionen Euro sicherten sich die Bayern eine Kaufoption – ein Superstar zum vermeintlichen Schnäppchenpreis also.

Doch die Euphorie ist längst verflogen - die Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus ist völlig offen. Selbst in der Führungsebene der Rot-Weißen herrscht offenbar Uneinigkeit in der Causa James.

Während Karl-Heinz Rummenigge ("Für mich ist James ein Weltstar") eine Weiterbeschäftigung der Real-Leihgabe klar favorisiert, soll Uli Hoeneß kein großer Fan des 27-Jährigen sein. Laut "tz"-Informationen will der Bayern-Präsident die Entscheidung daher dem Trainer überlassen.

Viele Fragezeichen im James-Poker

Aber auch die Trainersituation beim 28-fachen deutschen Meister wirft Fragen auf. Übungsleiter Kovac ist nach dem enttäuschenden Champions-League-Aus im Achtelfinale längst nicht mehr unumstritten.

Zuletzt brachten italienische Medien den vereinslosen Antonio Conte als möglichen Nachfolger ins Spiel. Dieser gilt im Gegensatz zum jetzigen Trainer als Fan des kolumbianischen Strategen.

Trotz der vielen Fragezeichen drängt das James-Lager jetzt auf einen zeitnahen Entschluss. Die Kaufoption der Münchner läuft spätestens am 15. Juni aus.

Eine Weiterverpflichtung von James würde aus bayrischer Sicht aber sogar Sinn machen, wenn man nicht weiter mit dem Offensiv-Star plant. So könnte der 70-fache Nationalspieler direkt gewinnbringend weiterverkauft werden.

Mit Juventus Turin, dem SSC Neapel, Manchester United und dem FC Arsenal werden in den Medien zahlreiche Interessenten gehandelt. Bei einer kolportierten Ablösesumme um die 60 Millionen Euro winkt so ein ordentlicher Gewinn, der in den angekündigten personellen Umbau fließen könnte. Eine Rückkehr zu Real Madrid scheint unter Trainer Zinédine Zidane, der James einst bereitwillig zu den Bayern ziehen ließ, ohnehin ausgeschlossen.

Dass Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Januar einen sofortigen Weiterverkauf noch ausgeschlossen hatte, kann im schnelllebigen Fußballgeschäft durchaus als Nebelkerze interpretiert werden, um sich für anstehende Verhandlungen in Stellung zu bringen.

Überhaupt würde eine feste Verpflichtung auch aus sportlicher Sicht Sinn machen. Nicht zuletzt die drei-Tore-Gala beim 6:0 gegen Mainz 05 am 26. Bundesliga-Spieltag verdeutlichte James' Leistungsfähigkeit.

Schwach in der Champions League, überzeugend in der Bundesliga 

Auch ein Blick auf die Zahlen spricht für den brillanten Techniker: In der Liga war der WM-Torschützenkönig von 2014 alle 102 Minuten an einem Tor beteiligt (7 Tore/4 Vorlagen). Zum Vergleich: Konkurrent Thomas Müller benötigt derzeit im Schnitt 23 Minuten mehr für eine Torbeteiligung.

Einzig in der Champions League stand die bayrische Nummer elf komplett neben sich. Nur eine Vorlage verzeichnete James in insgesamt 337 Minuten Spielzeit.

Angesichts des brodelnden Transfermarktes scheint aber ausgeschlossen, dass die Bayern eine bezahlbare Offensiv-Alternative finden, die eine klare Qualitätssteigerung zum zweimaligen Champions-League-Sieger darstellt.

Überdies steht der südamerikanische Superstar dem globalen Geltungsanspruch des Mia-san-Mia Selbstverständnisses gut zu Gesicht. Knapp 92 Millionen Menschen verfolgen den Bayern-Star in den sozialen Medien. Die gesamte Fußballabteilung des FC Bayern vereint gerade einmal 70 Millionen Follower bei Instagram, Facebook und Twitter.

In Summe dürfte es daher kaum jemanden überraschen, wenn die Münchner in naher Zukunft den vollzogenen Kauf von James vermelden. Ob der Offensiv-Star dann auch weiter das Bayern-Trikot trägt, bleibt aber offen. 

Falk Velten

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten