09.04.2019 08:53 Uhr

Liverpool und City zwischen Meisterschaft und Königsklasse

Richtungsweisende Wochen für Jürgen Klopp und Pep Guardiola
Richtungsweisende Wochen für Jürgen Klopp und Pep Guardiola

Vor dem Viertelfinale in der Champions League müssen Jürgen Klopp und Pep Guardiola einen schwierigen Spagat meistern. Immerhin steht sowohl für den FC Liverpool als auch für Manchester City noch eine Menge auf dem Spiel. Nun müssen die Trainer entscheiden, was (ihnen) wichtiger ist: Der Premier-League-Trophäe oder der Henkelpott?

Freitagabend, 21:36 Uhr Ortszeit, St. Mary’s Stadium: Der FC Southampton empfängt den großen FC Liverpool zum Auftakt des 33. Spieltags und bietet dem Starensemble von der Mersey tapfer Paroli. Zehn Minuten vor Spielende steht es 1:1, der Titelanwärter droht zu stolpern.

Doch dann schnappt sich Mohamed Salah, zuvor knapp zwei Monate torlos, im Mittelfeld den Ball und sprintet über den halben Platz bis in den gegnerischen Sechzehner. Als der Ägypter eine Lücke erkennt, sucht er selbst den Abschluss und trifft akkurat ins rechte Eck.

Was folgt, sind pure Emotionen: Während sich Salah das Trikot vom Leib reißt und den Gästeblock zum Explodieren bringt, ballt Teammanager Jürgen Klopp in typischer Manier die Faust und atmet tief durch. Wohlwissend, welch immense Bedeutung der Treffer für den Ausgang der Saison haben könnte.

Mohamed Salah nach seinem Treffer gegen Southampton
Mohamed Salah nach seinem Treffer gegen Southampton

Jürgen Klopp lobt Liverpools "Mentalitätsmonster"

Durch den Auswärtssieg bei den Saints wendete Liverpool einen drohenden Rückschlag im Titelkampf auf den letzten Metern ab und eroberte vorerst die Tabellenführung von Manchester City, das ein Spiel und zwei Punkte weniger hat, zurück. Die Citizens treten erst am 24. April bei Stadtrivale Manchester United an.

"Ich bin sehr, sehr glücklich über diesen Sieg. Es ist nicht einfach, hier zu gewinnen", sagte Klopp erleichtert und lobte sein Team: "Die Jungs sind Mentalitätsmonster. Wir waren dominant, sind ruhig geblieben und haben auf unseren Moment gewartet." Ihre Geduld wurde belohnt.

Geht es nach den treuen Liverpool-Fans, hat auch das Warten auf die Meisterschaft bald ein Ende. 29 quälend lange Jahre hält die Durststrecke bereits an. Vor dem Endspurt in der Premier League ist die ganze Stadt in heller Aufruhr, schließlich sind die Titelchancen groß wie lange nicht. "Noch fünf Spiele bis zur Unsterblichkeit", titelte das "Liverpool Echo" kürzlich.

Für Klopp, der unter den Anhängern längst Kultstatus genießt, ergibt sich daraus ein nicht zu unterschätzendes Problem. Denn: Die Doppelbelastung aus Liga und Königsklasse könnte den früheren BVB-Coach dazu zwingen, sich für einen der beiden Wettbewerbe entscheiden zu müssen.

Pep Guardiola winkt historisches "Quadruple" mit Manchester City

Doch nicht nur Klopp steckt diesbezüglich in der Zwickmühle. Auch Trainerkollege Pep Guardiola vom ärgsten Konkurrenten Manchester City muss seine Prioritäten ordnen. Vier (!) Titel sind in dieser Saison drin, ein sogenanntes "Quadruple".

Sollten die Sky Blues tatsächlich neben dem bereits gewonnenen Ligapokal auch in der Champions League, der Premier League und im FA Cup triumphieren, wäre allen Beteiligten ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher.

"Es ist unglaublich, was die Spieler leisten. Dass wir überhaupt noch die Möglichkeit haben, alles zu gewinnen, ist ein Wunder", betonte Guardiola.

Und die Möglichkeit ist nicht gering, dass Liverpool und Manchester City auch nach dem Viertelfinale der Königsklasse noch vom Henkelpott träumen dürfen. Gegen den FC Porto (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) sind die Reds turmhoher Favorit, auch City gilt bei den Buchmachern als wahrscheinlicher Sieger des rein englischen Duells mit Tottenham.

Klopp sicher: Liverpool-Fans würden für den Titel "aus dem 16. Stock springen"

Klopp erklärte unlängst, die Ansprüche in Europa trotz des engen Meisterschaftsrennens nicht runterschrauben zu wollen. "Wir sind sehr ehrgeizig", sagte der 51-Jährige. "Es ist in Anfield, es ist das Viertelfinale, das ist ein großes Ding für uns."

Zudem sei es erst die zweite Spielzeit im Konzert der Großen: "Wir sind nicht Real Madrid, die das die letzten drei Male gewonnen haben. Wir mögen den Wettbewerb und werden alles versuchen, um ihn zu gewinnen."

Gleichwohl weiß er um die Bedeutung der Liga. Die Fans würden für die Meisterschaft "aus dem 16. Stock springen" - und dafür sogar die Champions League "abschenken", mutmaßte Klopp im Vorfeld des Porto-Spiels.

Beim schwerreichen Kontrahenten aus Manchester stellt sich die Situation ein wenig anders dar. Nach drei Meistertiteln in den letzten sieben Jahren steht die Königsklasse im Vordergrund, die Sehnsucht nach internationaler Anerkennung ist riesig.

Da kommt es nicht von ungefähr, dass englische Medien zuletzt bereits (augenzwinkernd) einen Kompromiss zwischen Liverpool und ManCity ins Spiel brachten: Die Reds überlassen den Sky Blues die Champions League, im Gegenzug wandert die Meistertrophäe nach Anfield.

Jürgen Klopp legte umgehend sein Veto ein. Auf die Frage eines Journalisten, der mehr über Liverpools Prioritäten erfahren wollte, entgegnete der Deutsche: "Warum sollten wir nicht beide (Titel; Anm.d.Red) gewinnen können?"

 

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