05.04.2019 15:23 Uhr

Pavard vor Bayern-Wechsel: Verloren in der Vielseitigkeit?

Wie wird der FC Bayern Benjamin Pavard einsetzen?
Wie wird der FC Bayern Benjamin Pavard einsetzen?

Für Benjamin Pavard steht im Sommer mit dem Wechsel zum FC Bayern München der nächste große Karriereschritt an. Doch statt beim VfB Stuttgart noch ein wenig Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben beim deutschen Fußball-Rekordmeister zu tanken, befindet sich der Weltmeister mit den Schwaben mitten im Abstiegsstrudel und damit auch persönlich in einer der schwierigsten Phasen seiner Karriere.

Eine Lage, die den Einstieg an der Säbener Straße nicht leichter macht, zumal noch unklar ist, wie genau die Münchner den Franzosen überhaupt einsetzen werden.

"Pavard agiert als Abwehrchef neuerdings wieder weltmeisterlicher als in den Spielen zuvor als rechter Verteidiger", bewerteten die "Stuttgarter Nachrichten" die jüngste Leistung des Franzosen beim Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt. Und das, obwohl der VfB diese Partie gerade mit 0:3 verloren hatte.

Bereits vor einigen Wochen gestand Markus Weinzierl indirekt ein, dass es keine gute Idee war, den 23-Jährigen zeitweise als Rechtsverteidiger einzusetzen.

"Pavard hat im Abwehrzentrum zwei sehr gute Spiele gemacht. So muss er weitermachen", lobte der Trainer, nachdem er den 23-Jährigen für die Spiele gegen RB Leipzig (1:3) und Werder Bremen (1:1) wieder in die Mitte beordert hatte. Der Franzose sei "ein wichtiger Faktor" für die Stabilisierung der Abwehrmitte.

Auch wenn Pavard selbst nicht müde wird zu betonen, dass es ihm keine Probleme bereitet, im Nationalteam auf der rechten Außenbahn eingesetzt zu werden, macht er doch zugleich keinen Hehl daraus, dass er sich in der Zentrale wohler fühlt.

Nicht ganz zufällig wirkte er in den Partien gegen Freiburg (2:2) und Düsseldorf (0:3), in denen er als Rechtsverteidiger ran musste, zeitweise frustriert, die "Stuttgarter Zeitung" bescheinigte ihm gar einen "lustlosen Eindruck". 

In der Innenverteidigung wird es beim FC Bayern eng

Im vergangenen Sommer sah das noch ganz anders aus. Damals wurde er in der französischen Nationalmannschaft aus der Not heraus auf die dünn besetzte Außenbahn geschoben, fiel bei der WM durchaus positiv auf und schoss sich spätestens mit seinem Traumtor im Achtelfinale gegen Argentinien ins Herz der französischen Nation.

Doch gleichzeitig vernebelte dieser Treffer ein wenig, dass sich Pavard teils schwer tat, die defensiven Aufgaben mit den nötigen Offensivakzenten in Einklang zu bringen. Der "kicker" bescheinigte dem Franzosen allein gegen die Albiceleste eine "gute" Leistung, in den restlichen Partien tendierte das Fachmagazin nur zu Bewertungen im "ausreichenden" Bereich.

Es kristallisierte sich heraus, dass die Paraderolle des Weltmeisters im Zentrum liegt. Doch genau dort wird es beim FC Bayern für den Neuzugang eng. Mit Landsmann Lucas Hernández hat der deutsche Rekordmeister gerade erst 80 Millionen Euro für einen weiteren vielseitigen Abwehrspieler investiert, der vornehmlich in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen wird, da seine Zweitposition auf der linken Seite bereits mit Platzhirsch David Alaba besetzt ist.

Pavard wird sich beim FC Bayern anpassen müssen

Neben Hernández, den Pavard bestens aus der Équipe Tricolore kennt, wird in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit Niklas Süle auflaufen, der sich in dieser Saison zur unumstrittenen Stammkraft gemausert hat. Somit bliebe für Pavard, für den die Münchner 35 Millionen Euro an den VfB überweisen, im von Niko Kovac favorisierten System mit vier Abwehrspielern nur die rechte Seite übrig. Und auch nur dann, wenn Joshua Kimmich auf die Sechserposition ins defensive Mittelfeld vorrückt, die er neuerdings auch in der Nationalmannschaft bekleidet.

Kovac jedenfalls ließ bereits bei der Bekanntgabe der Verpflichtung des Franzosen durchklingen, dass er ihm die Rolle auf rechts zutraut. "Er hat in der Bundesliga schon bewiesen, dass er sehr, sehr große Fähigkeiten hat - nicht nur auf der Innenverteidigerposition, sondern auch auf der Außenverteidigerposition. Er ist ein Spieler, den man mehrfach einsetzen kann", freute sich der aktuelle FCB-Coach über die Flexibilität Pavards.

Geht es nach dem 23-Jährigen, ist klar, wo er eingesetzt werden sollte: "Ich spiele am liebsten als Innenverteidiger", betonte er gegenüber "Bild", nur um sicherheitshalber hinzuzufügen: "Wenn mich der Trainer rechts hinten [...] sieht, ist das für mich kein Problem. Ich werde mich anpassen."

Gut möglich, dass der Youngster gar keine andere Wahl hat, wenn er in München auf ausreichend Spielzeit kommen will. Ob er allerdings als Rechtsverteidiger kontinuierlich weltmeisterliche Leistungen abrufen kann, bleibt vorerst abzuwarten.

Chris Rohdenburg

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