24.03.2019 13:01 Uhr

Elftal-Experte: Das hat Holland dem DFB-Team voraus

Leroy Sané ist der große Hoffnungsträger der DFB
Leroy Sané ist der große Hoffnungsträger der DFB

Wieder einmal kommt dem Länderspiel-Klassiker Niederlande gegen Deutschland eine ganz besondere Bedeutung zu. Während die Elftal nach dem 4:0-Auftakt gegen Weißrussland schon wieder voll in der Spur ist, sucht die DFB-Truppe noch nach sich selbst. 

Gilt die Niederlande mittlerweile sogar als Favorit gegen das Team von Bundestrainer Joachim Löw? Droht ein erneutes Debakel wie vor einem halben Jahr beim 0:3 in der Nations League? Und auf wen wird die Deutsche Elf besonders achten müssen?

Antworten liefert Holland-Experte Marco van Wijngeeren, Chefredakteur des niederländischen Portals voetbal.com. Im exklusiven Gespräch mit weltfussball.de wird deutlich, dass der formschwache Ex-Weltmeister in den Niederlanden weiter großen Respekt genießt. Unabhängig davon, wen Joachim Löw ins Aufgebot nominiert.

Immerhin hat der Bundestrainer reagiert und die DFB-Elf in allen Mannschaftsteilen umgekrempelt. Aus der Elf, die beim 0:3 in der Johan Cruyff ArenA im letzten Oktober das Krisenjahr nach der verpatzten WM nahtlos fortsetzte, hat Joachim Löw mittlerweile sechs Spieler aussortiert.

Das Bayern-Trio Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller wurde gleich komplett aussortiert, die weiteren Akteure Jonas Hector, Emre Can und Mark Uth spielen zumindest momentan keine Rolle in der Nationalmannschaft. 

Ganz anders bei den Niederländern: "Es gibt wenig Neuigkeiten im Kader. Wirklich neue Spieler sind nicht dabei. Steven Berghuis von Feyenoord und Davy Pröpper von Brighton & Hove Albion sind zurück im Team, ich erwarte aber nicht, dass sie in der Startelf stehen. Es sieht so aus, dass sich Bondscoach Ronald Koeman für einen festen Stamm entschieden hat", so Elftal-Experte van Wijngeeren zu weltfussball.de.

Bondscoach Koeman hat seine Stammformation vorerst gefunden

Schon gegen die Weißrussen, die am Donnerstagabend glatt mit 4:0 aus der Rotterdamer Arena "De Kuip" geschossen wurden, bestätigte sich dieser Eindruck. Mit Cillesen im Tor, de Ligt, van Dijk und Blind (erfahrenster Oranje-Spieler mit knapp 60 Länderspielen) in der Abwehrkette, sowie mit den Mittelfeldspielern beziehungsweise Angreifern Wijnaldum, de Jong, Depay, Bergwijn und Babel wurden unter Koeman neun der elf Positionen zuletzt klar vergeben. 

Die Niederländer profitieren bereits von dieser neuen Konstanz, wirken deutlich eingespielter und ausbalancierter als die DFB-Elf, die noch nicht mal ein präferiertes Spielsystem gefunden hat. 

Für die Bundesliga ist derweil kein Platz bei Oranje. Javairo Dilrosun von Hertha BSC spielt in der U21, Wolfsburg-Knipser Wout Weghorst wurde ebenso nicht nominiert wie Davy Klaassen von Werder Bremen und Jetro Willems von Eintracht Frankfurt. 

In einem sehr homogenen niederländischen Team brillierte zuletzt vor allem Außenstürmer Memphis Depay, der gegen Weißrussland zweimal knipste und zweimal auflegte.

Defizite sieht van Wijngeeren in erster Linie auf den defensiven Außenbahnen: "Daley Blind spielt prima hinten links, aber er ist kein wirklicher Linksverteidiger. Willems würde dort besser passen, hat aber zuletzt in Frankfurt nicht mehr von Beginn an gespielt. Hinten rechts spielt Koeman am liebsten mit Kenny Tete, der aber in Lyon nicht viel spielt", erklärt van Wijngeeren. 

Baustelle Sturmspitze: "Es fehlt ein richtiger Topspieler"

Die zweite große Baustelle sieht der Oranje-Fachmann in der Sturmspitze. Trotz seines jüngsten Gala-Auftritts gegen die Weißrussen: Weder Memphis Depay, noch Ryan Babel oder Luuk de Jong haben zuletzt über einen längeren Zeitraum Bestleistungen im Trikot der Elftal gebracht.

"Es fehlt ein richtiger Topspieler in der Spitze", bringt es van Wijngeeren auf den Punkt. Gegen die Deutsche Nationalmannschaft rechnet er aber mit der gleichen Startelf wie beim 4:0-Sieg gegen Weißrussland, der den ersten Auftakterfolg in eine Qualifikation seit neun Jahren bedeutete.

Mit Virgil van Dijk wissen die Niederländer überdies den derzeit wohl besten Innenverteidiger der Welt in ihren Reihen. Diesen Anspruch hegt auch Youngster Mattijs de Ligt, der als 19-Jähriger bereits Stammspieler und Ajax-Kapitän ist. Für van Wijngeeren steht fest: "Momentan ist Van Dijk der Leader im Team, er hat sowohl zuletzt gegen Deutschland als auch mit Liverpool gegen Bayern überragend gespielt. Den Ajax-Youngstern de Ligt und de Jong gehört die Zukunft, sie sind absolute Top-Talente!"

Holland hat Bock die Elftal: "Stimmung ist sehr positiv"

Anders als hierzulande, wo spätestens seit dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM in Russland eine tiefgreifende Nationalmannschafts-Lethargie eingesetzt hat, wird die Elftal beim Nachbarn mit Begeisterung verfolgt. Van Wijngeeren rechnet fest damit, dass sich das auch auf die Atmosphäre in der Amsterdamer Arena übertragen wird.

"Die Stimmung im Land ist gut und sehr positiv. Wir sehen Deutschland immer noch als besseres Fußballland an. Beim 2:2 im Nations-League-Rückspiel hätte Deutschland auch gewinnen können, hat aber die Chancen nicht genutzt. Der Fußball in Deutschland ist immer noch gut. Bei Oranje wird alles passen müssen, um erfolgreich zu sein. Es wird wieder mal eine schwierige Aufgabe", ist sich Elftal-Experte Marco van Wijngeeren sicher. 

Das Gespräch führte Mats-Yannick Roth

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